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Ein umfassendes Geständnis

Sie haben sich sicher schon gefragt, was ich eigentlich die ganze Zeit tue, wenn ich nicht Blog schreibe… wo ich das doch so selten mache.

Natürlich, haben Sie sich gesagt, ein bisschen was hat er zu tun. Sonntags zumindest. Dann hat er auch noch eine Liebste, die er natürlich auch nicht zu kurz kommen lassen will und eine Tochter, die er bekocht und bevätert trotz oder wegen ihrer 23 Jahre.

Würden Sie Frau M. fragen, die wüsste eine Antwort: „Na, der sitzt immer bei Frau T.“. Aber geben Sie nichts drauf, das sind Frauen…

Also, was macht er die andere Zeit? Sicher, er guckt oft Tatort und geht ab und zu ins Kino. Aber sonst?

Ich muss Ihnen gestehen: ich lese. Das an sich ist ja nicht schlimm und ich mache auch kein Geheimnis daraus.

Nein, was mich zutiefst beunruhigt, ist, w a s ich lese. Und das seit Wochen. Und förmlich verschlinge. Kaum habe ich den einen gelesen, besorge ich mir den anderen.

Jetzt sagen Sie nicht, „Jerry Cotton“. Die gibt es immer noch, wie ich feststellen konnte. Aber die habe ich in meiner Kindheit unter der Bettdecke gelesen.

Nein, es sind die Krimis der „Coq Rouge“ Reihe.

Und was mich beunruhigt, ist nicht, dass sie schlecht geschrieben sind. Das sind sie nämlich nicht, im Gegenteil. Manchmal vielleicht eine kleine Länge, aber so spannend, dass meinereiner über die Länge einfach querliest, weil der Rest allzu spannend ist.

Aber was da steht, ist grausam und zum Teil unvorstellbar. „So sind die Krimis heute“, sagen Sie und damit haben Sie nicht ganz unrecht.

Was mich beunruhigt ist, dass die allermeisten Morde und die schlimmsten Grausamkeiten vom „Helden“ selbst verübt werden.

Und trotzdem finde ich diesen Helden, Graf Hamilton oder „Coq Rouge“ überaus sympathisch.

Hamilton ist sowas wie der Killerwal des schwedischen militärischen Geheimdienstes und ich stehe auf seiner Seite.

Das beunruhigt mich wirklich, weil ich in der „Realität“ bei allen Enthüllungem über Geheimdienstaktivitäten und -verstrickungen doch empört bin.

Je mehr Coq-Rouge-Romane (10 davon gibt es, 6 habe ich bis jetzt gelesen)ich lese, umso mehr akzeptiere ich die Plausibilität des Grafen Hamilton. Und da ich auch umso mehr glaube, dass die Realität der Geheimdienste gar nicht so weit von der Welt des Coq Rouge entfernt ist, tut sich in mir ein Abgrund auf. Der Abgrund, eine gewisse Notwendigkeit dieser Realität zu akzeptieren. Einer Realität, von der ich lieber nichts wissen will.

Jan Gulliou ist in Schweden ein angesehener Schriststeller und Journalist. Er weiß, wovon er schreibt. Wegen eines Artikels
über illegale Machenschaften beim schwedischen Geheimdienst „Informationsbyrån“, der die Zusammenarbeit des neutralen Schwedens mit den ungeliebten Amerikanern aufdeckte, saß er zehn Monate wegen Spionae im Gefängnis.

Später hatte einer seiner Artikel über die Aktivitäten der CIA zur Folge, dass zwei US-Diplomaten das Land verlassen mussten.

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