Für jeden echten Darmstädter ist das ein Muss, auch wenn man über 30 Jahre weg ist: „Mer mache uffs Hoinerfest“. Im letzten Jahr haben wir es aus hier nicht näher zu erörtenden Gründen nicht geschafft, deshalb konnte mich dieses Jahr nichts abhalten und lieb wie sie ist, ist meine Liebste auch wieder mitgegangen und meien Geschwister sind auch gekommen.
Am Freitagabend waren nur die auf dem Heinerfest, die gar nichts abschrecken kann. Strömender Regen hätte einem schon die Lust austreiben können. Aber was solls. Sind wir halt erst mal zu einem der ältesten Italiener gegangen, schön was gegessen und getrunken, in der Vergangenheit geschwelgt, versucht, uns zu erinnern, wer wohl der erste Italiener in Darmstadt war (meint natürlich: die erste Pizzeria) und nach zwei Stunden sind wir wieder losmarschiert ins Schloss und noch ein paar Weinchen gesüffelt. Deshalb musste es Freitagabend sein, weil am Sonntagmorgen muss ich ja raus und möglichst ohne viel Aspirin.
Früher standen wir Kinder Schlange am Kiosk vor dem Hallenbad. Da haben wir uns Abzeichen und Programme zum Verkaufen abgeholt und sind dann durch die Stadt und die Lokale gezogen und haben versucht, jedem zumindest ein Abzeichen zu verkaufen. 5 Pfennig haben wir für eins gekriegt und 10 für ein Progarmmheft. Ganz schön viel, wenn man bedenkt, dass ein Eis 10 Pfennig gekostet hat. Und da jeder echte Darmstädter natürlich ein Abzeichen wollte, konnte man sich ein paar Lose damit verdienen. Für die gabs dann kleine Schraubenzieher oder nen Kamm.
Die Hauptattraktion stand immer gegenüber vom Hallenbad. Für 50 Pfennig konnte man sein Gewciht schätzen lassen. Da stand dann mitten in einer johlenden Menschenmenge eine meist etwas kräftigere Frau, musste sich drehen und wenden und der oben befahl im schönsten Schwäbisch, was allein in Darmstadt natürlich zu Lachkrämmpfen hinreißt: „Dreh disch emol um“, „heb emal des Boin“. Um schließlich seine Schättzung abzugeben. Das endete meist mit einem stürmisch beklatschten: „Hoscht verlohre !!!“, wenn er sich um weniger als 1 kg verschätzt hatte.
Meine Schwester hat beim Heinerfest sogar ihren Mann kennengelernt, auch nen Schwaben, was uns auch zu Lachstürmen hingerissen hat. Aber nach jetzt 40 Jahren haben wir uns an ihn gewöhnt und er schwäbelt auch nicht mehr ganz so schlimm.
Nächstes Jahr müssen Sie auch mal hinkommen. WildSchoen war auch da, aber gesehen hab ich sie nicht.
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