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Wochentags auf dem Samstagberg

Vielleicht besuchen Sie mich einmal in meinem Büro.

Wenn Sie tagsüber kommen, von frühmorgens bis etwa früher Nachmittag, werden Sie garantiert fotografiert.

Nicht von mir, sondern von Hunderten von Japanern und natürlich auch Japanerinnen. Deshalb auch nur bis zum frühen Nachmittag. Dann sind sie nämlich spätestens auf der Weiterfahrt nach Heidelberg.

In Frankfurt wird gehalten, um den Römerberg zu fotografieren, beim Japaner essen zu gehen und in Läden rund um den Römerberg einzukaufen. Schwerbepackt mit Paketen von Töpfen und Besteck steigen sie wieder in ihre Busse. Dampftöpfe scheinen das beliebteste Souvenir aus Frankfurt zu sein.

Aber Japaner fotografieren nicht nur, sie lassen sich auch fotografieren. Wenn ich aus der Linie 11 aussteige, um über den Paulsplatz rüber zum Büro zu gehen, stellen sich mir immer wieder Menschen in den Weg, machen eine kleine höfliche Verbeugung und halten mir ihren kleinen Foto entgegen.

Dann stellen Sie sich etwa 10 m weg hin und ich soll a picture taken, wenn sie Englisch sprechen. Wenn nicht, weiß ich auch, was sie wollen: vor einem der hundert WMF-Läden, manchmal auch vor der Paulskirche fotografiert werden.

Ich tu das natürlich gerne, weil wir Frankfurter ein gastfreundliches und hilfesbereites Völkchen sind, von wenigen Ausnahmen abgesehen.

Von meinem Büro aus sind es nur ein paar Schritte bis zum Samstagsberg

Natürlich schreibe ich das, weil heute Samstag ist. Aber ganz unabhängig vom Wochentag heißt der Samstagsberg die ganze Woche über so.

Sie müssen nun nicht denken, dass wir für die ganze Woche Berge haben. Frankfurt ist ja nicht Rom, oder das Siebengebirge, wo sie 7 Berge haben und jeden Wochentag einen anderen Berg benutzen könnten, wenn sie wollten.

Wir haben nur den Samstagsberg. Das ist der östliche Teil des Römerbergs, der immerhin eine beachtliche Höhe von 4 m aufweist gegenüber seiner Umgebung.

Seinen Namen hat er wohl sehr früh bekommen, als in der Karolingerzeit hier samstags Gericht gesprochen wurde. Später war hier samstags Wochenmarkt.

Die Touristen lieben den Samstagsberg, weil es hier wunderschöne alte Häuser gibt. Gebaut worden sind sie aber erst um 1982.

Was ist eigentlich ein Sams-Tag?

Wenn ich Ihnen erzähle, dass der Samstag so heißt, weil an dem Tag das Sams dem Herrn Taschenbier erschienen ist, würden Sie es ja wahrscheinlich sowieso nicht glauben.

Sie wissen wahrscheinlich, dass der Samstag der Tag nach dem Freitag und vor dem Sonntag ist. Der 6. oder 7. Tag, je nachdem wie Sie zählen. Ein Problem für sich. Aber dazu später.

Dabei war bis vor kurzem der Samstag nur in Süddeutschland verbreitet, in Norddeutschland und in der DDR war das der „Sonnabend“.

Generationen von englischen Schülern sind daran verzweifelt, als sie die deutschen Wochentagsnamen lernen mussten. Wenn sie nicht sogar dachten, in Deutschland gäbe es 8 Tage in der Woche.

Vielleicht sagen wir ja deshalb „in 8 Tagen“, wenn wir „in einer Woche“ meinen?

Mitten durch unser armes Hessen ging die Sprachgrenze zwischen Samstag und Sonntag. Aber wir Südhessen haben gesiegt, jetzt sagt man überall Samstag.

Das macht sich auch auf dem Digitalwecker besser, wenn da MO DI MI DO SA SO steht und nicht SO SO. Und Daliah Lavis „OOOoooh, wann kommst du?“ hätte mit einem dreisilbigen Wochentag ja gar nicht geklungen.

(Die Sprachgrenze und ihre Veränderung können Sie hier ansehen)

Dabei ist „Sonnabend“ ja eigentlich ein schönes Wort. Es stellt nämlich eine Verbindung zmit dem „Sonntag“ her. Der Tag, an dem man sich schon auf den Sonntag vorbereitet. Das gab es schon lange, bevor es ein „Wochenende“ gab.

„Samstag“ kommt vom griechischen sabbaton, das zu sambaton und im Althochdeutschen zu sambaztac wurde. Das ist natürlich auch der jüdische Sabbat. Daraus wurden auch le samedi, il sabato und el sábado.

Sabbat wiederum ist der letzte Tag der Woche, an dem im jüdischen Glauben die Arbeit ruhen muss, weil Gott auch am letzten, 7. Tag, der Woche geruht hat.

Jetzt mal in Ruhe durchzählen

Richtig! Montag, Dienstag…, Samstag sind wir erst bei 6. Wieso soll dann Samstag von Sabbat kommen und Tag 7 sein?

Das kommt nur wegen der DIN Norm. Die gilt unter der Nummer DIN 1355 / ISO 8601 seit 1976 und sagt, dass Montag der erste Tag der Woche sei.

Bis dahin galt der Sonntag als der erste Tag der Woche. Das ist er im christlich-jüdischen Verstädnis noch immer – und übrigens auch heute noch sowohl in den USA als auch in den arabischen Ländern.

Verzwickt, oder?

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1 Kommentar

  1. olive 25. Oktober 2010

    hey – schöner Artikel. Und dazu noch lehrreich.

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