Von Córdoba aus fahren wir nicht über die Autobahn, sondern entlang des Guadalquivir nach Sevilla, der letzten Station unserer Andalusienrundreise. Von hier aus wollen wir dann noch eine Woche nach Tavira auf der Ostseite der Algarve fahren.
Die Strecke ist schön, obwohl wir vom Fluss nur selten etwas zu sehen bekommen. Auf jeden Fall lohnt sich der um nur ca. 15 Minuten längere Weg.
Fahrt zum Hotel
Entspannt kommen wir nach Sevilla. Das können wir brauchen, denn so etwas wie die Gässchen von Sevilla habe ich noch nicht erlebt. Ungelogen geht oft auf beiden Seiten des Autos (bei eingeklappten Spiegeln) kein Finger mehr dazwischen. Wenn es nicht überall Fußgänger gegeben hätte, die fachkundig (worauf man sich verlassen muss) zentimeterweise einwinken, hätte ich nicht mehr weitergewusst. Aber auch so ist irgendwann Ende und nichts scheint mehr zu gehen. Da taucht ein Vespafahrer auf, der fragt, wo ich hin will und mich dann auffordert, mir zu folgen. Er fährt voran, bleibt immer wieder stehen und gibt mir Zeichen zum Rangieren. Schließlich erreichen wir das Joya del Casco und bedanken uns mit einem Trinkgeld, das ich ihm aufdrängen muss. Und wieder wie auf allen Stationen unserer Fahrt kommen wir in ein tolles kleines Hotel in allerbester Lage, wären da nicht die Gässchen…
Aber erst einmal muss das Auto wieder weggefahren werden. Die sehr nette Rezeptionistin zuckt mit den Achseln – schwierig. Sie rät, gegen die Fahrtrichtung weiterzufahren, wohl einige Millimeter breiter. Und lacht, als ich das nicht will, „Alemán“. Mir geht es aber nicht um das Verbot, sondern darum, dass durchaus einige Autos durch die Gassen gefahren sind und ich vollends feststecken würde, wenn jemand entgegenkäme.
Zum Glück sehen wir dann wieder den Vespafahrer, der uns diesmal nicht vorausfährt, sondern versichert, nach zwei Ecken sei es gut und wir würden die Straße schon kennen. Beruhigt fahre ich ins Parkhaus. Bleibt zu erwähnen, dass es nicht ausbleibt, dass Felgen beschädigt werden. Ohne den Bordstein zu schrammen, gehen diese Manöver nicht. Natürlich sind wir vollkaskoversichert.
Waren die ersten Tage unserer Rundreise noch erträglich, ist es jetzt sehr heiß geworden. Nach einem kleinen Mittagsschläfchen erfrischen wir uns in dem kleinen Pool mit Aussicht auf die Kathedrale.
Abendspaziergang
Am Abend möchte ich unbedingt abends zum Metropol Parasol, den „Pilzen von Sevilla“ gehen, um da fotografieren zu können. Nicht weit davon liegt ein Restaurant, für das ich schon von Deutschland aus Plätze reserviert habe. Das El Rinconcillo öffnet wie die meisten andalusischen Restaurants erst um 20 Uhr und ich habe etwas Sorge, ob die Zeit reicht.
Als wir hinkommen, sind noch alle Läden dicht. Aber nach und nach kommen ein paar Leute und zwei Minuten vor 8 werden die Läden hochgezogen und es bildet sich eine lange Schlange vor dem Lokal. Die meisten wollen, wie sich herausstellt, hier trinken und an den Stehtischen ein paar Tapas essen.
Wir essen vorzüglich und würden am liebsten am nächsten Abend noch einmal hierherkommen, aber für den zweiten Abend haben wir schon andere Pläne.
Jetzt gehen wir erst einmal hinüber zu den Pilzen auf der Plaza de la Encarnación, benannt nach der an diesem Platz liegenden Iglesia. In ihrer Krypta befindet sich das Pantheon der berühmten Sevillaner.
