1.Haben Sie Angst vor dem Tod und seit welchem Lebensjahr?
2.Was tun Sie dagegen?
3.Haben Sie keine Angst vor dem Tod (weil Sie materialistisch denken, weil Sie nicht materialistisch denken), aber Angst vor dem Sterben?
4.Möchten Sie unsterblich sein?
5.Haben Sie schon einmal gemeint, dass Sie sterben, und was ist Ihnen dabei eingefallen:
a.was Sie hinterlassen?
b.die Weltlage?
c.eine Landschaft?
d.dass alles eitel war?
e.was ohne Sie nie zustandekommen wird?
f.die Unordnung in den Schubladen?
6.Wovor haben Sie mehr Angst: dass Sie auf dem Totenbett jemand beschimpfen könnten, der es nicht verdient, oder dass Sie allen verzeihen, die es nicht verdienen?
7.Wenn wieder ein Bekannter gestorben ist: überrascht es Sie, wie selbstverständlich es Ihnen ist, dass die andern sterben? Und wenn nicht: haben Sie dann das Gefühl, dass er Ihnen etwas voraushat, oder fühlen Sie sich überlegen?
8.Möchten Sie wissen, wie Sterben ist?
9.Wenn Sie sich unter bestimmten Umständen schon einmal den Tod gewünscht haben und wenn es nicht dazu gekommen ist: finden Sie dann, dass Sie sich geirrt haben, d. h. schätzen Sie infolgedessen die Umstände anders ein?
10.Wem gönnen Sie manchmal Ihren eigenen Tod?
11.Wenn Sie gerade keine Angst haben vor dem Sterben: weil Ihnen dieses Leben gerade lästig ist oder weil Sie gerade den Augenblick genießen?
12.Was stört Sie an Begräbnissen?
13.Wenn Sie jemand bemitleidet oder gehasst haben und zur Kenntnis nehmen, dass er verstorben ist: was machen Sie mit Ihrem bisherigen Hass auf seine Person beziehungsweise mit Ihrem Mitleid?
14.Haben Sie Freunde unter den Toten?
15.Wenn Sie einen toten Menschen sehen: haben Sie dann den Eindruck, dass Sie diesen Menschen gekannt haben?
16.Haben Sie schon Tote geküsst?
17.Wenn Sie nicht allgemein an Tod denken, sondern an Ihren persönlichen Tod: sind Sie jeweils erschüttert, d. h. tun Sie sich selbst leid oder denken Sie an Personen, die Ihnen nach Ihrem Hinschied leidtun?
18.Möchten Sie lieber mit Bewusstsein sterben oder überrascht werden von einem fallenden Ziegel, von einem Herzschlag, von einer Explosion usw.?
19.Wissen Sie, wo Sie begraben sein möchten?
20.Wenn der Atem aussetzt und der Arzt es bestätigt: sind Sie sicher, dass man in diesem Augenblick keine Träume mehr hat?
21.Welche Qualen ziehen Sie dem Tod vor?
22.Wenn Sie an ein Reich der Toten (Hades) glauben: beruhigt Sie die Vorstellung, dass wir uns alle wiedersehen auf Ewigkeit, oder haben Sie deshalb Angst vor dem Tod?
23.Können Sie sich ein leichtes Sterben denken?
24.Wenn Sie jemand lieben: warum möchten Sie nicht der überlebende Teil sein, sondern das Leid dem andern überlassen?
25.Wieso weinen die Sterbenden nie?
Ein Buch, für das Sie sich Zeit nehmen müssen. Die Fragebogen von Max Frisch
Max Frisch ist heute, am 15. Mai vor 99 Jahren geboren
stadtpomeranze 22. Mai 2010
Interessante, zum Teil aber auch seltsame Fragen, finde ich. Meine Antworten findest du hier:
http://www.stadtpomeranze.blog.de/2010/05/22/1-angst-tod-seit-lebensjahr-angst-eigenen-tod-tot-tot-8646165/
demonhound 15. Mai 2010
Wow! Ich bin ein großer Fan von Max Frisch, aber diesen Fragebogen kannte ich nicht.
… Unheimlich anregend, mit fragen, die sich jeder wirklich einmal stellen sollte. bzw auch so vermutlich eines Tages stellen würde.
Anubis 15. Mai 2010
Interessant fände ich, zu wissen, warum Sie sich von den 11 in diesem Buch versammelten Fragebögen (darunter ja auch zu erfreulicheren Themen wie Kinder, Geld, Humor, Ehe…) ausgerechnet den zum Thema Tod als Blogbeitrag ausgesucht haben… Gibt es einen akuten Anlass?
Gestern bekam ich von einer Freundin eine Gratulationsmail zum 40. Geburtstag, gespickt mit unschönen Begebenheiten aus ihrem eigenen Leben, darunter der sie erschütternde frühe Tod eines Prominenten, und die Mail endete mit den Worten „genieß das Leben, es kann so schnell vorbei sein“.
Recht hat sie. Aber Angst habe ich davor nicht. Was sein soll, wird sein. Ich kann diese Fragen alle für mich beantworten. Ich habe mich schon in meiner Jugend intensiv mit Gedanken an den Tod befasst, da war auch oft Sterbenwollen dabei. Wie es aber wäre, wenn ich jetzt tatsächlich mal kurz vor dem Tode stehe, das weiß ich sowieso nicht.
Hier passt jetzt zum Abschluss ein Zitat einer meiner Lieblingsschriftstellerinnen, Sylvia Plath: „Sterben ist eine Kunst, wie alles. Ich kann es besonders schön.“
Ich hoffe, das trifft dann auch für mich zu.
Anonymous 15. Mai 2010
Ich sehnte mich nach dem Tod breits das erste Mal mit drei Jahren….ich betete ER möge mich einfach sterben lassen, als so leiden…*er hat es wohl nicht gehört:( *
Ich hatte oft eine Todessehnsucht…Der Tod asich macht mir keine Angst warum auch? Ich bin eine Christin….
Das Sterben, dass ist es was mir Angst macht. Wer möchte schon elendig am Bett gefesselt sterben? Alleine in einem Heim??
*Aber das ist nur meine Meinung*
EJPfrin 15. Mai 2010
Na ja, man kann´s mit dem Memento Mori auch übertreiben. Für mich ist der Tod keine philosophische Frage. Sondern etwas, womit man leben muss. Hellwach für die eigenen Regungen dabei. Aber nicht in vorauseilendem Gehorsam darüber grübeln, was man wahrscheinlich empfinden wird wenn…reicht, wenn man es nicht verdrängt, wenn es wirklich so weit ist und einem der Tod selber nahe kommt. Was in unserem Beruf doch öfter mal passiert. Und wie reagier ich da? Sehr unterschiedlich. Bin schon nach Beerdigungen Eis essen gegangen, ohne noch eine Minute daran zu denken. Und ich lag auch schon nach oder vor Beerdigungen eine Nacht lang wach. Wie es bei meinem eigenen Tod sein wird, kann ich einfach nicht voraussehen, es beunruhigt mich aber nicht sonderlich. Bang ist mir nur vor dem Tod nahe stehender Menschen. Schon mal einen Toten geküsst? Nein. Berührt ja. Oft. Aber nur einmal einen mir nahe stehenden.