Ich erinnere mich,
dass ich als Kind jeden Sommer einen furchtbaren Sonnenbrand hatte und hohes Fieber bekam. Sonnenöl gab es nur mit geringer Wirkung und war viel zu teuer. Irgendwann habe ich dann gemerkt, dass ich immer, wenn ich aus dem Wasser komme, sofort ein T-Shirt anziehen muss.
Ich war sehr stolz darauf keine Pickel zu haben wie viele andere Jungen, auch später in der Pubertät nicht. Ich habe meine Haut gerne angesehen und manchmal gestreichelt.
Das einzige, was mich störte, war, dass ich viele Leberflecke hatte. Ich glaube, das stimmte gar nicht, aber ich hatte jedenfalls überall Leberflecke.
Ich dachte, jeder müsste das sehen und was würden sie dann von mir denken? „Der mit den vielen Leberflecken“?
Also legte ich immer ein Handtuch über die Schulter, betont lässig, aber so dass man möglichst keine Leberflecken sehr konnte.
Einen besonders dicken Leberfleck am Bauch hat mir mein Bruder im Streit einmal rausgerissen. Beim Spielen in der Trümmer hatten wir Krach bekommen. Es hat furchtbar geblutet und weh getan. In das alte Poesiealbum meiner Mutter schrieb er dann „Wenn dir dein Bruder weh getan, sei wieder gut und denk nicht dran…“
Vor dem Hallenbad habe ich auch zum ersten Mal einen Neger – wie wir damals noch arglos sagten – gesehen. Jedenfalls bewusst gesehen. Er wollte ins Hallenbad, was ich irgendwie merkwürdig fand.
Ich habe nie ganz verstanden, was an der Bezeichnung „Neger“ rassistisch ist, aber ich halte mich daran, weil jeder einfach darüber selbst entscheiden kann, wie er benannt werden will. Oder er oder sie oder wie immer man heute sagt.
Didi sagte damals: „Guck mal, da kommt ein Brikett“. Das fand ich gemein, heute würde ich „rassistisch“ sagen. Aber ich mochte Didi trotzdem. Er war ein Jahr älter als ich und ein toller Junge. Er wohnte nebenan in einem Haus, das noch finsterer war als unseres. Ein richtiges Loch, fand ich.
Meine Haut macht mir selten zu schaffen. Ab und zu taucht eine Allergie auf, dann bekomme ich vom Arzt eine Salbe und sie ist wieder weg,
Schreib über deine Haut. Über Pickel, Deine Hautfarbe, Deinen Rassismus.
In ihrem Buch „Leben Schreiben Atmen“ schreibt Doris Dörrie wundervolle kleine Geschichten und gibt Anregungen zum Selber Schreiben:
1. Schreib zehn Minuten ohne Pause. Am besten mit der Hand. Laß Dich treiben.
2. Denk nicht nach. (Wenn man zu viel nachdenkt, hört man prompt auf zu schreiben.)
3. Kontrollier nicht, was du schreibst,. Mach Schreibfehler, Grammatikfehler, schreib Blödsinn.
Die Themen leiten sich aus einer Erinnerung ab, die sie selbst geschrieben hat.