Am letzten Samstag hatte ich ein merkwürdiges Erlebnis. Ich saß im Auto an der Tankstelle, während meine Liebste tankte.
Nein, das ist noch nicht das merkwürdige Erlebnis, auch wenn Sie jetzt denken: „Was für ein Stoffel“.
So ist das bei uns. Sie tankt ihr Auto auf, ich meins.
Mir gibt das immer Gelegenheit, mich ein bisschen umzugucken – und sei’s auch nur, auf meinem Smartphone umzugucken. Aber am letzten Samstag hatte ich ein besonderes Erlebnis.
An der Zapfsäule neben mir stand ein Stretch-Car, einer von den ganz langen. Hatte ich noch nie erlebt. Aber bei Licht betrachtet, irgendwo müssen die Dinger ja auch aufgetankt werden. Schließlich brauchen sie ein bisschen mehr Sprit als mein Kleinwagen.
Aber jetzt kommts. Ich rieb mir die Augen:
Aus der Tankstelle kam eine Braut heraus, ja man muss sagen, herausgeschritten. Ihr langes, weites Brautkleid raffte sie elegant.
„Was, um Himmels willen, macht eine Braut in der Tankstelle?“, überlegte ich. Die Antwort war mir zwar etwas peinlich, aber auch das muss ja manchmal sein. „Wahrscheinlich“, dachte ich, „musste sie mal“. Und Bräute müssen vielleicht noch mehr als andere Frauen.
Aber was kam dann? Hinter ihr kam eine ganze Hochzeitsgesellschaft aus der Tankstelle.
„Sollten die etwa alle…?“
Nein, konnte nicht sein. Also schloss ich messerscharf: Die müssen in der Tankstelle gefeiert haben. Oder jedenfalls schon mal einen Kaffee getrunken haben oder einen Sekt.
Haben sie ihre Hochzeit tatsächlich dort gefeiert. Oder nur die Zeit zwischen Standesamt oder Kirche und Abendessen überbrückt und sich ein aufwändigeres Kaffeetrinken ersparen wollen?
Fragen über Fragen.
Gestern aber las ich in der Zeitung folgende Meldung:
Natascha Ochsenknecht verlobt sich auf dem Parkplatz von McDonald’s.
In Erinnerung an mein Erlebnis am Samstag nahm ichs gelassen. Es scheint ein neuer Trend zu sein, dem ich da auf die Spur gekommen bin.
Beim genaueren Lesen des Artikels stellte ich dann fest, dass sich meine Lieblingszeitung ungenau ausgedrückt hat. Natascha und ihr Umut haben sich da nicht verlobt, sondern nur gefeiert.
Wir haben uns vor Kurzem mit Ringen verlobt“, sagte Natascha der „Bunten“. Nicht, ohne vorher ihre Verlobung mit dem gleichen Tatoo besiegelt zu haben.
Jetzt haben die beiden Zeit, sich gegenseitig zu prüfen, wie es Sinn des Verlöbnisses ist. Zeit haben sie ja noch, schließlich ist Natascha ja noch mit Uwe verheiratet und vor der Scheidung geht gar nix. Nicht einmal an der Tanke.
Außerdem ist sie 19 Jahre älter als ihr Ubuntu. Nicht, dass das unbedingt gegen eine glückliche Ehe spräche. Aber bedenken sollten die beiden schon, ob das trägt.
Die Katholische Kirche bietet dazu sogar Kurse an. Vielleicht mach ich das auch einmal. Odre beite einen Gesamtevent an. Bei Burger’s King Verlobung, anschließenden Ehevorbereitungskurs und dann gemeinsamen Konvoi zur Autobahnkirche…
Schließlich muss man mit der Zeit gehen.