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An der Schlei – Rund um Maasholm

Nachdem wir unser ursprüngliches Vorhaben, mit einem Hausboot die Masurische Seenplatte zu befahren, schon vor einiger Zeit coronabedingt auf das nächste Jahr verschoben hatten, haben wir kurzentschlossen für den September Urlaub an Nord- und Ostsee geplant. Jeweils für 5 Tage wollten wir an die beiden deutschen Küsten fahren.

Maasholm

Unterkunft fanden wir in Gut Oehe auf der Halbinsel Maasholm nahe der Schleimündung. Die sollte aber eigentlich nicht „Mündung“ heißen – schließlich ist die Schlei kein Fluss, sondern eine Förde, also eine 40 km lange Meeresbucht der Ostsee.

Der Name verrät es: Maasholm war früher einmal eine Insel („Holm“ ist eine kleine Insel), deshalb fährt man über einen Damm dorthin, der allerdings nicht unbedingt noch als solcher erkennbar ist.

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Vom ersten Augenblick verliebt waren wir in die idyllische Umgebung und in unsere Ferienwohnung im ehemaligen Verwalterhaus.

Wir wohnen (natürlich) Linksunten
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Gegenüber ist das Gutshaus
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Abends wollen wir gleich einen Spaziergang zu einem Lokal machen, das uns die Freunde, die immer wieder hier sind, empfohlen haben. Die Fischklause soll sich an der „Abzweigung von Richtung Kappeln“ befinden.

Zum Glück gibt es hier viel zu sehen. Immer mal wieder springt da ein Reh oder hoppelt ein Hase.

Aber ich habe mich in der Karte verguckt. Wir gehen und gehen, fragen – „noch 15 Minuten“. OK. Nach 20 Minuten fragen wir wieder. „Nein, das ist noch weit – sollen wir Sie fahren?“. Wir wehren ab, aber das Ehepaar drängt uns. Später stellt sich heraus, dass sie extra in die andere Richtung fahren. „Vielleicht nimmt sie jemand aus dem Lokal mit zurück“.

„Naja“ denke ich.

Die Wirtin empfängt uns ziemlich ungehalten: „Sie sind 16 Minuten zu spät – wenn voll gewesen wäre, hätten Sie keinen Platz mehr bekommen.“

Wir essen eine köstliche Fischplatte, lassen uns noch eine Flasche Wein mitgeben und telefonieren nach einem Taxi. Daran ist in dieser Gegend aber nicht zu denken. Anfahrtspreis ab Kappeln und eine Stunde warten. Wir überlegen, dass wir dann doch die Stunde laufen.

Am Nachbartisch haben sie mitgehört „Soll ich Sie schnell fahren?“. Wieder wehren wir ab, aber es nützt nix. So sind hier die Leute.

Wanderung um Maasholm

Um unsere Umgebung zu erkunden, machen wir eine Wanderung rund um Maasholm.

Schlei bei Maasholm
Schlei bei Maasholm

Vom Gut aus gehen wir hinüber südwestlich zum Wormshöfter Noor. Noore sind so etwas wie Seitenarme, Ausbuchtungen der Förde. Das Wormshöfter Noor ist das zweitgrößte an der Schlei.

Im Wasser ist hier reger Betrieb. Jugendliche, die eine Surfschule besuchen.

Surfschule
Surfschule

Typisch für Maasholm sind die denkmalgeschützten Anlegestellen der Schleikähne. Jede Fischerfamilie hatte hier eine oder zwei Stellen für die besonderen Fischerkähne, die nur 10 cm Tiefgang haben.

Kahnstellen
Kahnstellen
Kleines Päuschen
Kleines Päuschen

Um die Ecke kommen wir zum malerischen Fischereihafen. Maasholm hat sogar drei Häfen, neben dem bedeutenden Fischereihafen gibt es direkt angrenzend den Sportboothafen und außerdem noch einen Yachthafen.

