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… das ist schon einen Tatort wert

„Wenn einem also Gutes widerfährt…

das ist schon einen Asbach Uralt wert“. Wahrscheinlich gibt es diesen genialen Werbespruch für ein Produkt, das ich wohl noch nie genossen habe, nicht mehr.

Ich für meinen Teil genieße, wie Sie wissen, jeden Sonntagabend mit meiner Liebsten zusammen bei einem Gläschen Wein den Tatort, freue mich des Lebens und seiner diversen Schlechtigkeiten, die es den Menschen bringen kann.

Vielleicht ist „Freuen“ ein falsches Wort, denn einerseits kann ich mich am Wein, an unserem trauten Zusammensein auf der Couch und nicht zuletzt am (mehr oder weniger) spannenden Tatort durchaus erfreuen.

Andererseits verspricht der heutige Tatort wieder – wie schon die beiden letzten – neben einem Mordfall und wohl auch wieder seiner Aufklärung eine Thematik, die einen ganz und gar nicht erfreuen kann.

Heute Abend wird es um Hartz IV gehen,

um Armut in München. In München soll die Armut versteckter sein als anderswo, schreibt das ERSTE in seiner Ankündigung. Warum das so sein soll, bleibt mir zwar unerschlossen. Aber vielleicht zeigt der Tatort davon was.

Zeigen wird er eine alkoholkranke Mutter und ihre 13-jährige Tochter, die sich um alles kümmern muss. Dass es das gibt, kann ich bestätigen. Dass das typisch für Hartz-IV sei, kann ich nicht bestätigen.

Jedenfalls ist es ein Verdienst von TATORT, viele Krimis mit einer Thematik zu verbinden und deren dunkle Seiten auszuleuchten und so – wenn auch nur für einen Abend – einmal öffentlich zu machen.

Vor drei Wochen war das Thema „Homosexualität beim Fußball“. Nicht, dass es schwule Fußbälle gäbe, aber Fußballer schon. Die Fußballszene reagierte gereizt auf den Film. Nun gut, darüber habe ich mich schon ausgelassen.

Vor vierzehn Tagen gab es einen Ausflug in dunkle Ecken der Sexualität.

Eine Joggerin erschlägt einen Mann, der versuchte, sie zu vergewaltigen. Aber dann stellt sich heraus, dass beide Opfer sind.

Durch eine fingierte Mail war der Mann davon ausgegangen, die Joggerin – eine toughe Richterin – habe sich mit ihm zu sadomasochistischen Sex verabredet. Und just diese Richterin wird wird von ihren Kollegen „Justine“ genannt, nach Marquis des Sades „Justine oder vom Missgeschick der Tugend“…

Auch bei einer Anwältin steht ein sadistischer Besuch vor der Tür. Aber anstatt sogleich an sein Werk zu gehen, fragt der erst mal nach einem „Passwort“ und merkt so, dass er wohl kein ersehnter Besuch ist. Als ansonsten anständiger Mensch und angesehener Kommunalpolitiker offenbart er sich der Polizei.

Täter war schließlich ein Mann, der wegen einer fälschlichen Anschuldigung seiner Ehefrau, wegen Vergewaltigung in der Ehe verurteilt wurde. Seine Frau fürchtete, dass wegen ihrer lesbischen Beziehung nach einer Scheidung ihm das Kind zugesprochen würde.

Tatsächlich, ein Netz von Lügen, von Opfern, die Täter sind und Täter, die Opfer sind, von Menschen im Internet, die nichts voneinander wissen, sich zu verabreden lauben und dabei verknüpft werden.

In alldem verfängt sich die Richterin, entblößt sich immer mehr und wird entblößt. Karin Giegerich als Richterin Gnadenlos war die eigentliche Hauptdarstellerin.

Vielleicht etwas zu sehr gespielt wurde mit der Angst vor Sadomascho. Schließlich entpuppten sich beide Auftritte bei näherem Hinsehen als verabredete Kontakte – zwar etwas bizarr, aber wenn’s beide mögen…

Letzte Woche ging es um das Gesundheitswesen“

Edel sei der Mensch, hilfreich und gesund“ – ein sprachlich etwas misslungener Titel. Vielleicht wäre die alte Weisheit „Lieber reich und gesund als arm und krank“ besser gewesen.

Der getroffene Hund bellt… Wieder gab es prompte Kritik. „Die Hemmschwelle des Betrügens ist nicht derart niedrig“, sagte Cornelia Kur, Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung KV) in Hessen. Der „Tatort“ zeichne das Bild von Ärzten, die zu Medikamentenschwindel und Betrug neigten.

Nun zeigte der Tatort aber gerade nicht gewissenslose Ärzte, die auf Kosten ihrer Patienten und der Allgemeinheit hemmunglos betrügen.

Vielmehr zeigte er das Dilemma eines Arztes, der seine Patienten gut behandeln will, auch wenn sein Budget von 65 € pro Quartal (unglaublich!) aufgebraucht ist.

Dr. Schmuckler will einfach nicht akzeptieren, dass er einem schwer an Mukoviszidose erkrankten Mädchen nicht das richtige Medikament verschreiben kann oder eine alte Frau mit ihrem Medikament bis zum neuen Quartal warten muss. Deshalb zahlt er aus eigener Tasche und rechnet dagegen bei Privatpatienten etwas mehr ab.

Ein Krimi, der mich sehr zum Nachdenken gebracht hat.

Ich bin gespannt auf heute Abend.

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1 Kommentar

  1. riverjessie 11. April 2011

    Ich konnte deiner Empfehlung wieder mal nicht widerstehen und habe auch diesen Tatort angeguckt. Dabei fiel mir auf, dass mit den letzten beiden Sendungen die Anregung zum Nachdenken eher in eine Botschaft ausartet – die Frage wäre jetzt nur, an wen genau.

    Sollen die Armen ermutigt werden, ihr Schicksal hintenrum ein wenig aufzubessern, oder dienen solche Filme dazu, den Mächtigen die verzweifelten Schleichwege der Unterlegenen aufzeigen, um sie noch mehr in die Mangel zu nehmen?

    Wie gehst du als Pfarrer damit um? Schaffst du es, deinen Schäfchen in diesen schweren Zeiten Mut zu machen – für den allemal beschwerlicheren, aber ehrlichen Weg? Erreichst du hin und wieder auch ein paar von denen, die bei Gesetzen gegen die Armut so wenig voraus dachten, dass den Betroffenen fast keine andere Wahl bleibt, als (klein-)kriminell zu werden?

    Selbst wenn zu hoffen wäre, dass einiges überzeichnet war, so kennen wir doch alle jemanden, der seines Lebens unter den derzeitigen Umständen eigentlich gar nimmer froh werden könnte … wie kann der Glaube da helfen? Ist das nicht eine immer größere Herausforderung für Berufe wie deinen?

    Ich hoffe, du verstehst mich nicht falsch, und du musst auch nicht antworten. Meine Gedanken aber lasse ich hier, denn ich glaube, da sind sie gut aufgehoben …

    Herzlichen Gruß
    Jessie

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