Am Wochenende besuche ich eine Freundin, mit der ich vor ziemlich genau 40 Jahren nach Tanzania hoch in die Usambara-Berge gefahren bin, damals ein kleines Abenteuer. Vielleicht heute noch, ich weiß nicht.
Als Geschenk bringe ich ihr ein Fotobuch mit, gestaltet aus Fotos, die ich damals mit meiner kleinen Rollei 35 S gemacht habe. Zum Teil hatte ich sie noch als Papierbilder, zum Teil nur als Dias, die 40 Jahre im Keller gelegen hatten und in ziemlich schlechtem Zustand gewesen sind. Ich habe sie etwas aufbereitet und uns daraus das Buch gemacht.
Eine – meine – Freundin hatte in den Usambara-Bergen in einem kleinen Projekt gearbeitet und wir konnten sie besuchen.
Das erste Abenteuer war die Flugsuche
Damals gab es ja kein Internet und auch einen einigermaßen günstigen Flug hat man nicht eben mal im Reisebüro gebucht, sondern es gab einige Agenturen für „Globetrotter“ und so bekamen wir einen Flug, der uns mit einem Umstieg und drei Zwischenlandungen nach Dar-es-Salam brachte und eineinhalb Tage dauerte.
An Silvester morgens flogen wir los, um mittags in Rom Zwischenstation zu machen. Bei hohem Schnee sind wir mit dem Bus kurz in die Stadt gefahren – natürlich in Sommerkleidung, wie sond?
Um Mitternacht gab es am Flughafen gratis Spumante und Panetone, so kamen wir erwartungsvoll in das neue Jahrzehnt. Im Flieger gab es dann gleich nochmal Sekt und es ging los.
Zwischenlandungen gab es in Khartum und Mogadischu. Jeweils für zwei Stunden standen wir im – natürlich nicht klimatisierten – Flugzeug auf dem Rollfeld, also da, wo nur zwei Jahre vorher die Geiseln der Landshut standen.
Neujahr dann in Dar-es-Salam. Wir konnten im YMCA übernachten, da war natürlich alles noch weihnachtlich geschmückt. Im Speisesaal z.B. ein wunderschöner Weihnachtsbaum.
Die erste Nacht war fürchterlich, wie die anderen Nächte in dieser Stadt auch. Wir hielten es vor Hitze und Hunderten von Moskitos nicht aus. Gegen die Hitze half nur der wacklige Propeller, gegen die Moskitos nur das dünne Betttuch (damals noch mit 2 t geschrieben). Zog man das Bettuch über den Kopf, wurde man nicht mehr sooo gestochen, aber es wurde zu heiß. Schaltete man den Propeller ein, konnte man wegen des Lärms, den dieses klappernde Ungetüm machte, nicht schlafen. Ich wechselte die ganze Nacht zwischen Betttuch hoch – runter, Propeller an – aus…
Das zweite Abenteuer: die Bussuche
Das nächste Abenteuer bestand darin, den Bus zu finden, der uns nach Lushoto bringen sollte. Feste Stationen gab es nicht, und wir wussten nur, dass es irgendwo im Zentrum eine Verkaufsstelle geben soll.
In einer nicht sehr vertrauenswürdigen Baracke konnten wir schließlich Tickets kaufen und vage Hinweise bekommen, wann wohl ein Bus führe.
+++
Am nächsten Tag konnte es losgehen. Unser Reisebus füllte sich mit allerlei Mensch und Vieh und was keinen Platz fand, kam auf das Dach oder musste stehen, immerhin für über 400 km holprige Wege.
Ich hatte übrigens alles, was ich mit hatte für vier Wochen in einen „Affen“ gepackt, ein mit Fell überzogener Tournister, der mich auf all meinen Fahrten begleitet hatte. Unglaublich, was in so ein Ding rein ging. Und in der Hitze trug ich eine von mir selbst aus Bettüchern genähte und braun gefärbte Plunderhose.
Eine Nacht in der Hocke
Natürlich geht die Fahrt nicht ohne Komplikationen. Ab uns zu muss der Fahrer Rast machen, dann trifft er sich mit Kollegen und sie setzen sich vor die Busse und trinken Schnaps.
Irgendwann mitten in einer gottverlassenen Gegend geht der Reifen kaputt und wir müssen alle aussteigen. Kein Reservereifen dabei, wir müssen auf einen Ersatzbus warten, wo auch immer der herkommen soll.
Es ist Nacht und ich gucke mir an, was die Mitreisenden machen: die meisten gehen in die Hoche, lassen den Kopf in die verschränkten Arme sinken und scheinen so gut zu schlafen. Also versuche ich es genauso. Ich schlafe gut, besser als im YMCA.
Weiter geht es nicht mehr
Die Fahrt geht weiter bis irgendwo zwischen Lushoto und Mlalo, unserem Zielort in den Bergen, Felsen den Weg versperren. Es geht nicht mehr weiter, weiter kommen wir nur zu Fuß, also machen wir uns auf den Weg.
Nach einem längeren Fußmarsch sehne wir dann die ersten Häuser von Mlalo.
Hier muss ich aber innehalten und zunächst einmal die Geschichte dieser kleinen Missionsstation erzählen