Das Metropol Parasol sieht von hier unten zunächst einmal etwas merkwürdig aus und nicht besonders beeindruckend. Dabei ist es die größte Holzkonstruktion der Welt. Sie wurde von dem Berliner Architekten Jürgen Mayer H. entworfen und ist nicht nur wegen der hohen Kosten, die der Bau verursachte, umstritten. Unter der Erde befindet sich ein archäologisches Museum und ebenerdig eine Markthalle.
Von oben sieht es dann ganz anders aus:
Der Blick ist atemberaubend und das wechselnde Farbspiel faszinierend.
Die Show Feeling Sevilla wollten wir zuerst nicht besuchen, weil wir uns nicht so viel davon versprachen, hat uns aber auch sehr gut gefallen und einen schönen ersten Eindruck von Sevilla gegeben.
Ich kann verstehen, dass bei einem solchen Bauwerk die Meinungen weit auseinandergehen und vielleicht wird man sich später sogar fragen müssen, wie man es wieder abreißt – aber mir hat es außerordentlich gefallen.
Rundgang am Vormittag
Für den zweiten Tag haben wir zwei Rundgänge geplant, am Vormittag wollen wir zum Alcázar gehen, von da aus am Plaza de España entlang durch den Parque de María Luisa zum Fluss. Nach einem Stück den Fluss entlang könnten wir dann zur Kathedrale gehen.
Der Plan ging nicht ganz auf. Es gibt nämlich keine Möglichkeit, die Gärten des Alcázar in andere als nördliche Richtung zu verlassen. Aber eins nach dem anderen:
Wir sind vor der Öffnung des Alcázar da und gehen noch ein bisschen durch die nähere Umgebung und kommen durch das Gässchen San Gregorio und die Plaza de la Contratación zur Puerta Jerez, wo früher mal ein Stadttor stand und heute ein belebter Platz ist.
Um 9.30 Uhr öffnen die Tore des Alcázar. Durch die Puerta del Leon und den kleinen angrenzenden Löwenhof kommt man in den größten Innenhof, den Patio de la Montería. Von da sieht man dann den Palast von König Pedro I im typischen Mudéjar-Stil.
Wir betreten diesen Hof durch die Tore der Maurischen Mauer, die eigens eingeschnitten wurden, als der Palast gebaut wurde. Man sieht in der Mauer noch die Unterschiede.
Den Mittelpunkt des Palastes von Pedro I, Peter dem Grausamen, bildet der Patio de Las Doncellas, der Hof der Jungfern. Der Name soll sich angeblich auf einer Legende beruhen, nach der die christliche Könige den Mauren jährlich 100 Jungfrauen ausliefern mussten.
Ein kleiner, aber sehr schöner Innenhof ist der Puppenhof. So heißt er nach kleinen Köpfen in Säulen, die an Puppenköpfen erinnern, aber wohl Babyköpfe darstellen. Im 19. Jahrhundert wurde ein Zwischengeschoss eingebaut und der Hof mit einer Glaskuppel überdacht.
Die oberen Stockwerke werden bis heute vom Spanischen König bei Aufenthalten in Sevilla genutzt.
Am schönsten aber finde ich die Gärten des Alcazar, die sich an die Paläste in einem großen Dreieck Richtung Südosten anschließen.
An der Südostspitze des Parks kommen wir zur Puerta Alcobao, von dem aus wir den Rundgang durch die Stadt fortsetzen wollen. Aber die Wachleute bedeuten uns, dass hier kein Ausgang möglich ist. Zurück durch die ganze Anlage.
Der Ausgang auf der Nordseite führt zum Patio de Banderas. Der liegt zwar noch innerhalb der Mauern des Alcázars, ist aber ein öffentlicher Platz. Von hier haben wir einen schönen Blick auf die Giralda.
