Mastodon Kalenderblatt: ein armer Großstadtspatz – nichtallzufromm
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Kalenderblatt: ein armer Großstadtspatz

Anstat der üblichen Statistik
Gönnt der Autorin etwas Mystik!
Die ganz privaten Lebensdaten
Wird euch ihr Grabstein einst verraten.
Doch mögt ihr, wollt ihr sie beschenken,
Am siebten Juni an sie denken.

Berlin_GTafel_Kaleko

Das will ich hiermit tun. Wohl meine liebste Dichterin. Voll Melancholie und voll Heiterkeit ihre Gedichte.

Heute, am 7. Juni, vor 103 Jahren wurde Mascha Kaléko in Chrzanów in Polen geboren, mit 7 kommt sie nach Frankfurt, mit 9 nach Marburg, mit 11 nach Berlin. Mit 31 muss sie nach New York emigrieren. 1955, mit 48 Jahren, reist sie zum ersten Mal wieder nach Europa. 1936 wird ihr Sohn Steven geboren.

Ihm schrieb sie das folgende Gedicht:

An mein Kind

Dir will ich meines Liebsten Augen geben
Und seiner Seele flammenreiches Glühn.
Ein Träumer wirst du sein und dennoch kühn
Verschloßne Türen aus den Angeln heben.

Wirst ausziehn, das gelobte Glück zu schmieden.
Dein Weg sei frei. Denn aller Weisheit Schluß
Bleibt doch zuletzt, dass man hienieden
All´seine Fehler selbst begehen muss.

Ich kann vor keinem Abgrund dich bewahren,
Hoch in die Wolken hängte Gott den Kranz.
Nur eines nimm´ von dem, was ich erfahren:
Wer du auch seist, nur eines – sei es ganz!

Du bist, vergiß es nicht, von jenem Baume
Der ewig zweigte und nie Wurzeln schlug.
Der Freiheit Fackel leuchtet uns im Traume –
Bewahr´den Tropfen Öl im alten Krug!

1959 zieht sie nach Jerusalem. Ihr geliebter Sohn Steven stirbt 1968 mit 32 Jahren.

Mascha Kaléko blieb überall eine Fremde.

Ihre Gedichte werden in Deutschland erst in den letzten Jahren wiederentdeckt.

Ein kluger Franzose hat einmal gesagt,
Man sei niemals glücklich auf Erden.
Man erinnre sich nur, es gewesen zu sein.
Und hoffe, es wieder zu werden.

Dass jede Rose Dornen hat,
Scheint mir kein Grund zum Klagen.
Solange uns die Dornen nur
Auch weiter Rosen tragen.

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2 Kommentare

  1. Anubis 8. Juni 2010

    Geht mir genauso – diese Gedenktage erinnern mich oft an Menschen, die auch ich (als Dichter etc.) schätze. An unserem Kühlschrank hängt seit Monaten das Gedicht „Sozusagen grundlos vergnügt“ von Mascha Kaleko, und 2 meiner liebsten Zeilen von ihr sind:
    „Die Nacht, in der das Fürchten wohnt,
    hat auch die Sterne und den Mond“.
    Aber dass sie am 7. Juni geboren ist, hätte ich nicht gewusst.
    Danke.

  2. Traumschoepfer 7. Juni 2010

    Gänsehaut. Deine Artikel hindern mich daran, dumm zu bleiben. Danke, dass Du mich immer wieder Neues lehrst.

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