Letzte Woche schimpfte ich einen Tag lang auf mein Telefon. Es war völlig leise und verzerrte auch noch die Stimmen, so dass ich überhaupt nichts verstehen konnte.
Nachdem ich mehrere Anrufer schon gebeten hatte, lauter zu sprechen und ich sie trotzdem nicht verstehen konnte, fing ich an, mein Telefon zu malträtieren.
Sie kennen das schon: draufhauen, was natürlich nichts nützt. Lautstärke ganz hoch drehen, was auch nix nützt. Alle Stöpsel ziehen und neu feststecken. Weil ich mittlerweile über Internet telefoniere, den Router resetten, den Provider beschimpfen.
Nichts nützte.
Am Abend hielt ich zufällig den Hörer ans andere Ohr. Ich zuckte zusammen, weil mir der Anrufer ins Ohr brüllte.
Nein, es lag nicht am Telefon, es lag an mir.
„Hörsturz“, stellte der Arzt am nächsten Morgen fest. Ich weiß, damit ist nicht zu spaßen.
Ein einschneidendes Erlebnis war eine Zusammenkunft am Freitagmorgen mit mehr als 10 Kolleginnen und Kollegen. Sobald mehr als einer redete, stürzte alles auf mich ein. Plötzlich eine unheimliche Laustärke um mich herum – ich musste mir die Ohren zuhalten. Von Schwerhörigen hatte ich das oft gehört – aber vorstellen konnte ich es mir nicht.
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Rede, Herr, denn dein Knecht hört
sagt die Tageslosung von heute (1. Samuel 3, 9)
Im Halbschlaf hatte der junge Samuel jemanden rufen hören. Er sprang auf und lief zu Eli, bei dem er diente. Eli schickte ihn wieder schlafen: „Ich habe dich nicht gerufen“. Dreimal ging das so, bis Eli merkte, dass Samuel von Gott selbst gerufen wurde.
Daran dachten zunächst beide nicht, denn „des HERRN Wort war selten, und es gab kaum noch Offenbarung“ – selbst damals.
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Was würde denn geschehen, wenn Gott mit mir redete? Würde ich ihn hören? Ginge es mir, wie dem jungen Samuel, der nicht wusste, wer da mit ihm sprach.
Und wo lasse ich Gott Raum, mit mir zu reden?
Mir fallen vier Antworten ein:
Indem ich die Bibel so lese, dass ich auf Gottes Anrede an mich achte.
Indem ich so bete, dass ich mir Zeit lasse, auf Gottes Antwort zu lauschen
Indem ich auf meine Träume achte
Indem ich die Nachrichten so lese, dass ich Gottes Antwort zu entziffern suche
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Dass Gott redet, ist keine Frage. Ihn zu hören ist die Kunst.
Vielleicht ist meine – hoffentlich vorübergehende Schwerhörigkeit – eine Chance.
Loco_just_Loco 18. Juni 2012
Oh oh!
Gute Besserung wünsche ich, und schließe mich den kollegialen Mahnungen aus Berlin inhaltlich voll an. „Gebt acht auf euch selbst“, sagt Paulus, und fügt erst dann dazu „… und auf die ganze Herde“!
riverjessie 17. Juni 2012
Ich wünsche natürlich auch rasche Besserung.
Und knabbere wieder mal an dem Gedanken, ob Gott die Menschen nicht überschätzte, nachdem wir noch immer suchen, rätseln und Gottes Zeichen zu dechiffrieren bemüht sind. Der Mensch braucht klare Regeln, um sie zu umgehen. Was er erst gar nicht als solche erkennen kann, wird sowieso ignoriert. Adam, Eva, die Schlange – im Grunde genommen alles für die Katz‘.
Und dann erst die vielen Missinterpretationen … seufz.
SN 11. Juni 2012
Oh, dann ist es also wirklich das, was ich schon befürchtet habe nach dem Kommentar bei Facebook! Ach herrje… und jetzt hoffentlich kein Tinnitus als dauerhaft bleibende Mahnung.
Auf jeden Fall Anlaß, mal zu überdenken, was man „nicht hören will“, und ob nicht irgendwas zuviel war in letzter Zeit. Ich wünsche baldige Besserung und die Wiedererlangung der vollen Hörfähigkeit!
Sansibar 11. Juni 2012
Oh weia…
Ich wünsche Dir gute Besserung…
Hoffentlich kannst Du auf das Warnzeichen hören.
Ich weiß, dass viele Pfarrer einen ganz enormen Druck bei ihrer Arbeit ertragen müssen und oft kaum dazu kommen, auch einmal an die eigenen Bedürfnisse und Sorgen zu denken.
Wo sollten sie sich auch ausweinen können, wo eine Pause finden, einmal durchzuatmen? In der Gemeinde müssen sie immer stark und zuverlässig sein, eine Stütze, an die andere sich anlehnen können…
Zumindest glauben das viele Pfarrer von sich selbst.
Dabei denke ich gar nicht, dass Du dazu gehörst.
Aber wir kennen uns ja kaum, obwohl ich schon eine ganze Weile hier mit-lese…
Ja, achte auf die Zeichen, die Gott Dir schickt.
Und achte auf Dich selbst…
Herzliche Grüße
Richard