Von Granada aus fahren wir über die N 432 nach Córdoba. Wieder wohnen wir in einem sehr schönen kleinen Hotel mitten in der Altstadt. Nicht umsonst heißt es „Casa de los Azulejos“. Wunderschöne Kacheln säumen nicht nur Treppenaufgang und Halle, sondern auch den Fußboden unseres Zimmers.
Eigentlich hatten wir einen Garagenplatz beim Hotel gebucht. Aber in der Straße wurde gearbeitet, deshalb hieß es ausladen, die Straße rückwärts zurückfahren und zu einem Parkhaus am Guadalquivir fahren. So kam ich zu einem ersten kleinen Spaziergang.
Rund um die Plaza de Capuchinos
Der zweite Spaziergang war zunächst etwas enttäuschend. Für den nächsten Tag hatten wir einen Rundgang durch die südliche Altstadt geplant, vor allem natürlich den Besuch der Mezqita-Catedral. Deshalb wollen wir an diesem Abend in die andere Richtung gehen. Ziel ist die Plaza de Capuchinos. Dieser Platz wird in diversen Reiseführern als „der schönste Platz Cordobas“ gelobt.
An der belebten Plaza de las Tendillas vorbei gehen wir Richtung San Marino. Dieser Platz liegt an der Schnittstelle zwischen der historischen Altstadt und dem Zentrum der Stadt.
Wie Ihr seht, ein schöner Platz. Aber der schönste? – Vielleicht sind wir einfach zu früh hier und wir sollten abends, wenn die Laternen des Christus der Laternen den Platz bestrahlen, herkommen?
Die „Capuchinos“ im Namen haben übrigens nichts damit zu tun, dass man hier gut Cappuccinos trinken könnte. Die heißen zwar im Spanischen tatsächlich Capuchinos, aber der Platz heißt nach dem früher hier angesiedelten Kapuzinerkloster. Und „unser“ Cappuccino kommt ebenfalls von den Kapuzinern, die wie der Cappuccino eine Kapuze trugen. Wer einmal zur Semana Santa, der Karwoche, nach Spanien kommt, wird überall Prozessionen mit Kapuzen erleben.
Von der Plaza aus gehen wir die Stufen der Cuesta del Bailío hinunter. Früher war diese Treppe die Verbindung zwischen Unter- und Oberstadt.
An der Plaza Puerta del Rincón wurde 2014 die erste von 3 Skulpturen Los cuidadores de los Patios, die Wächter der Innenhöfe, installiert. Die Patios, die über und über mit Blumen behängten Innenhöfe gibt es überall in Andalusien, aber nirgends in solcher Pracht wie in Córdoba. Sie gehören sogar zum Weltkulturerbe. Weil nur drei Wochen vorher die Fiesta de los Patios de Córdoba stattgefunden hatte, hatte ich ja insgeheim gehofft, mehr von diesen Innenhöfen zu sehen.
Wir machen noch einen kleinen Schlenker durch die schönen Jardines de la Merced und gehen dann durch die C. Alfaros Richtung Hotel. Vorher wollen wir aber – wie wir hoffen – noch gut essen. In Deutschland hatte ich mir schon das Salinas herausgesucht, konnte aber nicht reservieren. Zu meiner Überraschung lag es direkt bei unserem Hotel. Da es noch etwas früh ist, setzen wir uns vor die kleine Bar El Relejo um die Ecke. Schräg gegenüber liegt der Templo Romano, Überreste eines römischen Tempels aus dem 1. Jahrhundert.
An der Bar hängt eine Kreidetafel, die „Rebujito“ anpreist. Kennen wir nicht, also fragen wir und bestellen. Köstlich, ein Longdrink aus Andalusien, der aus 1/3 Sherry Manzanilla, Limonade und Minze hergestellt wird. Beschwingt gehen wir danach zum Salinas. Als wir ankommen, ist alles belegt, aber der zunächst etwas mürrisch wirkende Señor reserviert uns für später am Abend zwei Plätze.
Das Essen ist vorzüglich, die Bedienung schnell und freundlich und der Señor stellt sich als ein humorvoller Gastgeber heraus.
Gegenüber hängt ein Gemälde, über das ich die ganze Zeit grübeln muss. Es hat den Titel „Narranjas y Limones“. Ich sehe aber keine Limonen auf dem Bild.
Wir reservieren gleich für den zweiten Abend noch einmal, vielleicht finde ich ja noch die Lösung.
Mezquita-Kathedrale
Am nächsten Morgen brechen wir auf zu einem Stadtrundgang. Die Mezquita hat erst ab 10 Uhr geöffnet und rechtzeitig stehen wir mit unseren vorab gebuchten Tickets (die man mit Eintrittszeit buchen muss) in der Schlange.
Die Mezquita ist für mich die größte Überraschung auf der ganzen Rundreise und das faszinierendste Bauwerk überhaupt. Wie kein anderes repräsentiert es die maurische Baukunst. Die Mezquita in mehreren Schritten zwischen 785 und dem 1010 erbaut. Der älteste Teil (im Luftbild der oberste) bestand aus dem Innenhof, der zur Moschee offen war. Der heutige Turm erweiterte das Minarett.
Toni Castillo Quero, CC BY-SA 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0, via Wikimedia Commons
Dieses Video zeigt sehr schön die Entwicklung der Mezquita-Kathedrale vom 8. bis zum 16. Jahrhundert.
