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Vor verschlossenen Türen – Gedanken zum Advent

Vor vielen Jahren war es, dass meine Frau abends noch einmal mit dem Hund rausging. Es lag hoher Schnee und es war bitterkalt. Also wollte sie nicht lange gehen, ging schnell durch die Hintertür durch den Garten, die Tür könnte sie offenlassen.

Kaum war sie durch den Garten, da senkte sich der Rollladen: Zeitschaltuhr. Bevor sie reagieren konnte, war es schon zu spät. Weil sie ja gleich wieder reinkommen wolle, hatte sie keinen Schlüssel mitgenommen, war auch nicht gerade winterfest angezogen und so ging sie ganz außen herum zur Vordertür und klingelte.

Ich hatte mich derweilen schon ins Bett gelegt und: wer mich näher kennt, weiß das: kaum lag ich. war ich fest eingeschlafen. Da half kein Klingeln. Von Nachbarn aus, die glücklicherweise noch wach waren, rief sie mich an. Das hörte ich denn irgendwann.

Oder ein anderes Erlebnis:

ich stand an der Tankstelle und tankte. Mein Hund saß friedlich auf dem Rücksitz, dann kam er vorgeklettert, machte es sich auf dem Fahrersitz bequem, sah mich treuherzig an und tappte mit der Pfote auf die Verriegelung. Zu die Tür. Hinter meinem Wagen standen schon andere. Aber es ging nichts mehr. Zu die Tür.

Hinterher kann man lachen.

Haben Sie schon einmal vor verschlossenen Türen gestanden?

Klar, sagen Sie vielleicht, heute morgen gerade erst am Adventskalender. Da war die Tür auch zu, da habe ich sie einfach aufgemacht.

Nein, haben Sie das schon einmal erlebt, dass Ihnen der Zugang zu etwas oder zu jemandem unüberwindbar verschlossen war?
Türen unseres Lebens vor denen wir stehen, klopfen oder sogar mit den Fäusten dagegen hämmern und die verschlossen sind und bleiben. Und wo es dann keinen Schlüsseldienst gibt, der dann mal eben mit dem richtigen Kniff die Tür öffnen kann.

Was ist das für eine furchtbare Erfahrung für Flüchtlinge. Für eine frustrierende Erahrung für Obdachlose, Aussiedler oder ausländische Mitbürger und Mitbürgerinnen, die vor Firmen- und Behördentüren stehen und sie werden überhaupt nicht aufgetan?

Wer von uns kennt das nicht, wenn man sich eine neue Lebensaufgabe wünscht und klopft an diese oder jene Tür an und sie wird einfach nicht aufgetan.

Oder ein Mensch, der einem nahe steht, verschließt einem die Tür. Oder man selbst findet keinen Zugang mehr zu einem.

In der Bibel steht eine Geschichte von der verschlossenen Tür ganz am Anfang.

Es ist die Geschichte von der Vertreibung Adams und Evas aus dem Paradies. Als Ort für den Menschen war von Gott eigentlich der Garten Eden vorgesehen. Ein Ort, in dem die Menschen und Tiere friedlich zusammenlebten, ohne Streit, Leiden, Krankheit und Tod. Es kam aber anders. Adam und Eva aßen vom Baum der Erkenntnis, obwohl Gott es ihnen verboten hatte. Daraufhin mussten sie den Garten Eden verlassen. Damit Adam und Eva nicht an die Früchte des Baumes des Lebens gelangen können, bewachen die Cherubim, die Engel mit den flammenden Schwertern, den Weg zum Paradies, die Tür bleibt also verschlossen und bewacht. Kein Eingang mehr möglich.

Diese Geschichte ist eine der Geschichten am Anfang der Bibel, die erklären will, warum die Welt, in der wir leben, nicht so vollkommen erscheint, wie Gott sie geschaffen hat, warum es Böses, Leid, Krankheit und Tod gibt. Sie steht am Anfang der Bibel, um die Sehnsucht nach dem Vollkommenen, die Sehnsucht, dass sich die Tür zum Paradies eines Tages wieder öffnen wird, zu beschreiben.

Seit Adam und Eva suchen Menschen einen Zugang zum Himmelreich, zur endlich wahr werdenden guten Welt.

Und dann die Nachrichten. Gerade im Advent kann ich sie manchmal kaum aushalten. Die nicht enden wollende Gewalt in Nahost.
Immer scheußlicher die Nachrichten von Missbrauch in der Familie. Manchmal wünsche ich mir einen, der von oben eingreift.