Hafen Maasholm
Hafen Maasholm

Seit über 100 Jahren gibt es in Maasholm die Rettungsstation der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger – der ich mich natürlich sehr verbunden fühle, weil ich einmal bei ihr eine „Ausbildung in Seenotrettung“ gemacht habe. Und 1967, am Tag als Adenauer starb, schob ich auf der damaligen Seenotwache Weißenhaus Wache und setzte die Flagge auf Halbmast. Ich.

Seenotstation, im Hintergrund Raddampfer MS Princess

Seit 2018 ist dort die kleine, aber äußerst leistungsfähige Hellmut Manthey stationiert, die Wache wird ehrenamtlich betrieben.

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Im Fischereihafen begegnen wir Peter Aal. Peter ist ein Aalstecher, ein ausgestorbener – sogar verbotener – Beruf. Aalstechen war die einzige Erwerbsmöglichkeit der Fischer im Winter. Mit einer langen Sägezahngabel stachen sie blind durch Eislöcher in den Schlick, in dem sich die Aale in Herbst und Winter vergraben.

Die Schönheit der Slessmynna

Am Hafen steht auch die Slessmynna, ein nachgebautes Schiffsbug mit dem alten Namen der Schleimündung.

Von der Schönheit der Liebsten war ich so fasziniert, dass ich nicht auf die Idee kam, mal um die Ecke nach der anderen Schönheit zu sehen.

Gallionsfigur der Slessmynna
Kphklaus / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0

Nach einem Mittagessen im Störtebeker geht der Weg entlang des Natzrschutzgebietes Schleimündung.

Auf einem kleinen Berggipfel können wir etwas ausruhen und den weiten Blick genießen…

Fotorichtungen
Fotorichtungen

Südöstlich sehen wir die Lotseninsel in der Schleimündung, die wir gestern schon besucht haben.

Lotseninsel
Lotseninsel

Blickt man weiter nach rechts, markiert ein einzeln stehender Baum den Ort, an dem früher die Schleimündung war.

Blick zur alten Schleimünde
Blick zur alten Schleimünde
Blick zur alten Schleimünde

Ein altes Schöpfwerk dient zur Entwässerung der Noorlandschaft.

Schöpfwerk

Entlang der Ostsee gehen wir mit vielen Eindrücken zurück zu „unserem“ Gutshof.

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Ein Klick auf die Karte zeigt die Stationen der kleinen Wanderung.

Kleiner Nachtrag

Ergänzen möchte ich zwei kleine und interessante Details zu Maasholm:

Wahlverhalten

Das historische Wahlverhalten der Maasholmer beschäftigte die Forscher:

Bis 1932 wählten sie nahezu einstimmig die KPD (!). Bei den Wahlen 1932 dann wiederum nahezu einstimmig die NSDAP.

Erklären kann man sich das mit einerseits mit den engen Verflechtungen und gegenseitigen Beeinflussungen der Einwohner, die fast ale miteinander verwandt und verschwägert waren, andererseits mit der Abhängigkeit der Fischer von den großen Handeslgesellschaften.

Hegeberg

Der erwähnte (heute) ganze 8,30 m hohe Hegeberg ist in der Eiszeit entstanden. Als man Anfang der 30er Jahre Sand für den Schleideich Sand benötigte, wurde er vom Hegeberg abgetragen.

Dabei stieß man auf Skelette.

Im 19. Jahrhundert hatte die Cholera Maasholm heimgesucht und 18 Todesopfer gefordert. Man hatte einen Graben gezogen, um die Südseite Maasholms von der Nordseite zu schützen.

In Maasholm gab es keinen Friedhof und die Kappelner verwehrten aus Angst vor Ansteckung die Bestattung der Opfer dort, so vergrub man sie im Hegeberg.

Als man 1952 noch einmal Sand für den Deich benötigte, fand man noch einmal Knochen.

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1 Kommentar

  1. Hildegard Pohl 27. September 2020

    Schöner Bericht mit tollen Bildern und man hat viel gelernt

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