Du hast keine Ahnung, was das sein soll?
Naja hessisch – was es ja sowieso nicht gibt – also, speziell Frankforderisch oder gar Darmschdedderisch (=Darmstädterisch) spricht ja auch keiner mehr.
Ich werde dich also gleich aufklären, was „e silwer Waddeweilsche“ is.
Aber zunächst: daran gedacht habe ich, als ich den neuesten Eintrag von meiner bislang einzigen „Blogfreundin“ Tara- Anne gelesen habe, deren Einträge ich immer wieder gerne lese.
Also da berichtet sie aus ihrer Kindheit und einer ihrer ersten frustrierenden Begegnungen mit dem Pfälzer Dialekt. Nun ist es nicht zu glauben, aber irgendwie verläuft die Dialektgrenze so, dass das Pfälzische dem Darmstädterischen nicht unähnlich ist und nicht nur das, man kennt auch die gleiche „Sprich“ (Sprüche).
Und da erzählt sie, wie sie als Kind tief enttäuscht war, als sie zu Weihnachten nicht das versprochene golden Wartnocheinweilchen bekam.
Also: ich bin jedesmal wieder darüber als Kind sauwütend geworden, wenn mir mein Vater auf meine Frage „Ei wos krigg ich dann zu Weihnachde? antwortete: „E silwer Nixersche unn e golden Waddeweilsche“.
Die meisten Menscchen halten mich ja für ruhig und ausgeglichen und meistens bin ich das auch. Aber zu meinen besten Eigenschaften gehört auch die Neugier und immer vor Weihnachten und im Februar, wenns auf meinen Geburstag zugeht, befällt mich heute noch die Unruhe, was ich wohl schönes geschenkt bekomme. Da war die Standardantwort meines Vaters hundsgemein, fand ich. Ich konnte jedenfalls nicht warten und immer, wenn sie weg waren, hab ich schnell alle Schränke durchkramt. An Weihnachten wusste ich meistens schon, was ich bekomme. Aber „dann freust du dich doch an Weihnachten gar nicht mehr“ hab ich nie geglaubt… man konnte sich doch viel länger freuen…
Wenn ichs mal nicht wusste, habe ich meine Eltern sehr bewundert, dass sie ein Versteck gefunden hatten, das mir verborgen geblieben war.
An dem kleinen Wort Waddeweilsche, das natürlich auch „Warte ein Weilchen“ heißt, kann man gleich zwei wichtige Eigenheiten des Darmstädter Dialekts – „Heiner-Deutsch“ oder besser „Hoinerdeitsch“ lernen:
1. die Heiner (Darmstädter) sprechen kein R
2. ch wird zu sch, merkwürdigerweise – weil wir nicht wissen, wie ch gesprochen wird, wird sch auch ab und zu ch“
Als ich mit 13 zum Austausch 3 Wochen in England war, haben die Engländer sich schief gelacht, wie ich „Grieschich“ ausspreche. Bisher dahin war das noch nie einem aufgefallen.
So liebe Tarah-Anne, aber eines muss ich dir sagen: Du hättest besser auf deine Mutter hören sollen und noch ein kleines bisschen warten sollen mit deinen Weihnachtsseiten, denn jetzt haben wir erst mal noch morgen Totensonntag. Und Advent beginnt erst am Sonntag drauf…
Tara-Anne 19. November 2005
Herrlich, genau so hat es meine Mutter gesagt, *lach*. Und du hast es wieder mit soviel Humor und Augenzwinkern erzählt. Danke dafür.Ich bin immer ganz begeistert , wie schön du schreiben kannst.
Übrigens, der Adventskalender macht seine Türchen erst ab dem 1. Dezember auf, und auf den Winterseiten, die jetzt schon erreichbar sind, werd ich heute noch mal auf den Totensonntag eingehen. Heute ist übrigens auch der Todestag meines Vaters, war schon auf dem Friedhof, heute hatte es das erste mal Raureif hier, das sah echt toll aus.
Also danke noch mal für deine lieben Kommentare und die lustigen Berichte.
PS. Tara-Anne schreibt sich mit ohne H, soviel Zeit muß sein. *g* 😉
LG Anne