Treffen sich zwei Puritaner. Sagt der eine: „Wir haben heute wunderschönes Wetter“. Sagt der andere: „Ja, aber wir werden dafür büßen müssen“.
Nicht nur die ersten Siedler in Amerika hingen einem puritanischen Weltbild an, das den Menschen als verworfenes Geschöpf des Satans ansah, der nur durch Bekehrung, Wiedergeburt im Geiste) und gottgefälliges Leben der Strafe Gottes entgehen könne.
Heute las ich in einer Buchbesprechung von einem Zusammenhang, den ich bisher nicht gesehen hatte.
Die Puritaner mit ihrer sittenstrengen Religion und ihrem fürchterlich strafenden Gott waren durch und durch Pessimisten. Gegen sie erhob sich im 19. Jahrhundert Protest und es entwickelte sich die Vorstellung, der Mensch sei grundsätzlich Teil eines positiven Schöpfungsplans. Wenn er sich dessen bewusst sei, könne er aus eigener Kraft alles schaffen.
Im 19. Jahrhundert ermunterte das „Positive Denken“ Menschen dazu, tatkräftig ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen. Im 20. und vollends im 21. Jahrhundert übernahmen Unternehmer, Psychologen und – zugegeben – Pfarrer das für ihre jeweiligen Zwecke.
Inzwischen ist die Ideologie des „Positiven Denkens“ ist zu einer Tyrannei geworden, zu „Opium fürs Volk“.
Ein interessanter Gedanke. Das Buch habe ich noch nicht gelesen:
Barbara Ehrenreich: Smile or Die. München 2010. Verlag Antje Kunstmann
Als bei Barbara Ehrenreich Brustkrebs diagnostiziert wurde, lernte sie die „Welt der rosa Schleifen“ kennen.
Die Besprechung fand ich heute in der Frankfurter Rundschau
Anmerkung 1:
„Optimismus ist Opium fürs Volk“ schrieb Ludvik (in Milan Kunderas „Scherz“) auf eine Postkarte. Dafür wanderte er von der Universität ins Kohlebergwerk.
Anmerkung 2:
Puritanismus ist eine in England und Schottland entstandene Glaubenshaltung. Vor allem im Amerikanischen wird der Begriff heute als Synonym für kalt, blutleer, kleingeistig, selbstverleugnend, heuchlerisch und nachtragend verwendet.
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