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Freiburg-Impressionen

Über den Geburtstag der Liebsten haben ich sie zu einem Kurztrip nach Freiburg eingeladen. Mitte der Siebziger Jahre war ich schon einmal kurz da und erinnerte mich an eine schöne Stadt. Aber sie war noch nie da und bei mir war das auch schon fast nicht mehr wahr, so lange wie das her war.

Also: wer noch nicht da war, unbedingt einmal hinfahren. Freiburg ist eine bezaubernde Stadt mit einer tollen Umgebung.

Der Schauinsland-Turm
Der Schauinsland-Turm

Schauinsland

Eigentlich für den Vormittag unseres Abreisetags war geplant, auf den Schauinsland zu fahren, den „Hausberg“ der Freiburger. Aber da wir am Sonntag schon vormittags ankamen, beschlossen wir, diesen Ausflug vorzuziehen.

Blick hinüber zum 10 km entfernten Feldberg (1493 m)
Blick hinüber zum 10 km entfernten Feldberg (1493 m)

Der Schauinsland ist immerhin 1284 m hoch. Nach oben kommt man am besten mit der Seilbahn – wir sind über die Schauinslandstraße gefahren. Auf der längsten (12 km) und kurvenreichste Bergrennstrecke Deutschlands wurden bis 1984 legendäre Rennen ausgetragen, später nur noch Oldtimerrennen.

Der Münsterplatz

Blick aus unserem Zimmerfenster
Blick aus unserem Zimmerfenster

Kommst Du nach Freiburg, musst Du natürlich unbedingt den Münsterplatz mit dem Münster gesehen haben. Wir hatten das Glück, dafür gar nicht aus dem Haus gehen zu müssen. Was wir natürlich trotzdem taten.

Das Hotel und die Weinstube Oberkirch hat jeder schon einmal gesehen, der nach Münster kam. Es liegt direkt am Münsterplatz und neben dem Historischen Kaufhaus.

Das Oberkirch neben dem (roten) Historischen Rathaus
Das Oberkirch neben dem (roten) Historischen Kaufhaus
Historisches Kaufhaus
Historisches Kaufhaus

Wer genau hinsieht, erkannt zwischen dem Hotel und dem Kaufhaus einen kleinen Spalt, die Kaufhausgasse. Durch die kamen wir dann morgens aus unserem Zimmer auf den Münsterplatz, auf dem an jedem Werktag Markt ist.

Quelle: Google Maps
Münsterplatz mit der Alten Wache
Münsterplatz mit dem Kornhaus
Münsterplatz mit dem Kornhaus

„Was ist eigentlich ein Münster – und was ist der Unterschied zu einem Dom, einer Kathedrale und einer Basilika?

fragte die Liebste und – was soll ich sagen – ich stotterte etwas herum, ich wusste es nicht mehr genau. Dabei hatte ich es gewusst.

Die Basilika fällt aus der Reihe, der Begriff bezeichnet eine Bauform.

Ein Dom und eine Kathedrale sind das gleiche, nämlich ein Bischofssitz. Im Gegensatz dazu bezeichnet der Begriff Münster eigentlich eine Klosterkirche, oft aber auch eine große Stadtkirche. Aber eben keinen Bischofssitz.

Im Unterschied zum Ulmer Münster, das nie Bischofssitz war, ist das Freiburger Münster aber seit 1827, als es Sitz der neu gegründeten Diözese Freiburg wurde, Bischofskirche. Also eigentlich ein Dom…

Im Münster
Abendmahlsgruppe (1804-1806), lebensgroß aus Stein von Franz Anton Xaver Hauser

Wenn nicht gerade Coronazeit ist, betritt man das Münster durch die Portalhalle. Heute konnten wir sie nur von innen fotografieren.

Erbaut wurde das Münster zwischen 1200 und 1550 – und seitdem wird eigentlich immer etwas gebaut. Zufällig sahen wir am Tag vor unserer Abreise einen sehr interessanten Film über die Freiburger Münsterbauhütte.

Arbeiten am Münster
Arbeiten am Münster
Arbeiten am Münster
Arbeiten am Münster

Der Schlossberg

Gleich am ersten Abend fahren wir mit der Schlossbergbahn hinauf zum Schlossberg, um dort gepflegt zu Abend zu essen. Man hatte uns einen Platz „in der ersten Reihe“ gegeben, wie der Kellner meinte, und so konnten wir von der Terrasse eine wundervolle Aussicht auf Freiburg in der bei Fotografen beliebten „Goldenen Stunde“ genießen, der Zeit vor dem Sonnenuntergang.

Blick vom Schlossberg

Heimwärts gehen wir dann den Schlossberg hinunter und über den Karlsteg wieder hinüber Richtung Münsterplatz.

Karlssteg
Karlssteg

Beim El Gallo ist den ganzen Tag „Happy Hour“ und ein Absacker geht noch rein. Aber hättest Du das gewusst:

Auch im Dunkeln finden wir den Weg zum Hotel.

