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Uschi ist keine wilde Kuh

Um eine traurige Geschichte muss ich meine an Merkwürdigkeiten inzwischen reiche Sammlung der „Haustiergeschichten“ erweitern.

Am Mittwoch musste man in der Zeitung lesen, dass die wild gewordene trächtige Kuh „Uschi“ durch einen Vorort Hannovers gerast ist und Vorgärten, Gartenzäune, parkende Autos sowie Polizei- und Feuerwehrfahrzeuge beschädigt hat. „Sie hat alles niedergewalzt“, wurde ein Feuerwehrmann zitiert.

Nach einer wilden Verfolgungsjagd über 5 km konnte sie durch Betäubungsschüsse ruhig gestellt werden.

Gleich am Mittwoch wollte ich Ihnen diese Geschichte erzählen. Nicht etwa, weil ich sie witzig fand (außer vielleicht, dass die Kuh auch Polizeiautos demoliert hat, wowas kommt doch sonst nur in Slapsticks vor), sondern weil ich über den letzten Satz der dpa-Meldung gestolpert war.

Da las ich nämlich:

„Dem trächtigen Tier habe der Ausflug nicht geschadet …
Sie wird in drei Tagen ganz normal kalben“

Mir als – wie Sie alle wissen – empfindsamen und nachdenklichen Menschen gab dieser Satz zu denken.

„Woher will der Mann das wissen?“ fragte ich mich und wollte ich Sie fragen. Nicht, dass ich dachte, solche Schüsse seien zu gefährlich für trächtige Kühe. Davon verstehe ich nichts.

Nein, meine Überlegung ging viel tiefer, lappte sozusagen voll ins philosophische, um nicht zu sagen ins existenzialtheologische hinein.

Denn ist es nicht so:

Nicht einmal bei uns selbst – geschweige denn bei wild gewordenen hochträchtigen Kühen – wissen wir Menschen, was in drei Tagen sein wird.

„Sub Conditione Jakobea“ hieß das früher und sagen manche Lateinfreaks heute noch. Unter der Bedingung des Jakobus:

„SO GOTT WILL UND WIR LEBEN“

„Und nun ihr, die ihr sagt: Heute oder morgen wollen wir in die oder die Stadt gehen und wollen ein Jahr dort zubringen und Handel treiben und Gewinn machen -, und wißt nicht, was morgen sein wird. Was ist euer Leben? Ein Rauch seid ihr, der eine kleine Zeit bleibt und dann verschwindet. Dagegen solltet ihr sagen: Wenn der Herr will, werden wir leben und dies oder das tun.“

Naja, was solls, dachte ich dann, was kümmert mich die Uschi. Und weil ich keine Zeit hatte, hab ich nix geschrieben.

Aber jetzt kommts: Schon am Donnerstag musste ich lesen: die arme Kuh ist mitsamt ihrem ungeborenen Kalb am nächsten Tag gestorben!

Traurige Geschichten gibt es.

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