Schon oft in meinem Leben war ich in der Lahn und auf der Lahn, aber noch nie in Lahn.
In der Lahn war ich als Kind, in einer kleinen Furt bei Aumenau habe ich gegen die Strömung schwimmen gelernt. Und vor 3 Jahren wieder, als ich unfreiwillig im Schiffstunnel in Weilburg baden ging. Ich gehöre zu den wenigen Menschen auf dieser Erde, vermute ich, die von sich behaupten können, schon einmal in einem Schiffstunnel geschwommen zu sein.
Auf der Lahn war ich mehrmals: als Kind auf selbtsgebauten Flößen, in den letzten Jahren auf Kanus.
Aber in Lahn war ich nie. Diese historische Chance habe ich verpasst. Sie bestand nämlich nur 31 Monate lang. Heute, am 31. Juli, vor 31 Jahren endete sie.
Als Lahn aus den Städten Wetzlar und Gießen und einigen Dörfern dazwischen gegründet wurden, lebte ich in Nürnberg. Die Nürnberger Nachrichten machten sich damals lustig: Das ist genauso, als wenn man aus Nürnberg und Erlangen die Stadt „Pegnitz“ bildete.
Ein Meisterwerk sozialdemokratischer Gebietreformwut. An Kurzlebigkeit nur übertroffen von jenem Bottrop, 1975 für genau 11 Monate und 6 Tage aus Bottrop, Gladbeck und Kirchhellen gebildet wurde.
Ein gesamtdeutscher Sündenfall war Lahn auch. Bis dato wurden sorgfälig Kennzeichen für alle Städte und Kreise in der DDR reserviert – L wurde dann für Lahn freigegeben. Nach der Wiedervereinigung konnte Leipzig dann nur die Nummern mit mehr als 4 Stellen bekommen.
Heute war ich auf dem Markt in Lahn 2.
Loco_just_Loco 3. August 2010
Interessanterweise hat man ja sogar den damals neugegründeten Lahn-Dill-Kreis wieder auseinandergenommen und den Kreis Gießen wiederhergestellt.
Ein ebenso totgeborenes Kind existiert im schwäbisch-badischen Grenzgebiet aber immer noch: Villingen-Schwenningen, wo NIEMAND in Villingen-Schwenningen wohnt, sondern in Villingen oder in Schwenningen.
Sinnigerweise hat man da auch noch zwei Städte zusammengeklebt, deren eine zu Württemberg und die andere zu Baden gehört!