Münster bei Nacht
Münster bei Nacht
Münsterplatz
Münsterplatz

Kleiner Stadtrundgang

Montags ein kleiner Stadtrundgang. Er beginnt natürlich vor der Haustür mit dem Marktplatz und dem Münster.

Von hier aus wollen wir zum Augustinermuseum. Das hat natürlich geschlossen (Montag!). Wir verschieben den Besuch auf den nächsten Tag, daraus wird aber nix werden.

Google Maps

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Vom Münsterplatz aus gehen wir an nach Osten durch die Schöferstraße entlang des Erzbischöflichen Ordinariats zur Konviktstraße.

Freiburg - Erzbischöfliches Ordinatiat 01.jpg
Erzbischöfliches Ordinariat. Von Michael Schmalenstroer – Selbst fotografiert CC BY-SA 3.0, Link

Die Konviktstraße ist eine alte Handwerkerstraße, die aber im Krieg völlig zerstört wurde und zum Glück danach vorbildlich wieder aufgebaut wurde. Heute ist sie wieder vielleicht das schönste Sträßchen Freiburgs.

Haus zur Alten Waag, Herrenstraße (gegenüber Konviktstraße)
Haus zur Alten Waag, Herrenstraße (gegenüber Konviktstraße)
Konviktstraße
Konviktstraße
Schaufenster in der Konviktstraße
Schaufenster in der Konviktstraße

Früher hieß die Konviktstraße übrigens einmal Wolfshöhle wie das ganze Viertel, der Name stammte aus der Zeit, als auf dem angrenzenden Schlossberg noch wilde Tiere hausten.

Im Sternerestaurant gleichen Namens hätten wir wohl am Geburtstag der Liebsten gegessen, hätte es da nicht Ruhetag gehabt. Aber das Colombi war auch hervorragend.

Wölfshöhle (Freiburg) 2372 joergens.mi / CC BY-SA

In einem schönen leichten Bogen führt uns die Straße zum Schwabentor.

Schwabentor
Schwabentor
Der verspottete Kaufmann
Der verspottete Kaufmann

Das Turmbild zeigt einen Kaufmann mit seinem Fuhrwerk. Er kam aus dem Schwäbischen mit Fässern voll Geld nach Freiburg, weil die Stadt ihm so gut gefiel, dass er sie kaufen wollte. Die Freiburger haben ihn ausgelacht und erst recht, als sich herausstellte, dass die Fässer nur Sand enthielten — seine Frau hatte vor seiner Abreise den Inhalt heimlich ausgetauscht.

Aber – um der Wahrheit die Ehre zu geben – es ist umgekehrt:

1672 malte Mathäus Schwäri das Bild auf das Tor. Danach ist dann die Legende entstanden.

Vom Schwabentor aus gehen wir ein malerisches Stück Weg entlang der Gerberau bis zum Augustinerplatz.

An der Gerberau: die "Insel"
An der Gerberau: die „Insel“
Haus zum Loh-Gerber
Haus zum Loh-Gerber

Der Augustinerplatz ist (neben dem Münsterplatz) der beliebteste Platz Freiburgs, wie auf der Spanischen Treppe in Rom versammeln sich hier Menschenmengen. 2009 wurde deshalb eine „Säule der Toleranz“ aufgestellt, die um 23 Uhr von Regenbogenfarben auf Rotlicht umschaltet. Dem Lärm hat das Rote Licht keinen Einhalt geboten.

Augustinerplatz am Abend.jpg
Andreas_SchwarzkopfCC BY-SA 3.0, Link

Säule der Toleranz.jpg
Andreas_Schwarzkopf“ CC BY-SA 3.0, Link

Jetzt gehen wir durch die Fischerau weiter Richtung Martinstor. Fischerau und Gerberau bilden das „Klein-Venedig“ Freiburgs. Hier wohnten und arbeiteten die Runz-Fischer und die Gerber. Keine Angst, zu Runz kommen wir gleich noch.

Blick in die Fischerau
Blick in die Fischerau

Am Martinstor, dem älteren der beiden Stadtore sitzen wir bei einem Kaffee in der Sonne, bevor wir erst einmal zum Mittagessen in die Markthalle gehen.

Von der Markthalle aus gehen wir weiter durch die Kaiser-Joseph-Straße zum Bertoldsbrunnen.

Skulptur des Bertoldsbrunnens
Skulptur des Bertoldsbrunnens

Von diesem zentralen Verkehrsknotenpunkt der Stadt aus gehen wir Richtung Rathausplatz weiter.

Er entpuppt sich als ein idyllisches Plätzchen vor dem ehemaligen Dominikanerkloster.

