„Eine merkwürdige Wortspielerei“, dachte ich, als ich in dieser Woche die Überschrift der Frankfurter Rundschau las. Irgendwie unpassend, wie man’s auch drehen mag.
Dass der am Gründonnerstag verstorbene Garcia Marquez eine Alternative gewesen sein, akzeptierte ich sofort. Aber für wen? Für unsere Schriftsteller? OK, ich schätzte ihn tatsächlich mehr als alle lebenden deutschen Schriftsteller, den frühen Böll vielleicht mal ausgenommen. Aber dafür war Marquez ja schließlich auch Nobelpreisträger.
Aber irgendwie passte das trotzdem nicht. Seit wann sind Schriftsteller eine Alternative für andere Schriftsteller? Vielleicht für unseren Bundespräsidenten? OK, wenn er hier gelebt hätte, wäre er eine Alternative gewesen. Hätte hätte… Aber wiederum: seit wann würden in Deutschland linke Schriftsteller zum Bundespräsidenten gewählt? Höchstens mal, dass Frauen von Bundespräsidenten zu Schriftstellerinnen werden. Aber sollte der Autor wirklich Marquez als eine Alternative zu Frau Wulff erwogen haben? Das wäre doch der Gipfel.
Apropos Autor: Jürgen Habermas? Und der macht sich Gedanken, ob Garcia Marquez eine Alternative für Deutschland gewesen wäre?
Merkwürdig, sehr merkwürdig.
Oder sollte es anders gemeint sein? Wollte Habermas eine Alternative zu jener dubiosen hierzulande sich als „Alternative“ gerierenden Partei aufzeigen? Das hieße doch, der AFD viel zu viel Ehre anzutun.
Das ganze schien mir also völlig hirnrissig zu sein. Auch nur der Versuch. Irgendeine gedankliche Verbindung zwischen Habermas, Garcia Marquez und der Alternative für Deutschland herzustellen, misslang.
Also tat ich etwas, was ich hin und wieder tue. Ich las den Artikel. Ein gewisser Christian Brommarius schrieb über Marquez, zitierte ausführlich einen Gewissen Walter Haubrich.
Aber kein Wort über die „Alternative für Deutschland“ und kein Wort von oder über einen Gewissen Jürgen Habermas.
Ich las den Artikel noch einmal Wort für Wort. Nichts. Ich suchte nach einem winzigen Hinweis. Nichts.
Erst heute fand ich die Lösung. Als unter der Überschrift „Fernsehen am Sonntag“ frech die schockierende Behauptung aufgestellt wurde, im Ersten gebe es heute, am heiligen Sonntag, ein Familiendrama mit Christine Neubauer.
Dem Nervenzusammenbruch nahe erkannte ich: so ist sie, die Rundschau. Sie vertauscht einfach Artikelüberschriften. Nur so. Aus Spaß.