Die Überschrift ist nicht ganz zutreffend und das gleich doppelt: wir sind wieder einmal in die andere Richtung gelaufen, also in Fronhausen gestartet. Und gelaufen sind wir bis Lollar und nicht bis Gießen.
Ersteres kam so, dass auf dieser Etappe die Schmelz liegt, wo wir gerne zu Mittag einkehren wollten. Dafür wäre aber der Weg von Lollar aus zu weit gewesen, so bot sich die umgekehrte Richtung an. Ein Blick auf die Karte zeigt, dass wir bei der letzten Etappe einen großen Schlenker machten, um vom Silbersee bei Wettenberg an der Lahn entlang gehen zu können – und zwar zurück bis Gießen-Nordstadt. Dieses Stück konnten wir natürlich auslassen.
Unsere vielleicht etwas merkwürdig anmutende Streckenwahl erfolgt aus zwei Gründen: zum einen suche ich Strecken bis zu etwa 15 km Entfernung aus, zum anderen wähle ich so, dass wir allzu starke Steigungen wegen meiner Herzkrankheit vermeiden und zum dritten muss zumindest Start oder Ziel einigermaßen mit öffentliche Verkehrsmitteln zu erreichen sein. Schließlich muss man ja irgendwie wieder anderen Punkt gelangen.
Bei der Wanderung flussabwärts war das kein großes Problem. Sie führte uns zwar oft über die Berge, aber in kurzem Abstand gab es Bahnstationen an der Lahn. Flussaufwärts kommen wir immer mehr durchs Hinterland, der Lahnwanderweg führt fast nirgends mehr direkt an der Lahn entlang. Busse gibt es hier selten und so muss man immer sehen, irgendwie zu einer Bahnstation zurückzukommen.
Von Fronhausen zur Schmelz
Bis Fronhausen sind wir also mit dem Auto gefahren. Vor dem schönen Bahnhof konnten wir parken, leider habe ich kein Foto gemacht.
Für unsere erste Tour in diesem Jahr hatten wir auf herrliches Wetter gewartet. Nicht einmal eine Jacke hatte ich dabei. Nur beim Mittagessen im Freien habe ich das etwas bereut – aber nur ein bisschen.
Fronhausen ist ein richtig schönes Dorf, stellen wir fest. Eigentlich wert, es sich etwas genauer anzusehen. Früher – also vor über 50 Jahren -, als ich in Marburg studierte und man noch von der A 5 aus übers Land fahren musste, bin ich hier immer durchgekommen. Aber damals hielt man die schönen Dörfer für selbstverständlich und teilweise waren sie damals auch gar nicht so schön, weil die Fassaden oft mit hässlichen Eternitplatten verkleidet waren. Für eine aufwändige Fachwerksanierung fehlte in den Dörfern das Geld.
Heute scheint das ganze Dorf aus schmucken Fachwerkhäusern zu bestehen. Aber auch ein großes Kegelspiel gibt es hier.
So wird hier die Kirche bzw. der Kirchturm genannt wegen seiner 8 Wachhäuschen und der glockenförmigen Haube in der Mitte. Die Kirche geht auf das 12. Jahrhundert zurück, der Turm wurde wohl im 14. Jahrhundert gebaut, ist später aber teilweise abgebrannt. Ob der obere Teil davor ähnlich aussah, weiß man nicht, der Holzaufbau stammt aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, die Wetterfahne von 1562.
Von Fronhausen folgen wir dem Zugangsweg zum Lahnwanderweg. Der Weg steigt erst leicht, dann im Wald stärker an. Nach knapp 3 km erreichen wir eine Wegkreuzung, an der der Zubringerweg in den Salzbödepfad (und auch den Lahnhöhenweg) übergeht.
Wir folgen dem Salzbödepfad und es geht noch ca. 1.300 m weiter leicht abwärts bis zur Schmelzmühle und später dann weiter durch das Salzbödetal.
In der Schmelzmühle – oder der Schmelz, wie sie hier genannt wird – haben wir zwei Plätze reserviert. Das war auch gut so, denn es ist Muttertag und im schönen Garten wird eine Kommunion gefeiert und so hätten wir ansonsten keinen Platz bekommen. Es gibt hier sehr gutes Essen und die junge Frau, die uns bedient, ist überaus freundlich (wie auch schon die Reservierung).
Ich kenne die Schmelzmühle, weit ich vor Jahren mit meinen Alten dort war. Nicht erschrecken ob meiner Ausdrucksweise, ich meine nicht etwas meine Eltern, sondern den Seniorenausflug meiner früheren Gemeinde, den ich regelmäßig in den Sommermonaten organisierte. Mit der Liebsten war ich auch schon einmal hier, als wir rund um die nahegelegene Burg Staufenberg gewandert sind. Man sitzt dort herrlich und das Essen ist ausgesprochen gut. Für ein Ausflugslokal nicht unbedingt günstig, aber angemessen.
Der Name Schmelz kommt hier im Salzbödetal öfter vor. Es gab schon im Mittelalter vier wasserbetriebene Schmelz- bzw. Schmiedebetriebe, von denen die Schmelzmühle einer war. Im Gasthaus dreht sich noch das am Mühlenrad und erinnert an die Geschichte. Betrieben wurde hier eine Mühle bis 1986.
