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So dumm, dass sie Rechts und links nicht unterscheiden können

Am liebsten wäre Jona wieder abgehauen.

Aber er ahnte, was der Alte dann machen würde. Dagegen wäre das bisschen Wind auf dem Meer und die ruhigen Tage im Walfisch wahrscheinlich nix gewesen.

Leider hatte der liebe Gott ihm nicht so genau gesagt, wofür die Ninivesen Buße tun sollten, aber das würden die wahrscheinlich selbst am besten wissen. Deshalb rief er nur immer wieder:

„Eure Verderbtheit ist vor Gott gekommen! 40 Tage gibt er euch, dann ist Sense. Dann ist der Ofen aus. Also tut endlich Buße!“

So schlecht, wie der liebe Gott meinte, können die Menschen in Ninive aber doch nicht gewesen sein.

Nachdem es zuerst so aussah, als ob ihnen der komisch Typ auf der Kiste mit seinem „Ihr seid verderbt“ und „Nur noch 39 Tage…“ ziemlich – wie sagt man – an Sonstwas vorbeigehen würde, gab es auf einmal sowas wie eine positive Massenpanik.

Die Ninivesen taten tatsächlich Buße. Jedenfalls sah es so aus: auf einmal liefen alle mit einem übergestülpten Sack herum. Man muss sich das so vorstellen wie einen Autoaufkleber, nur in ernstgemeint.

Am verrücktesten trieb es der König selbst.

Der zog nicht nur einen Sack, an sondern setzte sich zum Zeichen seiner Buße mitten in einen Haufen Asche.

Es wurde eine richtige Volks-Buße-Bewegung. Alles, was Beine hatte, bekam einen Sack übergezogen. Schafe, Rinder, Esel, Hunde. Alle fasteten und den Tieren gaben sie nichts mehr zu Trinken und nichts mehr zu Fressen.

Ganz Ninive hallte wieder von „Erbarmen, Erbarmen“ und jeder bekannte, was er so im Laufe seines Lebens gefrevelt hatte.

Das sollte mir mal passieren.

Bei mir hören die Leute zwar meistens zu, aber dass sie dann gleich im Gottesdienst den Sack überstülpen oder sich in die Asche setzen oder auch nur „Erbarmen“ rufen, ist mir noch nie passiert.

Jona war einigermaßen fassungslos. Ihm schwante fürchterliches.

Unfassbar. Alle hatten sich wirklich bekehrt.

Mensch und Vieh war von seinem verderbten Tun abgekommen. Der kleine Hund zum Beispiel pinkelte jetzt nicht mehr einfach in der Fußgängerzone an herumstehende Kisten, sondern nur noch in die Straßenrinne. Aber Sie können sich vorstellen, dass das bei weitem noch nicht das Verderbteste war, was es vorher in Ninive gegeben hatte.

Der liebe Gott war ziemlich baff. Aber ihm wars natürlich recht. So musste er die Stadt nicht vernichten, wie er es in seinem Zorn angedroht hatte. Nicht einmal die Frist von 40 Tagen hatten sie ausgenutzt. Solange hätten sie ja noch ruhig verderbt sein können.

Jona hatte gute Arbeit geleistet

Eigentlich hätte er jetzt zufrieden nach Tarsis ans Mittelmeer fahren können, um sich ein paar Tage vom Predigen zu erholen.

Aber Jona war ein Stadtneurotiker und deshalb wollte er auf der Stelle sterben.

Ein einigermaßen normaler Mensch – wie Sie und ich – begreift das nicht, aber Jona war stocksauer.

„Jetzt hab‘ ich hier mich zum Affen gemacht und allen erzählt, dass die Stadt untergehn wird. Und was passiert? Null passiert. Pustekuchen. Friede, Freude, Eierkuchen.“

Er schimpfte fürchterlich mit dem lieben Gott:„Dieselbe Tour wie immer. Wenn’s darauf ankommt, bist du gnädig, barmherzig, langmütig und von großer Güte – es ist zum Kotzen.

Das mit dem „zum Kotzen“ habe ich jetzt erfunden, aber das „gnädig, barmherzig, langmütig und von großer Güte“ ist Originalzitat Jona. Man sollte ja meinen, das sei ein Lob, aber mitnichten. Für Jona sind das Schimpfworte.

Aus seiner Sicht hat er ja vielleicht sogar Recht. Ein bisschen neurotisch, aber immerhin. Die Leute würden über ihn lachen. „Ja, ja, wir wissen schon, in vierzig Tagen, hihii“, „Na, Jona, werden wir wieder untergehen“, „Und Jona, was hat dir der liebe Gott jetzt aufgetragen?“

Wenn der Alte wenigstens zumindest einen Donnerschlag losgelassen hätte und mit seiner sonoren Stimme aus den Wolken verkündet hätte: „Allein durch Jona ist diese Stadt gerettet worden“. Aber nichts dergleichen.

