Abenteuer Visum
Ein kleines Abenteuer war es schon, das Visum zu bekommen, das dann immerhin 110 € kostete. Auf der Visum Seite der Embassy fand man nur Visaanträge für Rückkehrer und erst ein versteckter Link zu „fees“ führte zum gewünschten Formular.
Passfoto, Einladungschreiben, zwei Kontaktadressen, Einkommensnachweis, Überweisungsbeleg – alles musste hochgeladen und dann noch einmal ausgedruckt mit frankiertem Rückumschlag an die Botschaft gesendet werden. Aber dann dauerte es nicht lange und die Pässe waren wieder da.
Gelbfieberimpfung ist Pflicht, vorgelegt werden musste der Impfpass dann aber nicht. Malariaprophylaxe ist unbedingt empfehlenswert und wird ein oder zwei Tage vor Abreise begonnen und wegen der Inkubationszeit bis sieben Tage nach Rückkehr fortgesetzt werden.
Accra
Über Brüssel flogen wir dann nach Accra. Unser Gastgeber Kwesi und sein Fahrer Ralph erwarteten uns dort schon und zum ersten Mal erlebten wir das Verkehrsgewühl in Accra.
Mich fasziniert der Verkehr in solchen Städten ja immer. Mit 18 bin ich zum ersten Mal mit dem VW-Bus durch Athen gefahren und später mit dem Auto auch durch Istanbul, aber so wie hier habe ich es noch nirgends erlebt. In Accra gibt es als „Öffentlichen Nahverkehr“ nur Tro-Tros. Vollgestopft mit Menschen fahren Tausende durch die Stadt und wahrscheinlich nur Einheimische können die Signale verstehen, mit den sich Fahrer oder „Schaffner“ und potentielle Passagiere verständigen.
Kleine Idylle
Es erwartete uns eine kleine Idylle im lauten und hektischen Accra. Vor vielen Jahren hat Kwesi schon das Anwesen gekauft – „damals war hier noch weit und breit nichts“. Heute stehen protzige Bungalows hier neben armseligsten Hütten. Kwesi wohnt „gediegen“.
Wir sind zu viert, die Liebste und ich nebst ihrer Tochter und deren Freund. Für jedes Paar steht eine Wohnung bereit, die normalerweise von den Töchtern des Hauses bewohnt werden, so sie denn einmal in Ghana in Urlaub sind. Angesichts des Komforts kann man ihnen nicht verdenken, dass sie das öfters sind.
Auf dem Land
Am ersten Tag fahren wir aufs Land. In Mampon ist Kwesi geboren. Seine Familie war die „Chief“-Familie.
Kwesis Vater, ein weitgereister Literaturprofessor, hatte in Weimar eines der Bauhaus-Häuser gesehen. Das hat ihn so beeindruckt, dass er es in Ghana nachbauen ließ.
Diese kunstvolle Anlage war ein kleines Fischzuchtbecken. Wollte man Fisch essen, wurde Wasser abgelassen und man konnte die Fische aus dem Kreuz herausholen. Genial, oder?
Im Garten sehen wir die ersten Kakaupflanzen. Faszinierend, wie die Früchte direkt am Stamm wachsen.
Im weißen Fruchtfleisch der Kakaufrucht befinden sich die Samen, das sind die Bohnen, die dann getrocknet werden.
Die Farm
Am nächsten Tag geht es noch einmal ein Stück ins Landesinnere. Hier hat Kwesi eine „kleine“ Farm gekauft und pflanzt Kakaubäume. Sein Verwalter kümmert sich mehr schlecht als recht um die Farm.
Glücklicherweise wird das Anpflanzen und Versorgen der Kakaopflanzen vom Staat übernommen.
Kakaobäume brauchen in den ersten Jahren andere, größere Pflanzen ringsum, in deren Schutz sie gedeihen. Also wie bei uns Menschen.
Ein Stück entfernt besuchen wir eine Familie, die von der Schweinezucht lebt. Sie haben, was sie zum Leben brauchen, mehr aber nicht.
Sonntag
Sonntag legen wir einen Strandtag ein. Natürlich muss man in Accra an einem der wunderschönen Strände gewesen sein. Die beste Zeit dafür ist Sonntag am späten Vormittag.
