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Soviel erst mal zum neuen Papst…

Francisco_(20-03-2013)
Ein kleiner Auszug aus meinem Bericht vor unserer Dekanatssynode:

ich möchte meinen Bericht mit einem kleinen Blick in die Ökumene beginnen. Da tut sich ja Erstaunliches. Es begann mit der überraschenden und schier unglaublichen Nachricht, dass Papst Benedikt XVI zurücktreten werde. Schon das ein tiefer Einschnitt in das Selbstverständnis der Katholischen Kirche.

Der neue Papst war dann von der ersten Minute seines öffentlichen Auftretens eine Überraschung. Ein Mann der Gesten, der Volksnähe und der inhaltlichen Neupositionierung der Katholischen Kirche. Ein Mann der überzeugt mit seiner Herzlichkeit, seiner bewussten Einfachheit und seinem undogmatischen Auftreten.

Ich nenne dafür zwei Beispiele: Papst Franziskus ging am Gründonnerstag in das römische Jugendgefängnis Casa del Marmo. Während seine Vorgänger in der römischen Bischofskirche im Lateran Priestern die Füße gewaschen haben, geht er zu Straffälligen. Und nicht nur das: er unterscheidet nicht zwischen Männern und Frauen und tut diesen Liebesdienst auch an Angehörigen anderer Religionen.

Damit mag er keine dogmatische Aussage gemacht haben – aber genau das lässt aufhorchen. Kann man sagen, dass eine Ethik, die sich ausschließlich an dogmatischen Grundentscheidungen orientiert – wie wir es ja gerade, manche mit Entsetzen in Köln erlebt haben, als einer vergewaltigten Frau die Behandlung versagt wurde – ersetzt wird durch eine Ethik der Situationsabwägung zugunsten der Barmherzigkeit.

Mit Staunen nahm ich auch das folgende Zitat zur Kenntnis: „Unsere Religionssoziologen sagen uns, dass der Einfluss einer Pfarrei 600 Meter im Umkreis reicht. In Buenos Aires liegen zwischen einer Pfarrei und der nächsten rund 2.000 Meter. Ich habe den Priestern also gesagt: „Wenn ihr könnt, mietet eine Garage, und wenn ihr den einen oder anderen verfügbaren Laien auftreiben könnt, lasst ihn machen! Er soll sich ein bisschen um die Leute kümmern, ein bisschen Katechese machen, auch die Kommunion spenden, wenn er darum gebeten wird.“ Ein Laie ein bisschen Kommunion spenden. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen – im wahrsten Sinne des Wortes.

Ein deutliches Zeichen war der Bruderkuss für seine Allheiligkeit, den Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Oberhaupt der weltweiten Orthodoxen Kirche. Hier wird es ganz bestimmt weitere Annäherungen geben – wie wir das aus unserem Blickwinkel der Ökumene betrachten, steht auf einem anderen Blatt. Patriarch Bartholomäus – wie ich bei mittlerweile zwei Audienzen feststellen konnte – ein durchaus ökumenisch interessierter Mensch, war der erste Ökumenische Patriarch, der seit 1054 einer Papsteinführung beiwohnte.

Der erste Deutsche, den Franziskus in Privataudienz empfing, war der Ratsvorsitzende der EKD, Präses Nikolaus Schneider. Zwar war diese Begegnung schon mit Benedikt vereinbart, aber das Festhalten daran wird durchaus als freundliches Zeichen gewertet. Nikolaus Schneider hat den Papst und die Katholische Kirche noch einmal eingeladen, die Feier der Reformation 2017 mitzugestalten.

Freilich – es ist noch völlig offen, welche Haltung der neue Papst zum Protestantismus und einer Annäherung der Kirchen einnehmen wird. Ebenso offen ist, wie seine Haltung in drängenden Fragen der Katholischen Kirchenlehre sein wird – man sagt ihm eine eher konservative Haltung nach. Aber das bleibt abzuwarten und jedenfalls hat der Begriff „Konservativ“ mit Franziskus noch einmal einen anderen Geschmack bekommen.

Ich bin gespannt auf das nächste Gespräch der katholischen und evangelischen Dekane Frankfurts und die Bewertungen, die die katholischen Kollegen abgegeben werden. Hier hat die Ökumene in Frankfurt eine gute Entwicklung genommen. Der inzwischen ja nicht mehr neue Stadtdekan zu Eltz ist ein überaus präziser Mensch, mit dem der Austausch über gemeinsame Fragen und auch unterschiedliche Sichtweisen Spaß macht.

Nicht berechenbar – auch nicht für die Katholiken – ist der Bischof in Limburg. Für gemeinsam angedachte Projekte, die allerdings auch unsererseits noch nicht beschlossen sind – hat er die letzte Entscheidung. Auf Anregung von Stadtdekan zu Eltz wird darüber nachgedacht, die Mitgliederzeitung Evangelisches Frankfurt in ökumenischer Trägerschaft weiterzuführen. Eine Entscheidung darüber wird aber unsererseits erst von einem Stadtdekanat getroffen werden können.

Das zweite Projekt ist die Planung eines ökumenischen Gemeindezentrums im Europaviertel. Es wäre das erste Mal, dass so etwas in Frankfurt entstehen würde. Daran liegen große Chancen – klar aber auch, dass beispielsweise nach der fristlosen Entlassung des Leiters des katholischen Hauses der Begegnung durch den Bischof auch gewisse Zweifel bestehen: was, wenn die Arbeit dem Bischof nicht mehr gefällt…

Bild: By Presidência da Republica/Roberto Stuckert Filho (Agência Brasil) [CC-BY-3.0-br (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/br/deed.en)], via Wikimedia Commons

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