Ich habe Menschen getroffen, die,
wenn man sie nach ihrem Namen fragte,
schüchtern als ob sie gar nicht beanspruchen könnten,
auch noch eine Benennung zu haben
„Fräulein Christian“ antworteten und dann:
„wie der Vorname“, sie wollten einem die Erfassung erleichtern,
kein schwieriger Name wie „Popiol“ oder „Babendererde“
„wie der Vorname“ bitte, belasten sie Ihr Erinnerungsvermögen nicht!Ich habe Menschen getroffen, die
mit Eltern und vier Geschwistern in einer Stube
aufwuchsen, nachts, die Finger in den Ohren,
am Küchenherde lernten,
hochkamen, äußerlich schön und ladylike wie Gräfinnen
und innerlich sanft und fleißig wie Nausikaa,
die reine Stirn der Engel trugen.Ich habe mich oft gefragt und keine Antwort gefunden,
woher das Sanfte und das Gute kommt,
weiß es auch heute nicht und muss nun gehen.Gottfried Benn
Dieses Gedicht haben wir in der Schule (Ende der 60er Jahre) besprochen. Seitdem bewahre ich es in meiner Schublade und meinem Herzen auf. Im Laufe meines Lebens habe ich es immer wieder bestätigt gesehen und mich daran erinnert gefühlt.
Gottfried Benn ist heute, am 2. Mai, vor 124 Jahren geboren.
Anonymous 2. Mai 2010
darüber kann man noch länger nachdenken – sollte man wahrscheinlich auch. Ich denke in jedem Menschen ist das Sanfte und Gute. Manchmal muß man suchen, manchmal ist es im Laufe der Jahre untergegangen. Aber ich glaube an das Gute in jedem Menschen.