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Im Alter zähme ich Eichhörnchen

Rechtzeitig zu diesem wunderschönen Wochenende habe ich mir eine Bank gekauft.

Das wollte ich schon länger, aber sie sollte drei Anforderungen erfüllen: sie sollte schön sein, sie sollte bequem sein und sie sollte billig sein.

Schöne Bänke habe ich viele gesehen, aber die waren nicht bequem. Bequeme Bänke habe ich gesehen, aber die waren nicht billig. Billige Bänke habe ich gesehen, aber die waren nicht schön. Aber jetzt hab ich sie gefunden.

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Jetzt habe ich sie gefunden und natürlich gleich an „ihren“ Platz gestellt. Den hatte ich schon vorher ausgesucht. Ich vertrete nämlich den Standpunkt, dass es für jede Bank immer den richtigen Platz gibt. An verschiedene Stellen meines Gartens hatte ich schon probegesessen.

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Dieser Platz ist genial. Schattig, ich gucke in die Rosen und linkerhand mein kleiner Teich. Ich sehe mich da schon sitzen. Wenn einmal die Sonne scheint (wie eben gerade) und ich nicht einen Blog schreibe über das Auf-der-Bank-im-Schatten-Sitzen (wie eben).

Ich habe auch schon einen Plan, was ich da machen werde.

Neben die Bank kommt ein Tischchen für ein Gläschen Bier. Wenn ich Pfeife rauchen würde, käme auch noch die Pfeife hin. Und vor meine Füße käme ein Schälchen mit Nüssen für die Eichhörnchen.

Ich werde anfangen, Eichhörnchen zu zähmen.

Sie müssen wissen, ich werde nächstes Jahr 60.

Da macht man sich langsam schon Gedanken, was man im Alter machen könnte. Und das habe ich in einem Online-Ratgeber für die Golden-Age-Generation, zu der ich ja schon gehöre, gelesen.

Die haben zwar geschrieben, eigentlich solle man das nicht machen. Weil Eichhörnchen wilde, scheue Tiere sind und ihr Futter gut selbst finden können. Man solle sie nicht vrwöhnen. Aber andererseits, stand da, für einen alten Menschen sei so ein zahmes Tierchen doch etwas Putziges.

Das hatte ich auch schon beim alten Geheimrat gelesen:

Warum gibt uns die Betrachtung unseres heimischen
Eichhörnchens so viel Vergnügen? Weil es als die höchste Ausbildung seines Geschlechtes eine ganz besondere Geschicklichkeit vor Augen bringt.

Gar zierlich behandelt es ergreiflich kleine appetitliche Gegenstände, mit denen es mutwillig zu spielen scheint, indem es sich doch nur eigentlich den Genuß dadurch vorbereitet und erleichtert.

Dies Geschöpfchen, eine Nuß eröffnend, besonders aber einen reifen Fichtenzapfen abspeisend, ist höchst graziös und liebenswürdig anzuschauen.

Johann Wolfgang von Goethe

Als Kind dachte ich, Eichhörnchen sind von Natur aus zahm.

Wenn wir meinen Opa besuchen gingen, der auf dem wunderschönen Alten Friedhof in Darmstadt lag, kamen immer Eichhörnchen ganz nahe an einen ran und ließen sich füttern.

Die beiden in meinem Garten (oder sind es sogar mehr?) hauen immer sofort ab, wenn sie mich sehen. Gut, das mag auch daran liegen, dass ich mittlerweile einen Bart habe. Aber eher vielleicht doch daran, dass Eichhörnchen wilde, scheue Einzelgänger sind. Wie ich im Grunde meines Herzens ja auch.

Also werde ich mich dahin setzen und warten.

Und eines Tages werden die beiden sehen, dass ich ein guter Mensch bin, und dann werden sie ganz zutraulich werden.

Sie werden es nicht glauben: die Eichhörnchen bringen Leben in meine Bude,

jedenfalls im Garten manchmal. Wenns in meinem ruhigen, trauten Garten einmal laut wird, können Sie sicher sein, dass es die Eichhörnchen sind. Dann jagen sich wieder zwei von diesen roten Gesellen durch die Kiefer. Weiß der Himmel, was die da machen.

Bei den Eichhörnchen ist das so: zweimal im Jahr gibt es wilde Verfolgungsjagden. Ich weiß auch nicht, ob ich denen das abgewöhnen kann, wenn sie erst einmal zahm sind. Wenn mehrere Männer eine Frau verfolgen, bekämpfen die sich erst gegenseitig. Verfolgen muss der Mann die Frau aber immer, das gehört zum Spiel.

Eichhörnchenmänner sind im Grunde arm dran.

Nach der Paarung müssen sie abhauen. Manche wollen lieber bleiben, aber sobald die Jungen da sind, werden sie von den Weibchen solange gebissen, bis sie flüchten. Und selbst die stärksten Eichhörnchenböcke (so heißen die wirklich!) wehren sich nicht, gegenüber den Frauen haben die einfach eine Beißhemmung.

Jetzt kommt’s: Eichhörnchen sind doch sozial eingestellt

Forscher haben jetzt aber was ganz Interessantes festgestellt. Obwohl Eichhörnchen extreme Einzelgänger sind, besinnen sie sich doch manchmal auf ihre soziale Ader. Zwar ziemlich selten, aber immerhin. Aber nur, wenn es sich um einen nahen Verwandten handelt, ein Geschwisterchen, einen Neffen oder eine Nichte. Dann nehmen die die schon mal auf und säugen sie. Aber natürlich: wieder nur die Frauen.

Und was machen die Männer?

Das kann man im Frankfurter Stadtwald beobachten, wo pflichtbewusste Eichhörnchenmänner ihrem König beim Bäumewechslen behilflich sind:

König der Eichhörnchen

„Welch erhabener Anblick! Der König der Eichhörnchen wechselt den Baum.“
rief F.K. Waechter da voll Entzücken aus.

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4 Kommentare

  1. Anonymous 8. Juni 2010

    ich liebe sie, diese eichhörnchen, faszinierender bericht!

  2. Sabi57 4. Juni 2010

    und ich mußte Dich verlinken, ich war gezwungen 😉 ich hoffe das ist ok!?

  3. Anubis 4. Juni 2010

    Genau das würde ich auch für mein Alter planen, hätte ich so einen schönen Garten mit Eichhörnchen! 🙂
    Schöne Stunden auf der Bank wünsche ich, auch schon vorher…

  4. Sabi57 4. Juni 2010

    und wenn Du da so auf Deiner Bank sitzt und die Eichhörnchen zahm gefüttert hast komme ich mal mit Bododemdackel vorbei, mal sehen ob die sich dann verstehen, der ist nämlich auch so schön rot wie ein Eichhörnchen!:)

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