Entscheidungsfreudige Männer erkennt man an dem markigen Kinn. Die wenigen Menschen, die schon einmal einen Blick auf mein nicht durch einen Bart verborgenes Kinn werfen konnten (die letzten durften das vor ziemlich genau 20 Jahre für 2 Tage und davor welche vor etwa 15 Jahren für 2 Tage einmal), sind entweder tot oder haben das Gedächtnis verloren.
Ich gehöre zu den Menschen, die am liebsten nichts entscheiden. Das ist gar nicht so einfach, weil meine Liebste auch nicht gerne entscheidet. Aber ich sage ihr „Du bist bei uns die Entscheiderin“.
Genau genommen, behlate ich mir natürlich die wichtigen Entscheidungen vor, aber die gab es bisher noch nie.
Aber jeden Abend, wenn wir zusammen sitzen, die gleiche quälende Frage: „Was möchtest du denn einmal trinken? Wein, Prosecco?“. „Entscheide du!“, sag ich dann in festem Ton. „Nein, du sollst entscheiden, mein Liebster“.
Früher hat mir mal jemand Würfel für die wichtigen Entscheidungen geschenkt. Aber die Entscheidung zwischen Würfeln und Nichtwürfeln war mir zu anstrengend.
Ich versuche, mein Leben so einzurichten, dass ich möglichst wenig Entscheidungen treffen muss. Ich räume alles in der Reihenfolge ein, in der es gewaschen oder gespült wurde. Da wird keine Unterhose ungerecht behandelt, die Gläser werden gleichmäßig abgenutzt und man vergeud3et keine unnützen Entscheidungshormone.
Einer hat mir mal gesagt, das ganze Leben sei eine einzige Abfolge von Entscheidungen. Als ich mir das vor Augen geführt habe, wurde mir schummrig vor Augen und ich bin eingeschlafen.
Heute habe ich den Rutschschutz oder wie das Ding heißt aus meiner Badewanne weggeschmissen. Vorher hatte ich nie so ein Teil und in den zwei Jahren, die ich es jetzt habe, bin ich schon ein paarmal hingeknallt. Die Entscheidung ist mir nicht leichtgefallen, aber irgendwie hatte das Ding eine Strafe verdient.
Wahrscheinlich haben Sie gedacht, wenn ich nach so vielen Tagen Abwesenheit endlich wieder mal blogge, kommt was intelligenteres. Wäre auch sicher, aber wie soll ich mich zwischen all den vielen Themen entscheiden?
Ich bin froh, dass meine Tochter wieder da ist. Die konnte ich so erziehen, dass sie dieses Problem nicht hat. Das nimmt mir viel Arbeit ab.
riverjessie 24. Mai 2006
„Die Entscheidung zwischen Würfeln und Nichtwürfeln war mir zu anstrengend“ entbehrt nicht gewisser Intelligenz … 😉
Schönen Gruß
Jessie
jahreszeiten 27. Mai 2006
Dass du meine lang entbehrte Intelligenz gerade in diesem Sätzchen findest, entbehrt nicht gewisser Ironie
Anonymous 21. Mai 2006
„Entschlossen unentschlossen“, fällt mir da spontan als Überschrift ein. :>>