So begann ein Lied, das wir manchmal auf Fahrt gesungen haben. Zum Beispiel bei unserer Rheinhöhenwanderung in den frühen 60ern.
Wir wanderten von Oberwesel nach Bingerbrück, eine Station war die Jugendburg Stahleck in Bacharach.
Nicht bewusst war mir bei unserer letzten Lahnwanderung, dass Burg Balduinstein die Jugendburg des Nerother Wandervogels ist (betrieben vom „Freien Bildungswerk“).
Viele Male war ich mit Konfirmanden auch auf der Jugendburg Rieneck der Christlichen Pfadfinder am Main.
„Jugendburgen“ sind mittelalterliche Burgen, die seit der Jugendbewegung im Laufe des 20. Jahrhunderts als Begegnungstätten umgebaut wurden. Davon gibt es in Deutschland 23.
Am bekanntesten ist vielleicht Burg Waldeck durch die legendären Waldeck-Festivals, die erste Open-Air-Festivals Deutschlands.
Ende der 60er kam ich dann zum ersten Mal auf „unsere“ Jugendburg, Burg Hohensolms, ein paar Kilometer von hier.
Heute bin ich dort im Vorstand des „Freundeskreises Hohensolms“.
Eine Reise in meine Vergangenheit: Besuch im Archiv der Jugendbewegung
Letzte Woche unternahm ich eine kleine Reise in einen wichtigen Teil meiner Vergangenheit.
Wir besuchten die Jugendburg Ludwigstein im Werratal. Ludwigstein ist „die“ Burg der Jugendbewegung. Sie wurde 1920 gekauft und von den den Bünden der Jugendbewegung zur Jugendburg und zum „Erinnerungsmal für die im 1. Weltkrieg gefallenen Kameraden“ erbaut.
Heute arbeiten dort das „Archiv der Deutschen Jugendbewegung“, inzwischen Teil des Hessischen Staatsarchives , eine Jugendbildungsstätte und die Burg als Begegnungs- und Tagungsstätte. Sie ist Sitz des „Rings Junger Bünde“, in dem sich viele Nachfolgeorganisationen der Jugendbewegung zusammengeschlossen haben.
Dass Halstuch, Knoten und Koppel noch in meinem Zimmer hängen, zeigt wie wichtig für mich die Evangelische Jugend war.
Wie ich dorthin kam, habe ich hier beschrieben.
Wir gehörten nicht zur Bündischen Jugend, waren Teil der verfassten Kirche. Aber wir betrachteten uns durchaus als Nachkommen der Jugendbewegung.
Zeltlager, Wander- und Trampfahrten, Abende am Lagerfeuer und viele viele Lieder verbanden uns.
In den 6oer Jahren blühten die Jugendbünde neu auf, neben den „Jugendverbänden“ gab es auch alte Bünde: die Nerother, die Freischar, die d.j.1.11., den Bund Deutscher Jungenschaften und wie sie alle hießen, Wir trafen uns bei Zeltlagern und Treffen des Stadtjugenrings.
Die „Christdeutschen“
Hohensolms entstand als Jugendburg des „Bundes Christdeutscher Jugend“. Mein Vater gehörte zu den Christdeutschen, bis sie 1933 in die HJ überführt wurden.
„Was für ein Name“ wirst Du jetzt denken. Und hast teilweise, aber nur teilweise, Recht.
Der Name „Christdeutsch“ zeigt, wem sich dieser Bund verpflichtete: dem Christlichen und dem Deutschen. Bewusst wurde das „Christ“ an den Anfang gestellt, es sollte an erster Stelle stehen – in der Konsequenz sind die Christdeutschen später zur Bekennenden Kirche gestoßen.
Nicht ohne erbitterte Auseinandersetzungen und viele, die sich abwandten.
Aber da stand eben auch das „Deutsch“. Dahinter stand wie nahezu der gesamten Jugendbewegung völkisches Gedankengut, vielleicht die Gruppen der Arbeiterjugend ausgenommen.
Der „Freundeskreis Hohensolms“ ist sozusagen die Nachfolgeorganisation der Christdeutschen. Weil Teile unseres Archivs an das Ludwigsteiner Archiv abgegeben wurde, sind wir dorthin gefahren, um ein wenig in unseren alten Unterlagen zu stöbern.
Wie hat uns die Burg verbunden!
Unvergessen jeder Tag,
unvergeßne Abendstunden,
da das Land im Traumlicht lag!
Steht noch einmal auf dem Felsen,
blickt ins Tal, wie sich’s gebührt,
wo der Strom im Weiterwälzen
seine Strudel mit sich führt.
Lieder, die wir hier gesungen,
Fragen, die wir hier gefragt,
und was innen mitgeklungen,
ungefragt und ungesagt,
laßt es uns getreu bewahren,
all das leise Überein!
Wer wie wir das Glück erfahren,
kann nie wieder glücklos sein.
Manfred Hausmann
Eines unserer Lieblingslieder auf unseren Fahrten:
Trampen wir durchs Land
Fortsetzung folgt: Die „dunkle Seite“ der Jugendbewegung
Edward von Roy 16. April 2022
Wie hat uns die Burg verbunden
Melodie: Robert Götz,
Text: Strophen 1 bis 3: Manfred Hausmann
Strophen 4 und 5: Meinulf Barbers für das Bundes- und Burgfest 1959
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