Von Ronda aus fahren wir weiter nach Málaga, wo wir drei Nächte verbringen wollen. Dass wir hier eine Nacht länger bleiben als in den anderen Städten, ist dem Umstand zu verdanken, dass wir nach den ersten Planungen beschlossen hatten, nicht bis Almeria ganz im Südosten und dann durch die Desierto de Tabernas, die einzige Wüste Europas zu fahren. Gereizt hätte mich das, aber der Umweg war uns dann doch zu beschwerlich. Lieber hätten wir eine Nacht in Granada verlängert, aber das war nicht möglich. Im Nachhinein sind wir ganz froh. Zum einen, weil uns auf der Hälfte der Fahrt eine kleine Verschnaufpause ganz gutgetan hat, zum anderen, weil Málaga eine sehr schöne Stadt ist, die gegen die drei alten Damen Granada, Sevilla und Cordoba leicht etwas ins Hintertreffen gerät.
Malaga Este
Málaga ist auch der einzige Ort, an dem wir nicht mitten in der Historischen Altstadt wohnen, sondern etwas außerhalb, im Stadtteil Este. Die Villa Antumalal ist wieder eine komfortable B+B Unterkunft mit einem sehr schönen Ambiente und einem wunderbaren Pool, den wir an den Nachmittagen sehr genießen.
Wir kommen nachmittags an, ruhen etwas aus und gehen dann zum Meer. Das ist etwa eine Viertelstunde entfernt. Am Strand entlang gehen wir weiter nach Osten. Am Eingang des Stadtteils Pedregalejo liegen das Schwimmbad und das Restaurant El Balneario – Baños del Carmen, das uns sofort wegen seiner schönen Lage und seinem heruntergekommenen Charme gefällt. Das Balneario wurde 1918 gebaut und war sofort ein Erfolg. Hier fanden große Veranstaltungen und Feste statt, das erste Fußballstadion Málagas wurde hier errichtet. Der ganze Stadtteil Pedregalejo war früher einer der angesagtesten Stadtteile Málagas. Da hier bis zum Bau der Umgehungsautobahn der Verkehr durchfloss, war wohl manchmal ein unsägliches Chaos und so sind viele Bars und Treffpunkte ins Zentrum verlegt worden. Heute ist der Ort aber immer immer noch wegen seiner vielen und guten Fischlokale beliebt. Wir bleiben für zwei Abende bei diesem Restaurant. Von hier aus können wir auch nach einer Flasche Wein unsere Unterkunft noch gut erreichen, wenn auch ziemlich bergauf.
Man muss hier nicht unbedingt in ein Restaurant gehen, um gut zu essen. Typisch sind die Fischerboote, in denen espetos, Sardinenspieße gegrillt werden.
Auf dem Rückweg haben wir einen schönen Ausblick entlang des Strandes, des Playa La Malagueta bis hinüber zum Leuchtturm (den man auf dem Foto nur als hellen Umriss ahnt).
Ein Spaziergang durch Malaga
Am nächsten Morgen brechen wir früh auf. Unser Auto lassen wir stehen und fahren mit dem Bus hinauf bis zum Eingang des Castillo de Gibralfaro und ersparen uns damit den für mich als Herzkranken recht beschwerlichen Aufstieg. Vom Gibralfaro aus wollen wir dann einen Rundgang durch die Stadt machen.
Das Castillo de Gibralfaro wurde im 14, Jahrhundert als militärische Schutzanlage für das unterhalb liegende Alcazaba errichtet. Von hier oben haben wir einen tollen Ausblick auf die Stadt. Auf der Befestigungsmauer kann man rund um das gesamte Castillo gehen und genießt einen Rundumblick über Málaga.
Wir trinken in dem schattigen Café des Castillos noch etwas Kaltes und gehen dann bergab Richtung Stadt. Wir kommen an der Alcazaba vorbei, die als Festung im 11. Jahrhundert gebaut wird und das bedeutendste Erbe der arabischen Zeit hier in Málaga ist. Leider ist auf dieser Seite kein Eingang und so müssten wir fast ganz um den Berg herumgehen, um auch die Alcazaba zu besichtigen. Das ist uns nach dem ausführlichen Besuch im Castillo zuviel.
Vom Weg aus bietet sich auch ein schöner Ausblick Richtung Rathaus und dem Leuchtturm im Hafen.
Unterhalb der Alcazaba gehen wir nach links und kommen mitten ins Gewühl der Stadt. Über das Theatrum Romanum blickt man noch einmal hoch zur Festung.
Die Stufen eines kleinen Gässchens führen zu einem Aussichtspunkt, an dem Fotografieren Pflicht ist.
Wir gehen weiter zur Plaza de La Mercedad (siehe Bild oben), einem der schönsten und bedeutendsten Plätze Málagas.
Auf dem Platz steht ein in der Stadt sehr gewürdigtes Denkmal, das Monumento a Torrijos. Es erinnert an General José Maria Torrijos und seine 48 Kameraden, die im Widerstand gegen die absolutistische Herrschaft Fernando VII, ohne Gerichtsverfahren erschossen wurden. Ihre sterblichen Überreste befinden sich in einer Krypta im Sockel des Monuments. Eines der bekanntesten Historiengemälde Spaniens stellt die Ermordung dar.
Während eines Erdbebens an Weihnachten 1884 hat sich der obere Steinblock verschoben. Bei späteren Restaurierungen hat man das nicht behoben, weil auch dieses Ereignis zur Geschichte Malagas gehört.
Wir schlendern weiter durch die Calle Granada und Calle San Agustin durch die Gegend, in der Picasso aufgewachsen ist. Seinen Spuren werden wir morgen noch etwas folgen.
