Heute hörte ich wieder den Kuckuck rufen. Wie gestern auch. Nicht, dass ich im Wald gewesen wäre. Nein, hier vom Schreibtisch aus.
Als ich das mittels Twitter in die Welt hinauszwitscherte, antwortete mir Ab, ein Niederländer, seine Nachbarin habe Angst vor dem Kuckuck. Sie gehe jedesmal ins Haus zurück, wenn sie einen höre.
„Sie verwechselt den Kuckuck vielleicht mit dem Käuzchen“, dachte ich. Von dem weiß ich, dass früher Menschen Angst bekamen, wenn sie ihn hörten. „Es stirbt wieder jemand“, sagte man dann. Möglicherweise hat das seinen Grund darin, dass nachts bei sterbenden Menschen noch lange Licht brannte und Käuzchen anlockte.
Aber der Kuckuck? Irgendwie verbinde ich mit dem Kuckuck ein freundliches Tier. Aber ich wurde ein bisschen neugierig auf ihn.
„Nachher werde ich in den Wald gehen, ihn suchen. Vielleicht können wir uns anfreunden“, twitterte ich. Was natürlich Blödsinn ist, da müsste ich schon als Säulenheiliger auf einem Baum sitzen und warten.
Möglichst auf einem Baum, auf dem es ein Vogelnest gibt.
Meine Liebste hat eine Kuckuckflöte, damit könnte ich ihn vielleicht anlocken. Und er würde bestimmt sein Kuckucksei in das Nest legen.
Bisschen leid täte es mir um die anderen Eier, die der Kuckuck dann aus dem Nest rauswerfen würde. Vorhin dachte ich noch, der Kuckuck wäre einfach so dick, dass er die Eier rausdrücken würde.
Aber jetzt habe ich gelesen, dass es viel schlimmer ist. Der macht das ganz bewusst. Er schleppt sie auf seinem Rücken zum Nestrand und schmeißt sie dann über Bord.
Und stellen Sie sich vor: der liebe Gott hat ihm dafür sogar extra eine Kuhle in den Rücken gemacht, damit er die Eier da reinlegen kann.
Es könnte natürlich auch sein, dass der liebe Gott dem Kuckuck die Kuhle aus irgendeinem anderen Grund gamcht hat und ich nur nicht weiß, aus welchem.
Jedenfalls so ein netter Kerl ist der Kuckuck doch nicht. Aber nicht wahr, deshalb muss man ihn doch nicht gleich verteufeln.
Das meinen die Leute nämlich, wenn sie sagen „Geh zum Kuckuck“ oder „Da scher ich mich den Kuckuck drum“. Ich finde, das hat er nun auch wieder nicht verdient.
Auch wenn das wirklich so sein sollte, wie mein Kollege Pfarrer Zorn, ein bekannter Ornithologe, im 18. Jahrhundert meinte: der männliche Kuckuck sei nicht fähig, feste Bindungen einzugehen und jage andauernd fremden Weibern hinterher.
Wenn Sie nun denken „Typisch Mann“, die Kuckucksweibchen sind auch nicht besser. Über die schrieb Alfred Brehm:
„sondern (das Kuckucksweibchen) schweift im Laufe des ganzen Sommers, beziehentlich so lange seine Legezeit währt, regellos durch verschiedene Gebiete der Männchen, bindet sich an keines von diesen, gibt sich vielmehr allen hin, welche ihm genehm sind, lässt sich nicht suchen, sondern zieht seinerseits auf Liebesabenteuer aus, und kümmert sich, nachdem seine Wünsche Befriedigung fanden, nicht mehr um den Liebhaber, welchen es eben begünstigt hatte. …
Diese Ungebundenheit und Unstätigkeit des Weibchens erklärt nach meinem Dafürhalten gewisse bis jetzt noch räthselhafte Vorkommnisse beim Legen der Eier auf das einfachste und befriedigendste.“
Es gäbe noch viel vom Kuckuck zum Schreiben:
– dass ich bei uns zu Hause einen an einem Möbelstück kleben sah
– dass man Geld in der Tasche haben soll, wenn man ihn schreien hört
– dass man an der Zahl seiner Rufe ablesen kann,
wie viele Jahre man noch zu lesen hat.
Aber ein Liedchen will ich noch erwähnen: „Auf einem Baum ein Kuckuck…“
Da schießt der Jägersmann den armen Kuckuck tot, Simsalabimbambasaldusaladim.
Aber: Doch eh ein Jahr vergangen, da war der kleine Kuckuck wieder da! Ist das nicht ein hoffnungsvolles Lied? Deshalb wurde es auch als Freiheitslied gesungen.
So, jetzt muss ich mich verabschieden. Ich werde jetzt mit dem Kuckuck einen kleinen Sängerstreit ausfechten.
Quelle: NABU
Karola 19. Mai 2012
Schön, einfach nur schön! <3