Von der Schmelz durch das Salzbödetal
Die Salzböde ist ein kleiner, aber immerhin 27 km langer Zufluss zur Lahn. Das Quellgebiet liegt bei Bad Endbach im Hessischen Hinterland.
Die Salzböde ist ein kleiner, aber immerhin 27 km langer Zufluss zur Lahn. Das Quellgebiet liegt bei Bad Endbach im Hessischen Hinterland.
Der Name kommt wohl tatsächlich daher, dass das Wasser stellenweise leicht salzig schmeckt und es auch in diesem Gebiet Salzablagerungen gibt.Ihr Ursprung ist allerdings nicht geklärt
Wir gehen jetzt an blühenden Wiesen und dem schönen Flusslauf entlang und genießen den Sonnenschein und die immer wieder neuen Aussichten, die der Weg bietet.
Am Ortsbeginn von Salzböden eine kleine Überraschung. Punktgenau öffnet eine andere Mühle, die Schönemühle. Die war mir bei meiner Planung total entgangen. Vielleicht dachte ich auch, sie liege zu nahe an der Schmelzmühle, um schon wieder einzukehren. Und so war es ja auch eigentlich. Aber ein Blick in den idyllischen Innenhof belehrte uns eines Besseren: wo es so schön ist, muss es einfach auch etwas Gutes geben.
Und so es war dann auch. Wir bekamen Torten vom Allerfeinsten im sich schnell füllenden Garten serviert. Und die Verkaufstheke, an der sich immer wieder Menschen Kuchen und Torten abholten, zeigte, dass die Mühle in der Umgebung beliebt ist.
Wir gehen weiter dem ausgeschilderten Salzbödepfad immer an der Salzböde entlang bis Odenhausen. Vor Odenhausen überqueren wir die Salzbödebrücke
Ein kleiner Schlenker bevor wir die Lahn überqueren, wäre unnötig gewesen und sorgt für ein kleines Hindernis, aber das macht das Wandern auch interessant. Der Feldweg führt nämlich unter der Lahnbrücke hindurch und so müssen wir ein paar Meter einen Trampelpfad ziemlich steil hochklettern, um über die Brücke gehen zu können.
Auf der anderen Seite kommen wir zur Bahnlinie der Main-Weser-Bahn und werden sofort von einem durchdringenden Sirenenton geschockt. Auf den Gleisen wird gebaut und vor jedem Zug ertönt ein lautes Geheul. Trotzdem fühlen wir uns nicht vorgewarnt, dass das vielleicht Einfluss auf unsere Abfahrtszeit des ohnehin nur stündlich fahrenden Zuges haben könnte.
Jenseits der Brücke liegt direkt die Bahnstation Friedelhausen, aber wir haben noch Zeit und beschließen deshalb, die 2 1/2 Kilometer bis Lollar weiterzugehen. Sehr schön ist diese Strecke nicht. Linker Hand der Bahndamm, rechter Hand eingezäunte Wald- und Gartengrundstücke. Nur selten kann man die Lahn sehen.
Schöner wäre vielleicht gewesen, ab Odenhausen dem Lahnwanderweg zu folgen. Andererseits hätten wir dann nicht die schöne Landschaft zwischen Salzböde und Lahn um Odenhausen gesehen.
Schrecken am Schluss
In Lollar müssen wir durch das Städtchen fast rennen, weil wir so vielleicht gerade noch den Zug zurück nach Fronhausen erreichen können. Abgehetzt kommen wir an, eigentlich rechtzeitig. Aber kein Zug zu sehen. Es gibt auf der Zuginformation auch keine Hinweise. Da dämmert uns die Sache mit den Bauarbeiten. Ich gucke auf der Verkehrsverbund-App nochmal genauer nach. Tatsächlich; Zugersatzverkehr, der an einer ganz anderen Stelle abfährt. Und nur alle zwei Stunden (also jetzt noch eine) fährt ein Zug. Wir also nochmal raus aus dem Bahnhof in das hier ziemlich unschöne Städtchen, schlagen die Zeit tot und gehen wieder zurück zu Gleis. Tatsächlich sehen wir den Zug kommen. Aber … entsetzt sehen wir, dass er auf ein anderes Gleis fährt. obwohl, an diesem hier deutlich die Fahrtrichtung ausgeschildert ist. Wir schaffen es gerade noch, durch die Gleisunterführung zu rennen, auf die andere Seite des Bahngebäudes zu rennen. Ich stelle einen Fuß in die Tür, dass die Liebste es auch noch schafft. Und erschöpft, aber glücklich fahren wir los.
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Strecke insgesamt: 12,5 km, ⬍ 120 m
Margarete Halllaschka 11. Mai 2022
Wieder so eine tolle Wanderung und dazu die wunderschönen Fotos aus unserem schönen Hessenland! Danke.
hpp 11. Mai 2022 — Autor der Seiten
Danke Dir für den schönen Kommentar. Ja, Hessen ist wunderschön.