Moschee und Gebetshalle
Durch die Eingangspforte kommen wir in die Gebetshalle im ältesten Teil. Das Faszinierendste überhaupt ist diese Hallenkonstruktion aus (in der gesamten Mezquita) 856 Säulen, die jeweils von einem doppelten Bogen überspannt sind und ein Gefühl von Weite, Licht und Luftigkeit vermitteln.
Die Säulengänge setzen sich auch in den später hinzugekommenen Bereichen fort. Wenn man genau hinsieht, erkennt man, dass sie sich nur minimal verändert haben: die Basis der Säulen wurde weggelassen.
1974 wurden in drei der früheren Öffnungen zum Tor feste Gitter aus Zedernholz im traditionellen Muster eingesetzt, die dem dahinter liegenden Raum ein schönes Licht geben.
Christliche Einflüsse
Eine in Cordoba stehende, Vinzenz von Valencia gewidmete Basilika wurde nach der Eroberung durch die Mauren zunächst nicht abgerissen, sondern zwischen Muslimen und Christen geteilt, danach wurde der Teil der Christen ihnen abgekauft und die Kirche abgerissen. Historisch sicher ist nur, dass hier eine Basilika stand, durch ein Fenster kann man den freigelegten Mosaikboden sehen.
Als 1236 Cordoba von den Truppen des spanischen Königs Ferdinand II erobert wurden, wandelten sie die Moschee in eine christliche Kirche um. Das geschah über zweihundert Jahre noch recht behutsam, anscheinend mit sehr großem Respekt vor der maurischen Architektur.
Der Innenhof bekam eine völlig andere Funktion. Er war zu muslimischer Zeit zur Moschee hin offen, er war eine Erweiterung des Gebetsraums, diente der Lehre und vor allem aber den rituellen Waschungen, bevor man die Moschee betreten durfte.
Die Christen schlossen die Mezquita zum Hof hin ab. Es wurden Orangenbäume gepflanzt, ein Kreuzgabng entstand und vor der Mezquita entstand ein Säulengang. Die meisten ursprünglichen Eingänge wurden zugemauert.
1371 entstand die Königliche Kapelle als erste christliche Kapelle in der Mezquita
Wandgemälde von 1390
Die größte und einschneidendste Veränderung war der Einbau einer Kathedrale in die Mezquita im 15. und 16. Jahrhundert.
Die ursprüngliche Mezquita und die hinein gebaute Kathedrale sind architektonische Gegensätze, wie man sie sich stärker nicht vorstellen kann. Ich empfinde das als sehr spannend und beides auch in ihrem Zusammenspiel als sehr schön und beeindruckend. Beides gehört zur Geschichte der Mezquita über die Jahrhunderte. Kaiser Karl soll gesagt haben „Ihr habt getan, was möglich war, etwas erbaut, was es andernorts schon gibt, und dafür habt ihr etwas zerstört, was einmalig in der Welt war „. Der Satz ist historisch nicht belegt. Ob die Mezquita ohne die Kathedrale die Jahrhunderte überlebt hätte, darf man aber bezweifeln.
Stadtrundgang
Vom Hotel aus gehen wir durch ein Seitensträßchen Richtung Juderia. In dem kleinen Gässchen C. Marqués del Villar gibt es eine barocke Torfassade aus Marmor.
In der Nähe der Mezquita gehen wir durch die malerische Calleja de la Flores.
Eine winzige Eremitage finden wir am Plaza de los Abades. Ein Maurer soll ein Loch in der Wand gefunden haben, aus der ein Licht mit dem Marienbild schien. Und später sollen die Lampen der Vorbeigehenden sich hier alleine entzündet haben. Heute ist wohl ein kleines Hotel dort.
Ein paar Schritte weiter geht es zum Guadalquivir, dem großen Fluss Andalusiens, der überhaupt zur Ansiedelung Cordobas führte. Bis in die Mitte des 20. Jahhrunderts war die Puente Romana die einzige Verbindung über den Fluss.
Es gibt hier am Fluss mehrere Mühlen. Von der Brücke aus sieht man die Molino de Pápalo, geht man ein paar Schritte am Ufer entlang nach Westen die Molino de la Albolafia.
Das riesengroße Rad, das Wasser aus dem Fluss in ein Äquadukt schaufelte, ist allerdings eine Nachbildung. Schon 1492 musste auf Befehl von Königin Isabella das Rad demontiert werden, weil ihr das dauernde Quietschen zu sehr auf die Nerven ging. Schließlich wohnte sie direkt gegenüber im Alcázar.
Wir gehen durch die Calle Cairuán nach Norden. Sie führt entlang der rekonstruierten Stadtmauer und ebenfalls rekonstruierten Becken der ehemaligen Wasserversorgung.
Sehenswert ist auch die Plaza de la Corredera, die einzige Plaza Mayor Andalusiens, die im 17. Jahrhundert gestaltet wurde. Auf drei Seiten ist sie von Arkadenhäusern umgeben, auf der Südseite blieben das frühere Rathaus und ein Stadthaus aus dem 16. Jahrhundert.
Unsere Andalusienreise
Es folgen noch:
Tavira (an der Ostalgarve)
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Birgit Körting 12. Juli 2022
Super gemachte Seite. Exzellente Bilder und gute Erläuterungen. Ich freue mich sehr, dass zufällig gefunden zu haben 🙂
hpp 19. Juli 2022 — Autor der Seiten
Vielen Dank für den schönen Kommentar.