Meine Liebste und ich waren uns wieder einig
Einig wie immer, fast immer: der gemeinsame Fernsehabend hat sich gelohnt. Der Tatort gestern Abend war spannend und machte nachdenklich.
Wieder einmal sind Kritiker anderer Meinung. „Klischee-Krimi im Knast“ schreibt Lea Wolz in Stern.de. Ein mittelmäßiger Film sei das gewesen, mit vorhersehbarem Plot, mit Erzählsträngen und Figuren überfrachtet.
Letzte Woche habe ich schon einmal geschrieben: „Ich glaube, ich war im falschen Film“. Da las ich über einen grottenlangweiligen Tatort mit einer an den Haaren herbeigezogenen Lösung, der nur durch eine Nebengeschichte aufgewertet wurde: „Tatort: Diesmal ein TV-Genuss“.
Schon da habe ich befürchtet, ein zu schlichtes Gemüt zu sein, um angemessen über „Tatorte“ urteilen zu können. Aber vielleicht sind manche Kritiken auch einfach lächerlich. Vielleicht sind ja auch die Geschmäcker der Gestecker verschieden.
Aber Filmkritiken lesen sich oft so, als seien Sie der Weisheit letzter Schluss.
„Marie ist eine Heilige“
sagt Charly über die JVA-Angestellte Marie Hoflehner. Charly komt mir selbst fast vor wie ein Heiliger. Freilich ein gefallener Heiliger. Einen einfachen Bankraub wollte er machen und dabei sind drei Menschen gestorben. Nun malt er wunderschöne Bilder.
Marie hat ihm gezeigt, dass man auch im Knast ein Mensch bleiben kann. Deshalb tut er für sie alles.
Marie glaubt an das Gute im Menschen. „Es kann nicht sein, dass im Gefängnis alle nur kaputt gemacht werden“.
Hassan Adub ist auch einer, an den sie glaubt. In seiner Zelle hängen Bilder der Wüste – Ziel seiner Sehnsucht.
Glaubt Marie. Und verhilft ihm zur Flucht. Aus dem Bärtigen Gefägnisinsaßen wird ein schöner, sympathischer Mann.
„Ich lege dir dein Leben zu Füßen – und was machst du daraus?“,
schreit sie Hassan an, als sie merkt, dass der ganz anderes vorhat als nach Algerien zu fliehen. Unter seinen Schlägen und Tritten hört sie nicht auf, ihre Empörung herauszuschreien.
Am Ende ist sie es, die Hassan erschießt.
Eine „Heilige“ ist am Menschen gescheitert.
Das Hassan kein guter Mensch war, haben wir gesehen.
Ich für meinen Teil glaube weiter an das Gute im Menschen.
Sabi57 4. Oktober 2010
Bei allem Glauben an das Gute im Menschen, glaub ich dass Marie einfach und schlicht bis über beide Ohren in den Hassan verknallt war und deswegen alle Grnzen und Regeln übertreten hat! Bin halt auch ein eher schlichtes Gemüt, jawoll!
etoile-filante 4. Oktober 2010
gewährt mir die bitte: ich sei in euerem bunde die dritte! :))
Ich fand ihn auch gut, den krimi, die menschlichen reaktionen….. und wahrscheinlich realitätsnah auch den zynismus der kommissare….