So wird es auch Friedrich Spee gegangen sein, der das Adventslied gedichtet hat. „

Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt“, schrieb er und: „O Heiland, reiß die Himmel auf! Reiß ab vom Himmel Tor und Tür, reiß ab, wo Schloss und Riegel für!!“

150 Lieder hat er wohl gedichtet, aber am bekanntesten wurde er durch seine flammende empörte Kampfschrift gegen den Hexenwahn, die Cautio Criminalis.

Brennende, empörte Ungeduld, die spricht aus seinen Worten, nicht abfinden mit diesem Nicht-Paradies hier auf Erden – damals wie heute. Komm endlich! Fahr dazwischen!

Aber so kommt Gott nicht. Gott verändert die Welt nicht, indem er die Himmel zerreißt. Gott wählt den leisen Weg, schickt seinen Sohn. Sanftmütig!

Dieser Sohn, der lässt uns einen kleinen Blick durch die Himmelstür werfen, durch das nicht ganz versperrte Tor zum Paradies. „Heut schleußt er wieder auf die Tür„, können wir deshalb an Weihnachten singen, „zum schönen Paradeis. Der Cherub steht nicht mehr dafür.““

Auf dem Weihnachtsmarkt sind die Menschen wohl auch auf der Suche nach dem Paradeis, wollen in der Vorweihnachtszeit auch einen kleinen Blick hinter die verschlossene Tür werfen. Mitten zwischen den Hochhäusern finden sie Budengassen eng wie im Mittelalter. Dampfende Glühweinschwaden und rote Backen. Kein Beton, Glas, Metall. Stattdessen warmes Licht und sanfte Lieder. Selbst dieser kleine Blick ist in diesem Jahr versperrt – kein Paradies in Sicht.*

*dieser Absatz wurde 2021 neu gefasst

Der Blick, den uns Gottes Sohn hinter die Himmelstür werfen lässt, zeigt freilich noch mal ein anderes Paradies: eines, in dem Traurige getröstet, Kranke geheilt, Tote lebendig werden. In dem das Böse in uns gut wird.

So legt uns Jesus die Sehnsucht nach dem Himmel ins Herz. Und dieser Mensch Friedrich Spee mit dieser brennenden Ungeduld im Herzen, der konnte auch ganz anders singen:

In seine Lieb versenken will ich mich ganz hinab; mein Herz will ich ihm schenken und alles, was ich hab.
Eia, eia, und alles, was ich hab.

Darin mag er uns ein Vorbild sein, wie man das verbinden kann: die kämpferische Ungeduld und die tiefe Versenkung in die Anbetung an das Kind, dem wir die Türen öffnen wollen in dieser Stadt und in unserem Herzen.

O Heiland, reiß die Himmel auf,
Herab, herab, vom Himmel lauf!
Reiß ab vom Himmel Tor und Tür,
Reiß ab, wo Schloß und Riegel für!

O Gott, ein Tau vom Himmel gieß;
Im Tau herab, o Heiland, fließ.
Ihr Wolken, brecht und regnet aus
Den König über Jakobs Haus.

O Erd, schlag aus, schlag aus o Erd’,
Daß Berg und Tal grün alles werd’
O Erd, herfür dies Blümlein bring,
O Heiland, aus der Erden spring.

Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt,
Darauf sie all ihr Hoffnung stellt?
O komm, ach komm vom höchsten Saal,
Komm tröst uns hie im Jammertal.

O klare Sonn, du schöner Stern,
Dich wollten wir anschauen gern.
O Sonn, geh auf, ohn deinen Schein
In Finsternis wir alle sein.

Hie leiden wir die größte Not,
Vor Augen steht der ewig Tod;
Ach komm, führ uns mit starker Hand
Vom Elend zu dem Vaterland.

Später hinzugefügt (nicht im Original 🙂

Da wollen wir all danken dir,
Unserm Erlöser, für und für.
Da wollen wir all loben dich
Je allzeit immer und ewiglich.

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3 Kommentare

  1. Sabi57 30. November 2011

    ja ich stand schon mal vor verschlossener Tür, ich hab das Fenster eingeschlagen, um an meine Sachen zu kommen! Es war die Geschichte meiner ersten Ehe, ich weiß, wovon Du schreibst, meine Tür ist immer offen, Heilig Abend sind immer Menschen bei uns, die nicht ganz eng zur Familie gehören, das ist mir ganz wichtig! Früher waren die Kinder maulig, heute wissen sie es zu schätzen! In diesem Sinne eine schöne Adventszeit!

  2. Anonymous 29. November 2011

    Ein sehr schöner Text zum Advent, den ich gerne gelesen habe. Die verschlossenen Türen. Auch in uns.

    Ich wünsche eine frohe Adventszeit

    Jens Schönlau

  3. etoile-filante 29. November 2011

    falls du/ihr vorbeikommen magst, meine türe steht offen 😀

    mit grüssen und den wünschen für eine friedliche adventszeit, la flitz

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