Der vierte Spaziergang war fast so etwas wie das Pflichtprogramm. Natürlich muss man im Louvre gewesen sein und natürlich muss man die Mona Lisa gesehen haben.
In Frankreich gibt es nur eine eingeschränkte „Panoramafreiheit“. So darf die Pyramide des Louve, weil sie noch unter Urheberrecht steht, nur fotografiert werden, wenn sie nicht im Mittelpunkt des Bildes steht.
Gut, wir haben sie gesehen. Aber hinterher ist man schlauer. Wir hätten die vielen Warnungen bedenken sollen, hätten nur in den Louvre gehen sollen, wenn wir uns einen Tag Zeit nehmen, in Ruhe durch den Louvre spazieren zu gehen, die Mona Lisa nicht angeguckt hätten, stattdessen eines der vielen schönen kleineren Museen…
Hätte hätte Fahrradkette.
Mit dem schönen 58er fahren wir zur Pont Neuf und gehen hinüber zum Louvre. Wir haben Karten im Internet bestellt und können uns in die Schlange „mit Karten“ einreihen. Sie ist nur etwas kürzer als die andere. Kein Wunder, denn beide führen erst einmal zu Sicherheitskontrollen. Dafür können wir dann innen an der Schlange vorbeiziehen… – denken wir.
Die wirkliche Schlange beginnt erst später, wenn man zur Mona Lisa will. Aber das wissen wir noch nicht. Entgegen unserer Gewohnheit haben wir auch Audio-Guides genommen, die uns unter anderem den Weg zur Mona Lisa zeigen sollen. Tun sie aber nicht. Nachdem wir mehrmals über Stockwerke geirrt sind, fragen wir.
Glücklicherweise haben wir uns beim Umherrirren einiges ansehen können.
„Ja, auf der anderen Seite“ – noch einmal ganz zurück und dann heißt es warten.
In einer langen Schlange, die sich quälend über Stockwerke (jeweils wie in manchen Kaufhäusern in jedem Stockwerk um den Gang herum auf die andere Seite) nach oben quält, um dann schließlich in einem Raum mit ihr zu sein und Hunderten anderen, die sich an sie herantasten, einen Moment stehen dürfen, um dann weitergescheucht zu werden.
Noch einmal gehen wir durch die Hallen…
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Hinter dem Louvre finden wir den Garten des „Palais Royal“ und suchen da nach einem schönen Lokal. Indes: ich bin einem Irrtum aufgesessen – das gesuchte Restaurant befindet sich nicht im Garten des „Palais Royal“, sondern im Garten des „Grand Palais“ – ein Grand Unterschied.
Egal, wie überall findet der erfahrene Spaziergänger auch hier etwas Gutes zu essen, in diesem Fall gleich, wenn man wieder aus dem Garten herauskommt.
This photo of Reflets de Scene is courtesy of TripAdvisor
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Jetzt beginnen wir aber wirklich noch einen kleinen, aber feinen Spaziergang durch den Jardin des Tuileries.
An der Statue der Jean d’Arc kommen wir in die Gärten, die vom Louvre hinüber zum Place de la Concorde führen.
An einem Brunnen finden wir tatsächlich zwei Liegestühle und können uns noch ein bisschen in die Sonne legen und den Louvre aus der Ferne besehen.
Die Gärten enden am Place de la Concorde, von dem aus wir noch die Champs–Élysées entlang spazieren wollen.
Aber das lassen wir nach ein Stück des Wegs angesichts einer großen Baustelle. Wir steigen einfach in einen Bus und müssen immerhin noch vier Stationen bis zum Place Charles de Gaulles fahren zum Arc d’Triomphe.
Der ist auch eine Enttäuschung. Als ich vor vierzig Jahren hier war, konnte ich ohne weiteres hinüber und das Tor ausgiebig angucken, nun bräuchte man schon ein Ticket, um auf den Platz zu kommen. Und auf das Dach des Triumphbogens wollen wir sowieso nicht.
Immerhin ist auch Hanau unter den Städten, die dort eingraviert sind. Leider, weil dort – wie bei allen genannten Orten – eine blutige Schlacht geschlagen wurde, die Napoleon den Einmarsch in Frankfurt ermöglichte. Die FAZ beschrieb das ganz eindrücklich.
Ich begnüge mich damit, mit vielen anderen zwischen den Autos vorbei von der Mitte der Fahrbahn einen Platz zu ergattern, von dem ich ein einigermaßen passables Foto schießen kann.
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Jetzt gibt es noch einmal eine Premiere: von hier aus fahren wir nämlich mit der RER, der Réseau Express Régional, eine Station bis Auber.
Eigentlich wollte die Liebste einen Einkaufsbummel machen, aber angesichts der unüberschaubaren Vielfalt und des exquisiten Preisniveaus kauft sie nur ein bisschen Obst.
Aber gesehen haben muss man es.
Im Café auf der Dachterrasse finden wir (will heißen: bekommen wir zugewiesen, wie es in Paris üblich ist) ein Plätzchen.
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Abends genießen wir noch einmal die „Happy Hour“, auch eines der Pflichtprogramme in Paris und bekommen in unserer Nachbarschaft im Au Temps Passe einen wunderbaren Mojito. Der kostet um die Zeit nur 5 €, wie auch das große Bier im Anschluss. Dazu gibt es eine Ententerrine.
This photo of Au Temps Passe is courtesy of TripAdvisor
Aber wir haben noch immer nicht genug und gehen an unserer Ecke noch einmal in die Bar. Die Liebste bestellt einen Pernod.
Woraufhin der Wirt das Gesicht verzieht und „No“ sagt. Auf Englisch dann „Never – never – drink a Pernod“ und ihr, wenn sie schon so etwas will, zu einem Pastis rät.
Das macht sie, ich trinke dazu meinen Gin-Tonic und mit der nötigen Bettschwere ziehen wir zurück ins Foyer le Pont.