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Zeichen und Wunder

Ich fand diesen Bericht des Frankfurter Stadtkirchen- und Messepfarrers Dr. Jeffrey Myers so schön, dass ich ihn hier einmal abdrucke:

Manchmal geschehen noch Wunder, kleine wie große

Now and then, hin und wieder geschehen Wunder, auch im Kirchen-Center auf der Frankfurter Messe. Dort sind es meistens von der kleineren Sorte. Aber Wunder sind sie noch allemal. Ein Wunder ist es auch, sie zu bestaunen.

Samstag ist es, der zweite Tag der Tendence-Messe. Kurz vor 13.30 Uhr versammeln sich Menschen wie üblich zur Mittagsandacht in der Kapelle. Auf einmal steht da eine Gruppe von Besuchern aus dem Iran, Männer und Frauen, die höflich fragen, ob es irgendwie möglich wäre, hier zu beten.

„Das Mittagsgebet beginnt gleich“, sage ich, „aber gerne können Sie nach der Andacht die Kapelle nutzen.“ Und dann mich selbst ergänzend: „Aber warum nicht zuerst mit uns beten und gemeinsam für Frieden auf der Welt bitten?“ Etwas überrascht überlegt die Gruppe einen Moment, um dann – vielleicht zum ersten Mal im Leben – die Kapelle mit Christen betreten.

Die Musik der Harfe weiß die Sprachgrenzen zu überwinden, und sie verleiht den Teilnehmern eine gemeinsame Gebetssprache. Spontan greife ich als Prediger ein Abraham-Wort auf – „Yes, we know this promise of God to Abraham, too, in the Koran,“ erwidert einer der Besucher mit Freude mitten in der Andacht, die sich nun in deutscher und englischer Sprache fortsetzt.

Und dann fällt uns auf, wo könnte sonst so etwas geschehen?: Menschen der „verfeindeten“ Ländern USA und Iran, zusammen mit Deutschen – Ausstellern und Mitarbeitern auf der Messe – im gemeinsamen Gebet für den Anbruch von Gottes Reich und somit für Frieden auf Erden eintretend und sich – zumindest für einen Augenblick in der Zeit – zugehörig fühlend.

Die Iraner bedanken sich herzlich, setzen dann ihr Gebet in der Kapelle fort. Danach versammeln sich alle noch einmal zu Kaffee und Gespräch im Kirchen-Center. Um diese Momente festzuhalten, haben die Iranerinnen Fotos von allen Teilnehmenden im Kirchen-Center gemacht. Allen – Einheimischen wie Ausländern – war es bewußt, dass wir irgendwie alle auf der Durchreise sind. Schön war es, dass unsere Wege an diesem Tag in der Kapelle sich kreuzten.

Der Denker und Dichter Goethe, dessen Geburtstag sich in zwei Tagen jährt, sagte einmal von der Frankfurter Messe, sie sei „die Welt in einer Nuss“. Und wenn Menschen aus den verschiedensten Teilen dieser Welt sich dort zum gemeinsamen Gebet finden und einander die Hand in Frieden reichen, dann haben sich Himmel und Erde berührt.

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1 Kommentar

  1. engel-serafina 7. September 2006

    Wirklich wunderschön. :yes:
    Manchmal spüren die Menschen dann doch, dass eigentlich alles eins ist.

    Viele Grüße
    Serafina

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