„Unser“ Arzt war verzweifelt:
„Was, Frau Wiechmann ist noch nicht da? Das Kind kann doch jeden Moment kommen.“ Frau Wiechmann war unsere Hebamme, den Namen des Arztes habe ich längst vergessen.
Frau Wiechmann kam dann, guckte mal kurz hin und meinte: „Das dauert noch Stunden, da komme ich nochmal wieder“.
Frau Wiechmann war über 70 Jahre alt
In ihrem Berufsleben hatte sie schon weit über 2.000 Menschenkinder in die Welt geholt. Entsprechend vielen Müttern hat sie mit ihrem bestimmten Auftreten, das keinerlei Zweifel an ihrer Kompetenz aufkommen ließ, Mut gemacht.
Ich weiß nicht, wie viele Männer Frau Wiechmann zu Geburtshelfern gemacht hatte.
Meine Hilfe bestand aus Handlangerdiensten:
„Das Bett muss hoch genug sein“, sagte Frau Wiechmann. Ich fragte in der Spedition nebenan nach Europaletten, schleppte die in unsere Wohnung.
Frau Wiechmann erklärte, was alles bereit stehen musste und stellte klar, was sie keineswegs akzeptieren würde.
Sie sehen schon: Hausgeburt.
Meine Frau war eine Hausgeburt, ich war eine Hausgeburt. Warum nicht also auch unsere Tochter.
Frau Wiechmann kam mehrmals vor der Geburt, um alles zu inspizieren. Der werdenden Mutter versicherte sie, dass nichts schief gehen wird. Dem werdenden Vater gab sie letzte Instruktionen.
Am Abend vor der Geburt waren Freunde zu Besuch
Eigentlich wollten sie über Nacht bleiben. Ihre Tochter war drei Monate alt. Auch Hausgeburt. Sie sehen, in welchen Kreisen wir uns bewegten. Selbstverständlich hatte ich gelernt, mitzuatmen. Frau Wiechmann hätte das lächerlich gefunden.
Als unsere Freundin erzählte, dass ihre Tochter eine „Zangengeburt“ gewesen sei, verzog Frau Wiechmann nur kurz das Gesicht:
„Zangengeburt? Von so was habe ich schon mal gehört – bei mir kommt das nicht vor“.
Als Mascha dann nach langem Hin und Her
von Frau Wiechmann mit sanftem Griff in die Welt gezogen war, öffnete ich eine Flasche Sekt.
Um ein Haar hätte der knallende Sektkorken unser Kind wieder erschlagen.
Frau Wiechmann trank ein Glas Sekt mit. Ich ging uns eine Pizza holen, weil meine Frau Hunger hatte.
Eine Woche lang kam Frau Wiechmann danach einmal täglich, um uns in die „Säuglingspflege“ einzuweisen.
Eine freiberufliche Hebamme
bekommt für eine Hausgeburt pauschal für alle Besuche 448,80 . Allein die Haftpflichtversicherung soll in Zukunft 3.700 kosten.
Seit gestern habe ich eine Nummer: 17562. Soviele Menschen haben schon eine Petition an den Deutschen Bundestag elektronisch unterzeichnet.
Hebammentag war gestern. Aber unterzeichnen können Sie heute noch. Hebammen sind ja auch nicht von gestern.
Loco_just_Loco 6. Mai 2010
Ich bin auch dabei.
etoile-filante 6. Mai 2010
die meisten hebammen, die ich kenne, sind grossartige frauen.
nichts gegen „hebammeriche“ aber ich bin im nachhinein froh, dass mir damals gestandene frauen zur seite standen. 🙂