Sonntags ist der Verkehr nicht ganz so schlimm wie wochentags und so kommt man einigermaßen gut dorthin. Nachmittags, so erklärt uns Kwesi, sollte man nicht zum Strand gehen, weil es dort überfüllt ist. Jeder ist am Sonntagnachmittag am Strand.
Am Vormittag aber sind alle in den unzähligen Kirchen. Nirgendwo habe ich so viele Kirchen gesehen wie in Accra.
Auch unterwegs gab es natürlich schöne Plätze…
Nicht nur für uns
Notre Dame Katharina
Bevor wir zum Strand fahren, gibt es eine kleine Andacht in der Kapelle. Katharina, die verstorbene Frau Kwesis, ist hier in seinem Haus allgegenwärtig. Das ganze Anwesen ist nach ihr benannt und im Garten hat Kwesi für sie und sich eine Kapelle gebaut.
Wie es in Ghana üblich ist, hatte Kwesi zu unserer Begrüßung einen Schnaps gebracht. Der war aber nicht für uns bestimmt, sondern Kwesi wendete sich mit einem Becher Schnaps von uns ab und sprach ein Gebet zu den Ahnen. Für sie kippte er dann den Becher auf den Boden, nur einen kleinen Rest trank er selbst – damit die Ahnen sehen, dass er nicht vergiftet ist.
Und jetzt hatte er mich gebeten, für Katharina in der Kapelle ein Gebet zu sprechen. Sie soll auf uns herabsehen und sehen, dass wir das sind, es uns gut geht und sie soll an uns denken. Schließlich gehören wir zu ihrer Familie.
In der Sklavenburg Elmina Castle
Montag fahren wir nach Cape Coast und besuchen dort „Elmina Castle“ eines der vielen Kastelle, von denen aus Sklaven ab 1619 in die „Neue Welt“ verkauft wurden. Millionen von Menschen wurden in Afrika gefangen und in Ketten gelegt, nur jeder Dritte überlebte, um in der Sklaverei zu enden.
In Elmina Castle wurden 600 Männer und 400 Frauen von den Portugiesen auf engstem Raum zusammgepfercht.
Aus dem Gefängnistrakt führte nur der Weg in die Todeszelle oder zu einem kleinen Tor, dem Point of Never Return, von dem die Sklaven über eine Rutsche zu den Schiffen hinunter gestoßen wurden.
Auf der Visaseite der Botschaft hatte ich mich gewundert über „Visa für Rückkehrer“. Jetzt fand ich die Erklärung. 2019 hatte Ghana zu einem „Jahr der Rückkehr“ aufgerufen.
Im „ARD-Weltspiegel“ fand ich eine Reportage über Enima Castle und die Rückkehraktion Ghanas.
Um die Ecke
Anderentags sind wir ein bisschen um den Block gelaufen und haben uns die Gegend ein bisschen angesehen.
Sehr verlockend fand ich das „Beauty Spa“
Schöner sterben
In Deutschland sind Särge ja eine ziemlich langweilige Sache. In Ghana ist das anders.
Für mich als Hobbyfotografen wäre zum Beispiel ein Fotoapparat eine schöne Sache.
Oder wenn Du lieber in einer Bierflasche zu Grabe getragen würdest.
Am Volta
Der Volta fließt über 1.500 km durch Burkina Faso und Ghana. Der Voltasee ist mit 8.500 km² der größte Stausee der Welt.
Leider war bei unserem Besuch die Sicht extrem schlecht. „Saharasand“, erklärte Kwesi, „Er nimmt an manchen Tagen völlig die Sicht.“
So gelangen mir nur zwei Bilder.
Unterwegs machen wir wie immer ein paar Einkäufe und begegnen ein paar Artverwandten.
Barbara Nuppenau 6. März 2020
Was für ein schöner Bericht. Wir, meine Tochter und ich haben im Dezember eine Rundreise gemacht und meinen Enkel, der als Volonteer ein Jahr im Krankenhaus in Koforidua arbeitet besucht. Wir haben dann noch 1 Woche die Rundreise mit ihm gemacht. Es war eine tolle und Ereignisreiche Zeit. Die Bilder haben mich dann wieder in die Zeit zurück versetzt. Dankeschön
Viele Grüße
Barbara