Zuerst veröffentlicht am 1.11.2010
„Über meiner Heimat Frühling seh ich Schwäne nordwärts fliegen“, dichtete tusk. tusk wurde kleingeschrieben und das war 1929 fast ein Bekenntnis.
tusk hieß eigentlich Eberhard Köbel und war eine der prägendsten und schillerndsten Persönlichkeiten der Jugendbewegung. Heute, am 1.11., gründete tusk 1929 die dj 1.11., die „autonome jungenschaft vom 1.11.“. Ausgesprochen wurde das natürlich auch anders, nämlich de-jott-eins-elf.
tusk trägt hier die Jungenschaftsbluse, die er ebenfalls aus Lappland mitbrachte.
„tusk“ ist schwedisch und heißt „der Deutsche“. Diesen Namen brachte tusk von Lapplandfahrten und -aufenthalten mit – lange, bevor es Tourismus in der heutigen Form gab. Von dort brachte er mit seiner Jungenschaft auch die „Kohte“ und die „Jurte“ mit, jene schwarzen, aus Dreieckbahnen zusammengebundene Zelte, in denen man Feuer machen konnte und auch im Wínter auf Fahrt gehen.
tusk war zunächst ein glühender Verehrer des „Führers“, aber schon 1932 trat er der KPD bei und forderte seine Jungenschaft auf, es ihm nachzumachen. 1933 versuchte er dann wieder, seinen Bund als eigenständige Untergliederung in die HJ einzubringen. Dies gelang zunächst, die dj1.11 verstand sich als eine Art Elitegruppe der HJ – aber nicht im Sinne der Nazis. Die merkten das schneller als tusk, verhafteten viele Mitglieder. Anfang 1934 wurde tusk verhaftet und mehrfach schwer misshandelt. Er versuchte mehrfach, sich das Leben zu nehmen.
Viele Mitglieder der dj 1.11. waren im Widerstand, auch Sophie und Hans Scholl gehörten ab 1936 zur illegalen dj 1.11.
1934 emigrierte tusk über Schweden nach England. Dort engagierte er sich schon für die dort gegründete FDJ. Nach dem Krieg wollte Honecker ihm in der FDJ eine Funktion geben. das wurde durch Intrigen verhindert. tusk wurde als Spion verdächtigt und 1951 aus der SED ausgeschlossen. Später hat ihn die PDS rehbailitiert. Er starb 48-jährig in Berlin.
Die dj 1.11. ging in die Illegalität. Viele ihrer Mitglieder – am bekanntesten wurde Hans Scholl – gingen in den Widerstand.
Über meiner Heimat Frühling
Seh ich Schwäne nordwärts fliegen.
Ach, mein Herz möcht sich auf grauen
Eismeerwogen wiegen.
Schwan im Singsang deiner Lieder
Grüß die grünen Birkenhaine.
Alle Rosen gäb ich gerne
Gegen Nordlands Steine.
Grüße Schweden, weißer Vogel!
Setz an meiner statt die Füße
Auf den kalten Felsen der Ostsee;
Sag ihr meine Grüße!
Grüß das Eismeer, grüß das Nordkap!
Sing den Schären zu, den Fjorden;
Wie ein Schwan sei meine Seele
Auf dem Weg nach Norden.
tusk
Die dj 1.11. gab es auch in meiner Jugend in Darmstadt, ein beeindruckender Bund. Mein Neffe gehörte ihm in den 80er Jahren an.
Bild zur Verfügung gestellt von David Koebel, dem Enkel von Eberhard Koebel unter unter der Creative Commons Lizenz
erdmann linde 5. November 2010
na da geht so viel durcheinander das nur eine gute seite hilft:
http://www.kaikracht.de/dj/index.htm
dorten finden intressenten alles zu tusk und dj.1.11
herzlich,
erdmann
Anita L 2. November 2010
Von „tusk“ habe ich nichts gelesen oder gehört. Vielen Dank fuer die interessante Information und das schöne Gedicht. Interessant ist, dass „tusk“ den Namen mit u statt y schrieb. „Der Deutsche“ heisst auf schwedisch „tysk“ wie in Tyskland, aber oft ist es schwierig, y von u in der schwedischen Sprache zu unterscheiden. In der finnischen Sprache gibt es das Wort „tuska“ = Schmerz. Z.B. eine Musikgruppe benutzt den namen „tuska“.
jahreszeiten 2. November 2010
Ich glaube, wegen der Aussprache hat er das als tusk mitgebracht. Man findet manchmal auch seinen Spitznamen tysk geschrieben