Rathausplatz
Rathausplatz
Neues Rathaus
Neues Rathaus

Gegenüber liegen nebeneinander das Neue Rathaus und das Alte Rathaus. Allerdings: das Neue Rathaus ist älter als das Alte Rathaus. Nur war es bis 1891 Universitätsgebäude. Noch älter als das Neue Rathaus sind die Gerichtslaube hinter dem Alten Rathaus, die bereits Ende des 3. Jahrhunderts entstand und das erste Verwaltungsgebäude Freiburgs war. Noch neuer als das Neue Rathaus ist das „Rathaus im Stühlinger“, das (im ersten Bauabschnitt) 2017 fertiggestellt wurde und als größtes öffentliches Netto-Nullenergiegebäude Europas zählt.

Biegt man nun rechts ab in die Franziskanerstraße, kommt man noch am Haus zum Walfisch vorbei, das im 16. Jahrhundert als prachtvolles Bürgerhaus errichtet worden war.

Haus zum Walfisch
Haus zum Walfisch

Die größte Besonderheit Freiburgs sind sicher die Bächle, die an vielen (früher einmal an fast allen) Straßen entlang fließen. Sie dienten bereits seit dem Mittelalter der Brauchwasserver- und Entsorgung Freiburgs. Dafür wird Wasser aus der Dreisam zunächst in den Gewerbekanal und durch Fischerau und Gerberau abgeleitet und verteilt sich von dort aus auf die Bächle.

Glücklicherweise erkannte man schon Mitte des 19. Jahrhunderts die kulturelle Bedeutung und sorgt seitdem für die Erhaltung der Bächle.

Übrigens: wer versehentlich in ein Bächle tritt, heiratet später eine(n) Freiburger(in). Gerhard Schröder ist z.B. hineingetreten. Man wird sehen.

Und als Altkanzler Kohl sich in Freiburg mit dem Papst treffen wollte, fuhr seine damalige Frau Maike Kohl-Richter Altkanzler und Auto in ein Bächle.

Ein Krokodil im Bächle
Ein Krokodil im Bächle
Selbst in unserem engen Gässle ein Bächle

Diese Kanäle wurden früher Runzen genannt. Die Zünfte, die auf Wasser angewiesen waren, schlossen sich zur Runzgenossenschaft zusammen und bestellten einen Runzmeister, der für die Verteilung der Gewässer verantwortlich war.

Früher gab es sogar Runzfischer, bis heute gibt es in Freiburg jedoch hauptberufliche Bächleputzer.

Freiburger Bächleboote 3944.jpg
Freiburger Bächleboote. (c) Joergens.mi, Eigenes Werk CC BY-SA 3.0, Link

An der Dreisam

Freiburg ist ja von der schönsten Natur umgeben. Aber kaum zu glauben ist, auf was man trifft, wenn man nur ein paar Meter aus der Altstadt hinaus geht.

An der Dreisam

Wir hatten Glück: bei schönem Wetter konnten wir uns auf einen der Steine setzen und die Füße baumeln lassen. Wie in Frankfurt, wo man ja gerne „Maauferbaabambele“ geht.

Und nicht nur die Füße kann man schaukeln.

Schaukeln über der Dreisam
Schaukeln über der Dreisam
Fischreiher
Fischreiher

Zum Abschluss noch eine Erfrischung an der Uferterrasse.

Extrablatt (Freiburg) jm55793.jpg
Von © Jörgens.mi, CC BY-SA 3.0, Link

Essen

In Freiburg isst man überall gut, kein Wunder, gibt es doch badische Küche.

Nicht verpassen sollte man, auf dem Markt eine Lange Rote zu essen und in der Markthalle an einem der schönen Stände – wir afghanisch beim Kabul -etwas zu essen.

Ansonsten haben wir sehr gut im Colombi, in Dattlers Schlossbergrestaurant und in der Weinstube Oberkirch gegessen.

Verpasst

Dienstagmorgen wachten wir beide mit Magen-Darm auf. So was von schade. Denn für diesen Tag hatten wir eine kleine Wanderung zur „Waldgaststätte St.Valentin“ geplant.

Waldgaststätte St. Valentin in Freiburg 3
Andreas Schwarzkopf / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)

Auch verpasst haben wir deshalb die Lange Rote, die man unbedingt gegessen haben sollte.

(c) Dirk Licht, Imbiss Licht

Verpasst haben wir auch das Augustinermuseum und vieles, vieles mehr.

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2 Kommentare

  1. Hildegard Pohl 4. September 2020

    Sehr schöner Bericht und tolle Fotos.
    wo wohl Magen-Darm herkam? Etwa zuviel gegessen oder war was schlecht????
    ich muß auch mal wieder nach Freiburg. Nach dem Bericht und den Bildern erst recht. Vielen Dank

  2. Elisabeth Döll-Helfrich 1. September 2020

    Vielen Dank für den Reisebericht.
    Schon die Fotos machen Lust, Freiburg zu besuchen.
    Ihr müsst ja wohl auch nochmal hin, denn wie ich lesen konnte, habt ihr einiges verpasst.
    Danke auch für die Erklärung, dass das Kind unter der Brücke über die Dreisam auf einer Schaukel sitzt. Mit stockte zunächst der Atem, als ich das Foto sah.
    Schöne Grüße von Elisabeth

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