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Zwei alte Damen feuern

Sonntag waren wir eingeladen zu Großtante. Die feierte im Kreis ihrer Liebsten ihren Geburtstag, welchen verrät sie nicht. Wie es sich eben gehört für feine alte Damen. Natürlich war die Location – einen Begriff, den Großtante niemals verwenden würde – repräsentativ.

Gestern feierte eine andere alte Dame Geburtstag. Daisy Duck wurde 75.

Nun werden Sie sagen, 75 sei doch kein Alter heutzutage. Einmal abgesehen davon, dass Psalm 90 auch heute noch Recht hat mit seinen Sätzen

Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn’s hoch kommt, so sind’s achtzig Jahre, und wenn’s köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen

müssen Sie bedenken, dass Daisy Duck als sie das Licht der Welt erblickte, fast genauso aussah wie heute. Großtante sieht auch noch gut aus, aber das ist ihr doch nicht gelungen.

Daisy war und ist in Entenhausen die größte Schönheit. Kaum zu glauben, dass sie alles mögliche unternehmen musste, um Donald auf sich aufmerksam zu machen. Aber als es ihr dann gelungen war, las er ihr jeden Wunsch von den Lippen ab. Musste er auch, denn im Hintergrund buhlt immer Gustav Gans um Daiys Gunst.

Geheiratet hat Daisy aber ihren Donald nie, sie blieb eine unabhängige Frau, Vorsitzende ihres regelmäßig tagenden Damenkränzchens und manchmal sehr impulsiv.

Ich liebe solche selbständige resolute ältere Damen.

Vielleicht, seit ich als Kind im Radio das Hörspiel „Zwei alte Damen feuern“ gehört hatte, wo zwei ältere Junggesellinnen ihre Wohnung mit Flinten verteidigten. Ich fand das sehr mutig und lustig.

In meiner ersten Gemeinde gab es eine solche ältere Dame, die eines Tages in einer meiner Kreise kam. Thema waren Depression und Traurigsein. Sie hatte erst angerufen, ob sie denn auch kommen könnte. „Natürlich“, sagte ich. „Aber ich bin 88“. Ich schluckte, aber natürlich kam sie. Wobei auch 88 Anfang der 80er Jahre etwas anderes war als heute.

Sie kam, schlug mit ihrem Stock auf den Boden und fragte provozierend, ob hier denn nur klug geredet werde – und wieviele denn aus dem Kreis schon wegen Depression in der Klinik waren.

Frau X lebte mit ihren beiden Schwestern zusammen. Die brachten sie dann Sonntagsmorgens zum Gottesdienst, weil Frau X nicht mehr so gut zu Fuß war. Aber mit reingegangen sind sie nicht, davon hielten sie nicht viel.

Was sie wiederum nicht davon abhielt, mich von Zeit zu Zeit zu dritt einzuladen. Das war immer ein lustiger Nachmittag. Es gab Kuchen und was zu picheln.

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2 Kommentare

  1. Anonym 14. Januar 2012

    Power haben und Interesse am Leben behalten ist nicht eine Frage des Alters, sondern der eigenen Einstellung zum Leben.

  2. Anonym 14. Januar 2012

    Power haben und Interesse am Leben behalten ist nicht eine Frage des Alters, sondern der eigenen Einstellung zum Leben.

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