Der liebe Gott hat nur schüchtern gefragt: „Meinst du, dass du mit Recht so zornig bist?“

Jona war mit sich und der Welt fertig

Ohne noch jemanden eines Blickes zu würdigen und ohne auf diese dämliche Frage zu antworten, verließ er die Stadt.

Östlich von Ninive baute er sich eine kleine Hütte, das ging Ruckzuck damals und von da sah er mißmutig auf die Stadt hinunter, um zu sehen, was sich da tat.

Da saß unser Jona also missmutig vor seiner selbtgebauten Hütte

und guckte auf die Stadt hinunter. In ihm kochte es immer noch.

Das einzige, was ihn etwas von seinem Zorn runterbrachte, war die Tatsache, dass er nicht in der prallen Sonne sitzen musste. Da ging es Jona wie mir. In der Sonne lässt es sich nur im Schatten aushalten.

Aber es kam noch besser.

In Windeseile wuchs ohne sein Zutun neben ihm eine große Staude und die spendete ihm jetzt wirklich Schatten. So ließe es sich eigentlich leben, während die blöden Ninivesen immer noch in ihren Säcken da in der heißen Sonne rumliefen.

Was Jona nicht wusste: Die Staude hatte der liebe Gott schnell mal wachsen lassen – aber nicht, um Jona etwas Gutes zu tun. Im Gegenteil.

Die Tragödie begann erst wirklich, als die Staude ihm endlich Schatten spendete. Gerade, als Jona anfing, sich wieder ein bisschen seines Lebens zu freuen, begann sein größtes Unglück.

Es kam buchstäblich über Nacht. Nicht umsonst wird die Stunde der Morgenröte ja auch Morgengrauen genannt. In dieser Stunde schickte Gott einen kleinen Wurm.

Wie er Jona nach Ninive geschickt hatte, so hatte er ihm jetzt diesen Wurm hinterhergeschickt und ihm den Auftrag gegeben, östlich von Ninive die Hütte des Jona zu suchen und die Staude vor dem Haus zu stechen.

Grausam, denn von Würmen gestochene Stauden verdorren auf der Stelle.

Als Jona am Morgen vor seine Hütte trat,

traf ihn fast der Schlag. Er ahnte nicht, was jetzt noch kommen sollte.

Jetzt schickte Gott nämlich noch einen heißen Ostwind mit Spezialauftrag Jona auf den Weg und befahl der Sonne, Jona auf den Kopf zu stechen-

Jona ermattete: „Ich will lieber tot sein als leben“, sagte er und blieb einfach am Boden vor seiner Hütte liegen.
n diesem Moment hörte er Gottes Stimme.

Jona hatte sich hingelegt und wollte nie wieder aufstehen

„Lieber will ich tot sein als leben“, wiederholte er. Er hatte endgültig die Nase voll von der Geschichte. Ein bisschen viel hatte Gott ihm da zugemutet.

Erst sollte ausgerechnet er – wer war er denn? – in diese Stadt reisen, in der es schlimmer als in Sodom und Gomorrah zuging.

Dann wurde er ins Meer geschmissen, von einem Wal verspeist und wieder ausgespuckt.

Naja, wenigstens ausgespuckt. Hätte noch schlimmer kommen können.

Dann hatte er sich vor allen Leuten zum Affen gemacht und den Untergang der Stadt angekündigt und nix war geschehen, weil Gott ja doch niemanden bestraft.

Niemanden, außer ihn.

Jona war sowas von sauer.

Nicht einmal in Ruhe unter seiner Staude im Schatten sitzen ließ ihn der Alte. Jetzt lag er hier mit einem schweren Sonnenstich, die Staude war hin und alles hatte keinen Sinn mehr.

„Ich will nicht mehr“, wiederholte er. „Genug, ich will sterben. Wer weiß, was der noch mit mir vorhat“.

Gott wiederholte nur leise die Frage,

die er ihm gestern schon einmal gestellt hatte: „“Meinst du, dass du mit Recht so zornig bist?“

„Und ob ich das bin“, schrie Jona., „bis ich endlich sterbe!“

„Wegen der Staude bist du sauer?“, fragte Gott. „Du musstest dir überhaupt keine Mühe mit ihr geben. Hast sie nicht großgezogen. Einen Tag ist gewachsen und am gleich Tag verdorrt“

Gott räusperte sich.

„In die Staude musstest du überhaupt nichts investieren. Keine Mühe, keine Liebe, keine Pflege. Und trotzdem bedauerst du, dass sie verdörrt ist. Und du meinst wirklich, dass mir Ninive nicht leid tun sollte. Mit der ich mir soviel Mühe gegeben habe.“

„Überleg mal“, meinte Gott, „mehr als 120.00 Menschen“.

Der Alte lachte

„Zugegeben, die sind sowas von dumm, dass sie noch nicht einmal Rechts und Links unterscheiden können – und das ganze Vieh kommt schließlich auch noch dazu!“

Was Jona antwortete, ist nicht überliefert

Alles andere finden Sie mit etwas anderen Worten im Buch Jona.

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