Von Kennedy werde ich drei Erinnerungen immer bewahren.
Alle stammen sie aus dem Jahr 1963. Ich war damals 12 Jahre alt. John F. Kennedy, seiner schönen Frau Jaquie und seinen Kindern flogen die Herzen zu.
Die erste Erinnerung ist ein Bild.
John-John, wie er genannt wurde, spielt unter dem Schreibtisch seines Vaters.
Ich weiß noch, dass mich das als Kind sehr berührt hat. Dass ein Präsident spielende Kinder haben kann. Dass John-John anscheinend ein eigenes Türchen im Schreibtisch des Präsidenten hatte. Überhaupt, dass das eine so glückliche Familie war.
Die zweite Erinnerung: unsere Familie sitzt vor dem Fernseher.
Der muss irgendwann in diesem Jahr angeschafft werden sein. Extra einer in einer Vitrine mit Schlüssel. Mein Vater meinte, er wolle den Fernseher abschließen können, damit wir nicht immer davor sitzen. Wobei „immer“ sowieso nur hieß ab 17 Uhr. Vorher gabs nur das Testbild.
Aber an dem Tag sahen wir John F. Kennedy vor dem Brandenburger Tor. Und er hielt seine berühmte Rede, die in dem Ausruf gipfelte:
Ich bin ein Berliner
Die Berliner jubelten. Und mit ihnen ganz Deutschland. Zwei Jahre zuvor war die Mauer gebaut worden und noch glaubten die Menschen, dass sie vielleicht irgendwann einmal wieder abgerissen würde. Ein paar Jahre später glaubte das niemande mehr. Bis 1989.
In Amerika wurde dann erfunden, die Berliner hätten ihn ausgelacht, weil es eigentlich heißen müsste: „Ich bin Berliner“ und „Berliner“ Pfannkuchen seien.
In Wirklichkeit lachte kein Berliner über diesen Satz. Nur Jubel. Und dann einen Moment später Lachen, als Kennedy meinte: „Ich hoffe, der Dolmetscher hat das richtig übersetzt“. Kennedy hatte es mit seiner Rede und diesem einen Satz geschafft, die Berliner ganz auf seine Seite zu ziehen.
Nebenbei: Der Satz ist grammatikalisch völlig korrekt. Der Ausdruck „Ich bin Darmstädter“ bezieht sich auf die Herkunft: „ich komme aus Darmstadt“ oder „ich bin in Darmstadt geboren“. Der Satz „Ich bin ein Darmstädter“ bedeutet „Ich gehöre zu den Menschen in Darmstadt“. In der Grammatik heißt das: der unbestimmte Artikel „ein“ wird u.a. verwendet bei Hauptwörtern, die als Vertreter einer Klasse auftreten. Zum Beispiel: Das ist ein Offenbacher.
Im Übrigen waren Pfannkuchen in Berlin Pfannkuchen. Auch wir Darmstädter kannten keine „Berliner“, das waren Krebbel. Erst später vermischten sich die regionalen Bezeichnungen.
Die dritte Erinnerung
Meine kleine Schwester, damals gerade mal 7, kommt weinend ins Zimmer gelaufen: „Kennedy ist tot“. Das war am 22. November.
Keine 5 Monate vorher, nämlich heute, am 26. Juni, vor 47 Jahren hielt John F. Kennedy seine Rede in Berlin.
stadtpomeranze 26. Juni 2010
Ich erinnere mich an den Tag, als Kennedy in Dallas starb. Im Fernsehen lief in schwarzweiß die Übertragung eines Tanzturniers, ich hatte mir alte Gardinen als Tanzkleider umgehängt und tanzte im Wohnzimmer wie die Turniertänzer herum. Dann sah ich zum ersten Mal bewusst eine Laufschrift unter dem Fernsehbild laufen. Die Tanzstimmung war hin. Kennedy war tot, und schlagartig änderte sich etwas. Fühlbarer Schock bei meinen Eltern. Unverständnis, Fasssungslosigkeit, Trauer.
Sansibar 26. Juni 2010
…und das war auf dem Platz vor dem Rathaus Schöneberg, der jetzt J.F.Kennedy-Platz heißt, gerade hier um die Straßenecke herum. Ich finde es total schön, an einem so historisch bedeutsamen Platz zu wohnen; und wo immer mich im Internet jemand fragt, wo ich den wohne, kann ich sagen: Da, wo Kennedy gesagt hat, dass er auch ein Berliner ist…
…das ist unbestimmt genug, dass ich mich nicht vor stalking fürchten muss, und doch so genau, dass jeder eine ziemlich klare Vorstellung haben kann, wo ich zu Hause bin…
Loco_just_Loco 26. Juni 2010
Hm. Aber im August ’61, da war Kennedy kein Berliner, da hat er seinen Vizepräsidenten Johnson geschickt, und der hat in Berlin Schuhe gekauft.