Jetzt sehen wir von der San Agustin aus die Kathedrale.
Wir machen einen kleinen Schlenker durch das Künstlerviertel Soho und gehen dann durch den Parque de Málaga zum Hafen.
Gegenüber liegt noch ein kleiner Park mit einem Rosengarten, einem Seerosenteich, in dem sich Schildkröten vergnügen und der Statue eines Biznagueros, der im traditionellen Kostüm kugelförmig, kunstvoll von ihm hergestellte Jasminsträucher verkauft.
Wir genießen es, hier etwas Schatten zu finden, denn inzwischen ist es sehr heiß geworden. Nur etwas Schatten bieten dann die Arkaden der Hafenpromenade. Wir brauchen eine Erfrischung und finden Sie auf der Terrasse eines Cafés an der Pase de Muelle Uno. Und haben sogar einen Blick auf das Centre Pompidou Malaga. Das wollen wir eigentlich morgen besuchen, aber leider hat es geschlossen.
Am Ende der Hafenpromenade kommen wir zum Leuchtturm, errichtet 1817 aus Steinen des Gibralfaro. Die Farola de Malaga ist fast so etwas wie das Wahrzeichen der Costa de Sol. Und ja – wer des Spanischen mächtig ist, hat richtig gelesen. Leuchttürme sind im Spanischen männlich, El Farola. Dieser hier in Malaga ist der einzige weibliche Leuchtturm Spaniens.
Auf den Spuren Picassos
Anderntags machen wir uns noch einmal auf und begeben uns auf die Spuren Pablo Picassos, des wohl bekanntesten Sohn der Stadt. Wir fahren mit dem Bus bis in die Nähe der Plaza de Toros La Malagueta (siehe Bild oben), wo wir unseren kleinen Rundgang beginnen.
Picasso begleitete seinen Vater als Kind immer wieder zu den Stierkämpfen im Malagueta und liebte den Stierkampf, der immer wieder in seinen Werken auftauchte. Sein erstes Ölbild, das er mit zehn Jahren malte, war el pequeño picador amarillo.
Von hier aus gehen wir wieder zur Plaza de la Merced. Hier spielte sich die Kindheit Picassos ab. An der Ecke zur Calle Merced steht das Geburtshaus Picassos. Dort befinden sich heute neben einem kleinem Laden Räume mit Einrichtungsgegenständen der Familie, eine große Sammlung von Werken Picassos und wechselnd Ausstellungen zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler.
In einer schattigen Ecke der Plaza befindet sich die Statue Picassos. Neben ihm auf der Bank seine wechselnden Musen.
Geht man von der Plaza aus Richtung Altstadt, kommt man an der Ecke der Apotheke Mamely vorbei. Sie heißt heute Bustamante und ist eine der ältesten der Stadt. Beim Apotheker Mamely trafen sich im Hinterzimmer Picassos Vater und seine Freunde regelmäßig.
Neben der Apotheke gehen wir in die Calle Granada und kommen zur Iglesia de Santiago Apóstol, die uns natürlich als Jakobsweg-Pilgerer auch interessiert.
Hier wurde Picasso, wie die ausgestellte Urkunde ausweist, am 10.11.1881 auf den vollen Namen Pablo Diego Jose Francisco de Paula Juan Nepomuceno Maria de los Remedios de la Santisima Trinidad. Und ich heiße nur Horst Peter, aber immerhin.
Wir kommen am Picasso-Museum vorbei, das wir später besichtigen werden, gehen aber erst weiter durch die Gassen. Direkt neben dem Museum liegt die Iglesia de San Agustín mit dem ehemaligen Colegio San Agustin. Picassos Vater war im Stadtmuseum, das hier seine Räume hatte, Konservator. Weil er seinen Lohn oft zu spät bekam, durfte er als Ausgleich sich hier ein Atelier einrichten. Der kleine Pablo kam oft mit und machte erste Malversuche.
An der schönen Plaza de la Constitución befand sich in den Räumen des Kunstvereins Ateneo de Málaga früher die Kunsthochschule San Telmo, in der Picassos Vater unterrichtete. Auch hierhin durfte er ihn oft begleiten.
Nach diesem kleinen Gang durch die Kindheit Pablo Picassos gehen wir zurück in das Picasso Museum. Picassos Wunsch war es, dass es in seiner Geburtsstadt ein Museum geben solle. Im Palacio de Buenavista sind an die 400 Werke zu sehen, dazu kommen wechselnde Ausstellungen.
Wir genießen den Gang durch die äußerst interessante Ausstellung sehr.
Besonders interessant finde ich die Ausstellung „Picasso und die alten Meister“. In ihr wird gezeigt, wie Picasso die Tradition der Alten Meister, sich mit älterer Kunst zu beschäftigen und neu zu gestalten, aufgreift und deren Werke in seine Bildsprache transformiert.
Wir verlassen die Ausstellung sehr befriedigt.
Schräg gegenüber vom Museum wartet eine weitere Institution Malagas auf uns: das El Pimpi. Auf verschiedenen Stockwerken gibt es ganz unterschiedliche Räume. Natürlich viele Touristen, aber das ganze Jahr über treffen sich auch Studenten hier und es gibt einen eigenen „Klassenraum“ für Kurse der Universität.
Wir finden zum Glück einen Platz im Gloria Fuentes Patio, trinken einen Wein – das gehört sich hier, schließlich wurde das Pimpi als Wein-Bodega gegründet und essen ein paar Pimpas. So heißen hier die Tapas.
Andalusienrundreise
Es folgen noch:
Tavira (an der Ostalgarve)
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