Am aufregendsten war Ostern in Aumenau, jenem damals kleinen Dorf an der Lahn, in dem ich als Kind immer wieder war, weil dort meine Oma und mein Opa wohnten, in dem ich auch einmal, als meine Mutter krank war, die Schule besuchte. Da saß man noch im Pult mit Tintenfässchen, schrieb mit einem Griffel auf Schiefertafeln und bekam ab und zu von Lehrer Wenzel mit dem Rohrstöckchen auf die Finger geschlagen, wenn man böse war oder seine Fingernägel nicht sauber gemacht hatte, die man vorzeigen musste.
Ostern spielte sich dort vorwiegend nicht im eigenen Haus, sondern in der Dorfgemeinschaft ab.
Am Ostermorgen fanden wir Kinder im Hof irgendwo ein vom Osterhasen verstecktes Körbchen – das war wie zuhause in der Stadt. Aber jetzt ging es los.
In dem Körbchen war nämlich noch viel Platz. Und damit gingen wir dann von Haus zu Haus. Wünschten überall frohe Ostern und bekamen überall Eier in die Körbchen gelegt.
Das war immer noch nicht alles. Alle Kinder aus dem Dorf trafen sich dann an der Lahn. es eignete sich nur eine Stelle, die vor dem Hotel „Lahngold“, weil es da einen kleinen Abhang zur Lahn hin gab. Den brauchte man für da Eierrollen.
Es gab nämlich zwei Spiele da: das „Eierkibbeln“ und das „Eierrollen“
Beim Kibbeln stoßen die Kinder jeweils ein Ei gegen das eines anderen Kindes, vorsichtig, aber fest genug. Und das Ei, dessen Schale dabei platzt, bekommt das andere Kind.
Dann wurde das Eierrollen gespielt. Dazu musste man das Ei vorsichtig werfen, so dass es zwar möglichst weit kam, aber nicht kaputt ging. Wessen Ei heil blieb, der bekam die anderen.
Alle Kinder hatten durch das Sammeln bei den Nachbarn Unmengen von Eiern. Der Haken für mich war: ich aß damals gar keine gekochten Eier!
Aber zu meinem – natürlich nicht gezeigten – Staunen gab es immer Kinder, die man überreden konnte, ein Schokoladenei gegen zwei, drei oder meinetwegen zehn gekochte Eier zu tauschen.