Schwarzes Eisen, kalt und spröde,
Schelten möchte ich dich nicht,
Weil es dir an Lebenswärme
Und an Biegsamkeit gebricht.
Bist du doch in Feuersgluten
Zischend einst emporgewallt,
Eh du unter Hammerschlägen
Musstest werden starr und kalt.
Und, so sollt auch ihr nicht schelten,
Wenn ihr seht ein kaltes Herz,
Sollt ihm heißes Mitleid zollen,
Weil es gleicht dem toten Erz.
Wisst ihr denn, ob es nicht glühend,
Zischend einst emporgewallt,
Bis es unter Schicksalsschlägen
Ward wie Eisen starr und kalt?
„Duldung“ von Luise Büchner
Heute, am 12. Juni, vor 189 Jahren wurde Luise Büchner in meiner Heimatstadt Darmstadt geboren. Luise Büchner war eine Kämpferin für das Recht der Frau auf Berufstätigkeit und Bildung.
Ihr eigenes enormes Wissen, vor allem zu Literatur, Mythologie, Geschichte und Fremdsprachen hat sie sich autodidaktisch erarbeitet.
Luise Büchner gründete zusammen mit Großherzogin Alice von Hessen den „Alice-Verein“, der die Einrichtung von Ausbildungsstätten für Frauen durchsetzte
Luise Büchner war die Schwester des Dramatikers und Revolutionärs Georg Büchner.
Sanfter Trost: Einer Freundin
Geschieden ist die Sonne,
Kein Blümlein mag mehr blüh´n,
Und nur des Epheus Blätter
Schmückt noch ein sanftes Grün.
Und freudig uns´re Seele
Darauf die Hoffnung baut,
Daß nach dem ödem Winter
Den Frühling wieder schaut. –
So wird der bangen Seele
Die tiefer Schmerz erfüllt,
Im Lebensgrün der Hoffnung
Ein neuer Trost enthüllt.
Ein Frühling lacht ihr wieder,
Und Blumen pflückt die Hand,
Fällt manche Wehmuthsthräne
Auch auf des Kelches Rand.
Und wie der Epheu innig
Sich Rank´an Ranke schmiegt,
wird die Seele stiller
An Freundes Herz gewiegt.
Luise Büchner (1821 – 1877)