Die Giralda ist der Turm der Kathedrale von Sevilla. Ursprünglich ein Minarett, ist er erhalten geblieben und wurde nach der Reconquista um zwei Aufbauten erweitert. Ihren Namen bekam die Giralda nach dem Giraldino. Der hat zwar wiederum einen männlichen Namen, ist aber eine weibliche Figur von 3 1/2 m Höhe und immerhin 1.600 kg Gewicht. Trotz dieses Gewichts ist sie eine leichtgängige Wetterfahne. Sie symbolisiert den Sieg des christlichen Glaubens. Um den Turm herum ist die Inschrift URRIS FORTISSIMA NOMEN DNI PROVERB. 18 zu sehen – Der Name des Herrn ist ein sicherer Turm (Sprüche 18).
Der GiraldinoInteressant sind übrigens auch die immer wieder von einem schmalen Durchgang unterbrochenen Ketten rund um die Kathedrale. Sie markierten früher den Bereich kirchlicher und weltlicher Herrschaft. Hinter den Ketten hatten die weltlichen Ordnungshüter keinen Zugriff.
In diesem Fenster halten die Schutzheiligen Sevillas, Justa und Rufina, die Giralda.
Die Kathedrale Santa Maria ist die größte gotische Kathedrale Spaniens und eine der größten Kirchen der Welt. Insofern ist sie natürlich sehr beeindruckend und birgt viele Schätze, die ich nicht alle sehen konnte und schon gar nicht alle hier zeigen. Die Giralda konnten wir meiner Herzkrankheit wegen nicht besteigen, der Ausblick muss wunderbar sein, das Gedränge wohl nicht so. Mein Fazit fällt etwas gedämpft aus. Die Mezquita in Córdoba hat mich mehr beeindruckt.
Wir verlassen die Kathedrale und gehen nun Richtung Flussufer. Am Ufer des Guadalquivir kommen wir zur Stierkampfarena an der Plaza de Toros de la Real Maestranza de Caballería de Sevilla. Wow.
Eigentlich handelt es sich heute nur noch um einen Nebenarm des Guadalquivir, aber im alten Flussbett. Der Fluss wurde nämlich im 20. Jahrhundert nach Westen verlegt, um ihn besser schiffbar zu machen und sich gegen die Überschwemmungen zu wehren. Das frühere Flussbett endet nun nördlich von Sevilla. Am Abend wollen wir noch einmal hierher gehen, um am anderen Ufer im Stadtteil Triana essen zu gehen.
Jetzt bummeln wir am Flussufer entlang, um in einem Bogen zum Parque Maria Luisa und zur Plaza de España zurückzugehen.
Der Torre del Oro ist ein 1120 erbauter Wehrturm. Von hier aus wurde der Fluss bewacht. Man konnte eine schwere unter Wasser liegend Kette hochziehen, um Schiffe abzuwehren.
Hinter der Brücke Puente de los Remedios können wir dann hoch in den Parque de María Luisa gehen, um endlich auch ein bisschen Schatten zu haben.
Auf der anderen Seite des Parks kommen wir zur Plaza de España, einem Platz und einem Gebäudekomplex, der im Halbrund angelegt ist.
Abends in Triana
Am Abend machen wir einen Spaziergang zum Stadtteil Triana auf der anderen Seite des Flusses. In einem Dreieck gehen wir an der Kathedrale entlang zur Brücke San Telmo und dann wieder am Fluss entlang, dieses Mal auf der anderen Seite.
Immer einmal wieder kann man Stufen zu Terrassen hinuntergehen und den Ausblick genießen.
An der Triana-Brücke Puente deIsabell II geht die Calle San Jacinto ab, wir gehen in ihr ein ganzes Stück ins Viertel hinein, bis wir zu einer wunderbaren Tapasbar kommen, der Paloma Blanca.
Wir essen und trinken hier vorzüglich, ein würdiger Abschluss unserer Andalusienreise. Noch nicht ganz, ein Glas Gin-Tonic in der Hotelbar ist Gesetz.
Unsere Andalusienreise
Es folgen noch:
Tavira (an der Ostalgarve)
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