Der 4. Juli war immer einer der wunderbarsten Tage meiner späten Kindheit. Da gingen wir zu den Amis. Ende der fünfziger Jahre hatte mein Vater, der bis dahin versucht hatte, seinen Installateurbetrieb durch die Nachkriegszeit zu retten, sich endlich entschlossen, eine feste Anstellung zu suchen.
Er fand sie ausgerechnet bei den Amis, eigentlich ihm eher verhasste Menschen. Aber nun arbeitete er bei „The Stars and Stripes“, der amerikanischen Soldatenzeitung, die in Darmstadt (genauer: in Griesheim bei Darmstadt) auf dünnem rosa Papier produziert wurde.
Mein Vater konnte kein Englisch, das machte es nicht ganz einfach. Aber es ging wohl.
Jeden Tag kam einer der roten Armeebusse zum Weißen Turm in Darmstadt gefahren und holte die deutschen Mitarbeiter von Schdars’nschdreibs, wie wir auf gut Englisch sagten, ab zum Griesheimer Sand.
Der Griesheimer Sand war Deutschlands erster Flugplatz. Nach dem Krieg nahm in die Army in Beschlag und so war das ein hervorragender Standort für die Verteilung der Truppenzeitschrift.
Zum amerikanischen Nationalfeiertag am 4. Juli wurden die Familien eingeladen. Das war ein Riesenvolksfest, „Party“ sagten die Amis dazu – ein Begriff, den wir damals nicht kannten.
Es gab alles umsonst und vor allem gab es Icecream in riesengroßen Bechern – so viel man wollte. Und wir wollten viel. Amerikanische Icecream gabs auf den Jahrmärkten erst viel später – wir waren die ersten, die sie in Deutschland genießen konnten. Köstlich. Und dazu Cola in Mengen und Spareribs oder was die Amis sonst noch hatten.
Spiele gabs natürlich auch. Hufeisenwerfen zum Beispiel. Abends fuhren uns dann die Amibusse beladen mit Gewinnen und mit einem Becher Icecream in der Hand wieder „in die Stadt“.
In einem Jahr fand die Party nicht statt, stattdessen fuhren wir mit unzähligen Bussen nach Rüdesheim und von dort auch fuhren drei Dampfer mit der ganzen Firma nebst Familien rheinabwärts bis Koblenz und wieder zurück nach Rüdesheim. Halt gemacht wurde in Niederheimbach, um dort den Märchenhain zu besuchen. Für die Hunderte Besucher waren die 132 engen Treppenstufen bis zum Märchenhain nicht gerade geschaffen.
Heute, am 4. Juli, feiern die USA den Independence Day als Tag der Staatsgründung vor 234 Jahren
Anubis 4. Juli 2010
Schöne persönliche Erinnerungen an diesen amerikanischsten aller amerikanischen Feiertage!
Ich weiß noch, dass ich den Kinofilm „Geboren am 4. Juli“ mit Tom Cruise seinerzeit so langatmig und langweilig fand, dass ich fast früher gegangen wäre (etwas, was ich im Kino NIE mache)…
Und vor 4 Jahren dachte ich, der 4. Juli wäre doch ein angemessenes Geburtsdatum für eine väterlicherseits Viertel-Amerikanerin, aber meine Tochter zog es dann vor, am 7.7. auf die Welt zu kommen.
Wie auch immer, sollte ich jemals in die USA reisen, würde ich das bevorzugt so tun, dass ich am 4.7. dort bin und die Feierlichkeiten mitbekomme.