Wenn Sie mich mal besuchen kommen,
sehen Sie im Flur als erstes eine Krimilandkarte. Da finden Sie über 200 Ermittler in ganz Europa drauf.
Alle kenne ich sie nicht, aber viele meiner besten Freunde sind darauf. Mit einigen von ihnen gehe ich seit Jahren immer mal wieder ins Bett.
Ich rede natürlich vom Krimimilieu und von Freundinnen und Freunden, die ich nur aus Büchern kenne. Aber das kann auch sehr intim sein.
Einigen begnadeten Krimiautorinnen und -autoren bin ich für diese Freundschaften von Herzen dankbar.
Zu ihnen gehört auf jeden Fall Maj Sjöwall,
Sie ist heute, am 25. September, vor 75 Jahren geboren.
Maj Sjwöwall war die, die mir zusammen mit ihrem Mann Per Wahlöö die Liebe zum Krimi lehrte.
Vorher kannte ich eigentlich nur Enid Blyton aus meiner Kindheit, Jerry Cotton aus meiner Jugendzeit und Edgar Wallace. Vielleicht hatte ich auch schon einmal etwas von Agathie Christi gelesen.
Aber der erste Roman von Sjöwall/Wahlöö war eine Offenbarung. Irgendwann Mitte der 70er Jahre wird das gewesen sein und wenn ich mich richtig erinnere „Der Tote im Götakanal“. Das war Literatur vom Feinsten, spannend und sozialkritisch.
Inzwischen liest jeder Krimis, in den Buchhandlungen muss man sich durch Berge durchwühlen und Sjöwall/Wahlöö sind längst in Vergessenheit geraten.
Wer denkt schon an die beiden, wenn er im Fernsehen „Kommissar Beck“ sieht?
Per Wahlöö ist leider viel zu früh bereits vor 35 Jahren verstorben.
Krimis ganz anderer Art schrieb Cornell Woolrich
Der ist heute, am 25. September, vor 42 Jahren gestorben. Cornell Woolrich war einer der ganz Großen der 40er und 50er Jahre neben Raymond Chandler und Dashiell Hammet.
Woolrich schrieb vor allem „schwarze“ Krimis. In „Noir-Krimis“ ist die Welt nicht wiederhergestellt, wenn das Verbrechen aufgeklärt ist. Es bleibt die düstere Stimmung, in die alle verstrickt sind, weil die Welt böse ist.
Einige von Woolrichs Romanen wurden hervorragend verfilmt, z.B. „Das Fenster zum Hof“ von Alfred Hitchcock, „Die Braut trug schwarz“ und „Das Geheimnis der falschen Braut“ von François Truffaut.
Freunde im Milieu hatte auch der Onkel eines Freunde von mir
In Darmstadt gab es früher nur 3 Lokale, die nach 1 Uhr nachts noch offen sein durften. In einem sind mein Freund und ich eines Morgens eingekehrt.
Wir wussten nicht wirklich, dass dort das „Milieu“ verkehrte, aber nach 1 war damals in Darmstadt kein anständiger Mensch unterwegs.
Welche Freude, als wir den Onkel meines Freundes dort an der Bar sitzend antrafen. Der gehörte nun überhaupt nicht zum Milieu, sondern war im Gegenteil Leiter der „Sitte“.
Zusammen mit seinen Bekannten erlebten wir einen unterhaltsamen Morgen. Damit Sie nichts Falsches denken: nur an der Bar sitzend und die Hände am Bierglas.
Welche Ernüchterung, als besagter Onkel später wegen Bestechlichkeit vor Gericht stand.
stadtpomeranze 25. September 2010
der anständige Onkel *lach*… schöne Geschichte.