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Zu Hülf ihr Leut! Zu Hülf ihr Leut! – Wenn die Verhältnisse sich umkehren

Es gibt sie noch, die guten Nachrichten.

Eine entzückende kleine gute Nachricht ging heute durch die Presse:

Fuchs schießt Jäger ins Bein

Irgendwo in Weißrussland, wo sonst nur Wölfe die Pferde vor der Kutsche verschlingen, um dann selbst die Wagen ziehen zu müssen (so erzählte es uns Münchhausen) hat ein Fuchs einem Jäger ins Bein geschossen.

Während der ins Krankenhaus musste, konnte sich der Fuchs davon machen.

Wirklich geschehen! Jedenfalls wird es so von dpa berichtet. Als der Jäger dem nur angeschossenen Fuchsen einen Kolbenhieb verpassen wollte, holte der mit der Pfote aus, traf den Abzug und schoss ihm so ins Bein.

Eine ähnliche Geschichte kenne ich eigentlich nur aus meiner Kindheit. Das war „Die Geschichte vom wilden Jäger“ von Heinrich Hoffmann, nachzulesen im „Struwwelpeter“.

H Hoffmann Struwwel 13

Die Geschichte hat mich damals schon entzückt. Während Struwwelpeter sonst eigentlich nur Geschichten erzählt, was mit bösen Kindern passiert, ist es hier einmal andersrum. Der Hase kann den Jäger besiegen. Der Jäger in seiner Uniform und mitsamt seinem Schießgewehr unterliegt dem kleinen pfiffigen Hasen.

Also nichts mehr mit der Drohung „Sonst muss ich den Jäger holen mit dem Schießgewehr“

H Hoffmann Struwwel 14

Ich finde, eine wohltuende kleine Geschichte. Wenn auch ein klein bisschen anarchistisch. Aber das ist ja nichts Schlimmes.

Was würde eigentlich passieren, wenn die Hasen sich die Brillen aufsetzten und mit dem Gewehr selbst schießen wollten?

Heinrich Hoffmann dichtete:

Der Jäger aber fürcht sich sehr.
Er läuft davon und springt und schreit:
„Zu Hilf, ihr Leut, zu Hilf, ihr Leut!“

Nehmen Sie mir`s nicht übel: ich muss dabei an größere Jäger denken als Hoffmanns wilden Jäger mit seinem neuen grünen Jäckchen.

Möge die kleine Meldung in dpa allen Jägern eine Warnung sein, dass die Verhältnisse sich umkehren können.

Christen ist das übrigens keine Warnung, sondern eine Verheißung. Maria zieht ein Fazit der Geschichte und bekennt, nachdem ihr der Engel die Geburt des Kindes prophezeit hat:

Er hebt seinen starken Arm
und fegt die Überheblichen hinweg.
Er stürzt die Machthaber vom Thron
und hebt die Unbedeutenden empor.
Er füllt den Hungernden die Hände mit guten Gaben
und schickt die Reichen mit leeren Händen fort.
Und fast könnte man fortfahren:

Jägern lässt er ins Bein schießen
und Hasen lässt er leben

H Hoffmann Struwwel 15

Wer jetzt bei Schießgewehr gleich an Mord und Totschlag denkt, sei korrigiert.

Unser weißrussischer Fuchs aus dpa, artverwandt unserm Struwwelpeter-Hasen hat dem Jäger nur ins Bein geschossen. Und der Jäger im Struwwelpeter wurde auch nicht erschossen, sondern landete nur holderdiepolder kopfüber im Brunnen.

Sehr leid getan hat mir immer das kleine Häschen. Das hatte ich fast vergessen. Ausgerechnet auf die empfindliche Nase hat es den Kaffee abgekriegt.


NB: Mein Schwager, ein passionierten Jäger, hat uns ob eines geschossenen Hasens zum „Dippehas“ eingeladen. Wir werden natürlich hingehen und dieses köstliche hessische Gericht mit Wonne verspeisen.

Aber zu meiner Entlastung werde ich ihm einen Ausdruck des „Wilden Jägers“ mitbringen. Hoffentlich freut er sich.

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1 Kommentar

  1. Erdlicht 18. Januar 2011

    Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.

    Gute Nachricht ist zunächst dort, wo Tatsachen sind, keiner zu Schaden gekommen ist. Wenn ich das Loch finde, ist es für irgendeinen nicht mehr gut. Irgendwie bleibt es gehopfst wie gesprungen. 🙂

    Das köstliche hessische Gericht erscheint glaubhaft.
    Vorstellen kann man sich viel darunter. 🙂
    Wenn es einschließlich der Freude des Schwagers, zum Buch alles wurde wie gedacht, ist es Tatsache.

    Im Vorschulalter habe ich den Pappendeckel bezeichneter Bücher gekaut. Andererseits galt ich als eine Art Suppenkasper mit Ernährungstörungen. Teure Milupanahrung bekam ich noch vorgehalten wie mich selbst ernährte. Böse Kinder glaube ich nicht. Es gibt aber unangenehme Wirkungen.
    Ein Sturmtief interessiert sich ohnehin nicht dafür ob da einer mit Etikett oder ohne Etikett steht. Das ist meine Erfahrung.
    Mit entsprechender Isolierung, Konditionierung, Fressnapf, kann Tier gezähmt, mit Befehl, Kommando, dressiert werden. Das Prinzip ist bei Menschen gleich. Wer aus Angst nicht geht, prüft und vergleicht, reagiert dann auch auf absurde Befehle, die von Kleider, ohne Kaiser kommen. Erdichtung ist keine Geschichte, sondern Mythen, Legenden, Märchen, Roman,…Wunschtraum, etc.
    Wo kritikwürdige Basis ist, ist selbst dann keine Schmähkritik, destruktiver Angriff, wenn es dem anderen nicht schmeckt.

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